Was, wenn niemand will?
21.01.2020 Bezirk Sissach, Nusshof, PolitikDringend gesucht: Zwei Kandidierende für den Gemeinderat
Die Suche nach Kandidaten für den Gemeinderat von Nusshof verlief bisher erfolglos. Wie geht es weiter, wenn niemand Verantwortung übernehmen will? Wird Nusshof das nächste «Hersberg»?
David ...
Dringend gesucht: Zwei Kandidierende für den Gemeinderat
Die Suche nach Kandidaten für den Gemeinderat von Nusshof verlief bisher erfolglos. Wie geht es weiter, wenn niemand Verantwortung übernehmen will? Wird Nusshof das nächste «Hersberg»?
David Thommen
«Es ist ausgesprochen schwierig», sagt Gemeindepräsident Paul Richener. Von Kandidatinnen und Kandidaten für den Gemeinderat sei weit und breit nichts zu sehen. Langsam sei es schwer vorstellbar, dass sich dies bis zum 9. Februar noch entscheidend ändern wird.
Richener selber tritt nach 20 Jahren ab. Damals, bei seiner ersten Wahl, war die Lage ebenfalls unangenehm – sogar noch unangenehmer: Sämtliche drei Gemeinderäte traten im Jahr 2000 nicht mehr zur Wahl an und Richener musste, kaum gewählt, sogleich als Gemeindepräsident in die Hosen steigen. Nun verabschiedet er sich zusammen mit Gemeinderätin Karin Schweizer, die nach sechs Jahren genug hat. Es verbleibt als Bisheriger einzig Gemeinderat Niklaus Lang.
Zwei Vakanzen aufs Mal sind im 263-Einwohner-Dorf mit seinen 204 Stimmberechtigten erfahrungsgemäss eine grosse Hypothek. Viele potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten seien bereits angesprochen worden, heisst es in Nusshof, doch bislang gebe es keinerlei Anzeichen dafür, dass jemand antreten wolle.
Der Gemeindepräsident spricht von einer angespannten Lage im Dorf. Es werde bei so manchem Geschäft jeweils sofort Kritik am Gemeinderat geübt, «aber Verantwortung übernehmen will keiner». Dies habe zur Folge, dass potenzielle Kandidaten abgeschreckt würden. Umgekehrt gibt es Stimmen im Dorf, den Schwarzen Peter dem Gemeinderat zuschieben: Dieser trage mit eigenwilligen Entscheiden dazu bei, dass die Fronten verhärtet seien.
Schwierige Aufgaben
Richener selber hatte mit einigen Projekten einen schweren Stand, zuletzt vor allem mit der von ihm eingeleiteten Felderregulierung, gegen die es im Dorf Proteste und Einsprachen hagelte. Er sei zwar zuversichtlich, dass er hier bis zum Ende seiner Amtszeit noch viele Zweifel ausräumen kann, sagt Richener, doch für seine Nachfolger im Gemeinderat bleibe die Aufgabe der Gesamtmelioration natürlich weiterhin sehr gross: «Das könnte abschreckend auf Kandidatinnen und Kandidaten wirken.» Ebenso eher unangenehm ist die finanzielle Situation der Gemeinde, nachdem es die Gemeindeversammlung kürzlich abgelehnt hatte, die Steuern wie vom Gemeinderat beantragt um 5 Prozentpunkte zu erhöhen. Die Einwohnerinnen und Einwohner stimmten nur einer deutlich kleineren Steuererhöhung zu, was eine weniger rasche Gesundung der Finanzen erwarten lässt. Er sehe zwar nicht schwarz, doch auch hier werde der neue Gemeinderat stark gefordert sein, sagt Richener. Ohnehin sei das Amt kein Zuckerschlecken: «In einem kleinen Dorf bringt das viel Aufwand mit sich. Man darf sich kein falsches Bild machen.»
Was, wenn in Nusshof der Gemeinderat nach dem zweiten Wahlgang oder sogar nach weiteren Wahlgängen noch immer nicht komplett sein sollte? Das würde stark an die Nachbargemeinde Hersberg erinnern. Diese hat sich nach wiederholt schwieriger Suche nach Gemeinderäten dazu entschlossen, eine Fusion mit Arisdorf anzustreben. Ein Modell für Nusshof? «Nein, davon halte ich überhaupt nichts», sagt Richener. Sein Dorf arbeite bereits heute in vielen Bereichen mit den Nachbarn zusammen. Er möge «nicht einmal daran denken», die Autonomie ganz aufzugeben. Auch wolle er keinen Statthalter des Kantons ins Dorf einziehen sehen. «Jetzt braucht es Nusshöfer, die Verantwortung übernehmen, sonst kommt es falsch», sagt er. Noch ist Zeit.