Eisenbahn- und Strassenböschungen als ökologische Oasen
17.01.2020 Baselbiet, Läufelfingen, NaturLandwirte pflegen im Auftrag des Naturschutzes Borde
Pro Natura Baselland will an den Böschungen von Strassen und Eisenbahnlinien «vergessenen» Lebensraum aufwerten und setzt dabei auch auf die Unterstützung der Landwirtschaft.
Elmar Gächter
Konzentriert ...
Landwirte pflegen im Auftrag des Naturschutzes Borde
Pro Natura Baselland will an den Böschungen von Strassen und Eisenbahnlinien «vergessenen» Lebensraum aufwerten und setzt dabei auch auf die Unterstützung der Landwirtschaft.
Elmar Gächter
Konzentriert und sicher lenkt Thomas Zbinden seinen Hangmäher über das steile Bahnbord an der Eisenbahnlinie Sissach – Olten. Hier im Siedlungsgebiet von Läufelfingen haben die SBB in den vergangenen Jahren die rund 40 Aren umfassende Fläche einmal jährlich gemulcht, mit der Folge, dass ihr ökologischer Wert weitgehend gesunken ist.
Diesem Verlust an wertvollem Lebensraum für Kleintiere und Pflanzen hat Pro Natura Baselland schon vor längerer Zeit den Kampf angesagt. Allein an der Hauensteinlinie pflegt sie seit über 30 Jahren die Bahnborde mit einer Gesamtfläche von heute rund 1,6 Hektaren. Zudem hat sie 2013 das Projekt «Blühende Borde fürs Baselbiet» gestartet und ein Böschungsinventar über den ganzen Kanton erstellt.
Damit die inzwischen mehr als 5 Kilometer Böschungen nachhaltig aufgewertet und gesichert sind, will Pro Natura Baselland die Flächen durch Landwirte, Unterhaltsdienste oder lokale Naturschutzvereine bewirtschaften lassen.
30 Franken Entschädigung pro Are
Landwirt Thomas Zbinden aus Itingen hat sich entschieden, den Hang in Läufelfingen als landwirtschaftliche Nutzfläche unter seine Fittiche zu nehmen und ihn in Absprache mit Pro Natura Baselland zwei- bis dreimal im Jahr zu mähen. Neben den Direktzahlungen des Bundes erhält er dafür von den SBB einen Beitrag von 30 Franken pro Are.
Um die Arbeit zu erleichtern, hat Thomas Zbinden eine Maschine angeschafft, mit der sich so steile Hänge wie hier absolut sicher und biodiversitätsschonend mähen lassen. In den Kauf des Brielmaier-Hangmähers hat er rund 40 000 Franken investiert. Ein bisschen zu früh, zahlt doch der Kanton Baselland seit 2019 befristet auf drei Jahre Beiträge an solche Anschaffungen. Betriebe, die für den Bezug von Direktzahlungen berechtigt sind, erhalten einen Beitrag von 25 Prozent oder maximal 8000 Franken pro Gerät.
Die Empfänger verpflichten sich, die Maschine während mindestens sechs Jahren auf ihren Betrieben einzusetzen und vor allem, sie weiteren Landwirten zur Nutzung in Miete oder für das Mähen im Lohn zur Verfügung zu stellen.
Golddistel und Orchideen
Urs Chrétien, Projektleiter bei Pro Natura Baselland, hat die Beitragsaktion lanciert und zusammen mit dem Ebenrain-Zentrum umgesetzt. «Wir erhoffen uns damit, dass wieder viele Böschungen gemäht werden. Denn die Arbeit hat sich für den Landwirt schlichtweg nicht mehr gelohnt.»
Einige Hundert Meter nördlich des Bahnhofs ist eine Gruppe der Stiftung Öko-Job (siehe Text oben) daran, die früher beweidete Strassenböschung von invasiven Brombeerstauden zu befreien. Auch dieser Hang mit der äusserst seltenen Golddistel und Orchideen soll wieder zur Biodiversitätsfläche werden. Damit werden jedoch noch längst nicht alle Böschungen im Kanton Baselland nach ökologischen Kriterien gepflegt sein.
Urs Chrétien spricht von sogenannten Grenzertragsflächen, wie sie sich in Baselland auf mehreren Hundert Hektaren finden. «Pro Natura Baselland ist auf der Suche nach den nötigen finanziellen Mitteln, damit wir ein weiteres wichtiges Projekt zur Vernetzung der letzten naturnahen Lebensrauminseln in unserer intensiv genutzten Landschaft realisieren können.»