Liebe, Leidenschaft und Historie
21.01.2020 Bezirk Sissach, Gelterkinden, KulturLesung mit Federica de Cesco
Federica de Cesco hat im Marabu eine Kostprobe aus ihrem neusten und noch nicht erschienenen Roman gegeben. Die Schriftstellerin zog das Publikum in ihren Bann.
Susan Fey
Federica de Cesco, eine weltreisende Autorin, die mit ihren ...
Lesung mit Federica de Cesco
Federica de Cesco hat im Marabu eine Kostprobe aus ihrem neusten und noch nicht erschienenen Roman gegeben. Die Schriftstellerin zog das Publikum in ihren Bann.
Susan Fey
Federica de Cesco, eine weltreisende Autorin, die mit ihren Romanen für Erwachsene und Jugendliche Generationen prägte. Alles begann mit ihrem ersten Werk «Der rote Seidenschal». Da war Federica de Cesco gerade einmal 16 Jahre alt. Sie wurde 1938 als Tochter eines italienischen Vaters und einer deutschen Mutter in Norditalien geboren. Ihr Leben verbrachte sie in Afrika und in verschiedenen europäischen Ländern. Seit 1962 lebt und arbeitet Federica de Cesco in der Schweiz. 1971 heiratete sie ihren zweiten Mann, den japanischen Fotografen Kazuyuki Kitamura, mit dem sie heute in Luzern lebt.
Als am Sonntagvormittag im Gelterkinder Marabu Federica de Cesco den Saal betritt, herrscht grosse Erwartung. Das Publikum, meist Frauen, sind gespannt auf die zierliche, aber trotzdem kraftvoll wirkende Schriftstellerin. Auch Kazuyuki Kitamura sitzt im Publikum. Nach einer kurzen Begrüssung bittet Federica de Cesco mit einem Lachen um Verständnis, dass sie spontan einige Programmänderungen vorgenommen hat. Sie werde nicht nur aus dem Werk «Der englische Liebhaber» vorlesen, sondern auch aus «Die neunte Sonne», und zum Schluss einen Einblick in ihren neusten Roman geben.
Recherche als Basis jeden Romans
Das Publikum hört einen Ausschnitt aus den authentischen und originalen Tonbandaufnahmen. Der «englische Liebhaber» sendete seiner Geliebten, der Tante Federica de Cescos, neben Briefen auch Sprachnachrichten auf Tonbändern. Mit sonorer Stimme spricht er von körperlicher und geistiger Liebe und einer wunderschönen Sinfonie der beiden. Die Schwärmereien und Sinnlichkeiten lassen die Zuhörerinnen angenehm berührt schweigen. «Ich fand bei meiner Tante im Buffet einen alten, vertrockneten Rosenstrauss mit Karte und Schachteln mit Briefen. Da hat sich natürlich mein Schriftstellerinstinkt geregt», erklärt die Autorin, wie es zu «Der englische Liebhaber» gekommen sei. «Als ich später die Kartons aufmachte und die Briefe las, war für mich klar, dass es aus diesem Schatz einen Roman geben wird.» Wenn Federica de Cesco vorliest, schweben die Worte auf sanften Wellen durch den Raum. Sie ist sehr konzentriert und zieht das Publikum in ihren Bann.
«Die neunte Sonne» sei eher ein Roman für Männer, sagt de Cesco und lächelt. «Die Frauen hassen es, die Männer lieben es. Den Frauen fehlt einfach der Liebhaber.» Das Buch erzählt ein Stück deutsch-japanische Geschichte. Wie alle Bücher von Federica de Cesco ist auch dieser Roman genauestens recherchiert und mit vielen historischen Details gespickt. So erfährt der Leser, wie Beethovens 9. Sinfonie nach Japan kam. Beim Vorlesen aus diesem Roman wird Federica de Cesco eins mit ihrem Buch und löst die verschiedensten Emotionen bei den Zuhörern aus.
Inuits und Vogelmenschen
Zum Schluss nimmt die Schriftstellerin ganz unkompliziert ein paar Seiten des Manuskripts ihres neusten Buchs «Vermächtnis des Vogelmenschen» in die Hände und sagt: «Ich werde euch, wenn ich das vorgelesen habe, eine Frage stellen.» Sie liest von einer jungen Archäologin und deren Grossmutter, sanftmütigen Neandertalern, Inuits, Schamanen, Vogelmenschen und ihren Ritualen, Lebensformen und Beziehungen. Ein Stück Erdgeschichte und Wissensvermittlung verpackt in einen Roman mit Humor und Sensibilität. Auch hier besticht die akribische Recherche. Das Buch wird voraussichtlich diesen Herbst erscheinen. Federica de Cesco will nach Beendigung der Vorlesung wissen: «Was sind die Vogelmenschen heute? Es sind die Schutzengel», sagt sie mit einem Strahlen im Gesicht.
Den Zuhörern gibt sie noch diese Worte mit auf den Heimweg: «Es ist wichtig, sich zu informieren und zu recherchieren, bevor man sich ein Urteil bildet.»