Integration beim Einsatz für die Natur
17.01.2020 Baselbiet, Gelterkinden, Wirtschaft, GesellschaftDie Stiftung Öko-Job fördert Stellensuchende
Seit mehr als 20 Jahren unterstützt die Stiftung Öko-Job Menschen auf ihrem Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt. Die Klienten werden in Werkstätten beschäftigt oder leisten Arbeitseinsätze in der Natur.
Elmar ...
Die Stiftung Öko-Job fördert Stellensuchende
Seit mehr als 20 Jahren unterstützt die Stiftung Öko-Job Menschen auf ihrem Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt. Die Klienten werden in Werkstätten beschäftigt oder leisten Arbeitseinsätze in der Natur.
Elmar Gächter
Eine fünfköpfige Gruppe von Männern, ausgerüstet mit Motorsense, Astscheren und Hacken kämpft sich durch die Gehölze und Brombeeren am steilen Strassenbord. Sie sind im Auftrag von Pro Natura Baselland unterwegs, damit im Frühling die Blumen und Kräuter wieder aufkommen und blühen können.
Sich für die Erhaltung und Pflege der Natur und der Landschaften einzusetzen, gehört zum Alltag des Teams um Matthias Knecht. Er leitet den Bereich Natur und Landschaft bei der Stiftung Öko-Job.
Die Stiftung wurde vor etwas mehr als 20 Jahren gegründet mit dem Ziel, Menschen darin zu unterstützen, den Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt zu finden. Was als kleine Organisation begonnen hat, findet sich heute mit rund 20 Mitarbeitenden an ihrem Hauptsitz in Gelterkinden sowie Zweigstellen in Liestal und Basel wieder.
Wieder Arbeitsluft schnuppern
Bis zu 65 Arbeitsplätze sind es, die sie den von der Arbeitslosenversicherung, der Invalidenversicherung oder den kommunalen Sozialdiensten zugewiesenen Stellensuchenden anbietet. Mit dem Restaurieren von Möbeln, Reparieren von Velos, dem Kurierdienst mit dem E-Bike oder der Arbeit in der Textilwerkstatt steht ihnen eine breite Palette von Integrationsprogrammen offen.
Vielfältig präsentieren sich auch die Aufgaben des Bereichs Natur und Landschaft. Die bis zu 15 temporär zugewiesenen Teilnehmenden pflegen Wiesen, Weiher, Hecken und Wälder und kümmern sich um den Unterhalt von öffentlichen Einrichtungen. Nur die wenigsten sind Fachpersonen auf diesem Gebiet. «Unsere Leute bringen die unterschiedlichsten beruflichen Voraussetzungen mit. Da kann durchaus auch jemand, der vorher im Büro gearbeitet hat, sich für einen Einsatz in unserer Gruppe interessieren», sagt Knecht.
Mindestens so wichtig wie die Art der Arbeit sei es für die Teilnehmenden, wieder Arbeitsluft zu schnuppern und sich in ein Team zu integrieren. Von ihnen würden Offenheit, Toleranz und Respekt sowohl der Arbeit als auch den Kollegen gegenüber erwartet.
Gratwanderung für Betreuer
Eine der grössten Herausforderungen sieht Matthias Knecht darin, einerseits den vielen Ansprüchen der Teilnehmenden mit ihrem sozialen Hintergrund und den oft nicht einfachen Lebensumständen gerecht zu werden und andererseits die Aufträge Dritter mit der nötigen Qualität und fristgerecht zu erledigen. «Es ist schon eine Gratwanderung, das richtige Mass gerade auch in Bezug zum Zeitdruck zu finden», sagt er.
Nicht einfacher macht die Situation zudem, dass die zugewiesenen Personen in der Regel nur wenige Wochen bei Öko-Job tätig sind, bevor sie in der ersten Arbeitswelt wieder, zumindest temporär, eine Stelle finden. «So erfreulich dies für die Leute auch ist, so bedauerlich ist es, gute berufliche und persönliche Beziehungen schon nach kurzer Zeit wieder abbrechen zu müssen.»
Als eine seiner wichtigen Aufgaben nennt Matthias Knecht, ein gutes Klima in der Gruppe aufrechtzuerhalten. Es gebe hier Leute mit den verschiedensten Hintergründen, halt eine bunt zusammengewürfelte Truppe. Zum guten Klima trage sicher bei, dass die Gruppen sehr viel unterwegs seien und zusammen in der Natur Sinnvolles leisten könnten. «Wichtig ist auch, am Mittag einmal ein Feuer zu machen und zusammen eine Wurst zu bräteln.»
Gut für Moral und Fitness
Einer, der beim Aushacken der Brombeerstauden am Bord in Läufelfingen mit anpackt, ist Andres Schaeffer. Der Gärtnermeister ist relativ kurz nach Beginn seiner Arbeitslosigkeit zur Grüngruppe von Öko-Job gestossen. Er hat beim RAV-Berater aktiv um eine Zuweisung ins Programm angefragt. «Mir gefällt es hier sehr gut. Die tägliche Arbeit ist vor allem wichtig für die Moral und hier kann ich mich auch körperlich fit halten. Nur zu Hause sitzen ist nicht mein Ding.» Auch er hofft, möglichst schnell wieder eine feste Anstellung zu finden.
Die Frage, ob sich die relativ kurze Einsatzzeit von in der Regel maximal drei Monaten positiv auf die Stellensuche auswirke, beantwortet Matthias Knecht mit einem klaren Ja. «Öko-Job bietet auch ein Coaching sowie verschiedene Ausbildungs- und Weiterbildungsmodule an, darunter auch Alltags-Mathematik für Leute, die grundlegende Probleme mit dem mathematischen Verständnis im Alltag haben.»
Aufträge der öffentlichen Hand
Auch könne man in seinem Bereich das Handhaben von Motorsense oder Kettensäge mit einem Zertifikat abschliessen. Viele der Teilnehmenden seien zwar handwerklich gut gerüstet, wegen eines fehlenden Bewerbungsdossiers jedoch unsichtbar auf dem Arbeitsmarkt. «Diesen kann ein solches Zertifikat sehr hilfreich sein», ist Knecht überzeugt.
An Arbeit fehlt es der Gruppe Natur und Landschaft auch künftig nicht. Der Kanton mit seinen verschiedenen Dienststellen, die Gemeinden, Forstbetriebe oder Naturschutzorganisationen wie Pro Natura nehmen die Dienste von Öko-Job seit vielen Jahren gerne in Anspruch. Und dies ist auch Motivation für Matthias Knecht. «Wir haben die Möglichkeit, unsere Arbeitskräfte dort zur Verfügung zu stellen, wo sonst niemand hingeht, weil es sich nicht rentiert.» Und so macht er sich mit seinen Mitarbeitenden auf, die nächsten Gehölze und Brombeerstauden zurückzuschneiden.