Die letzte grosse Debatte um die S9?
16.01.2020 Baselbiet, VerkehrMichèle Degen
Ein Umsteigeknoten in Rümlingen, die Einführung des Halbstundentakts während der Hauptverkehrszeiten oder eine neue Haltestelle in Thürnen. Das sind nur drei von zahlreichen Vorschlägen, die das «Läufelfingerli» nach seiner Rettung an der Urne 2017 ...
Michèle Degen
Ein Umsteigeknoten in Rümlingen, die Einführung des Halbstundentakts während der Hauptverkehrszeiten oder eine neue Haltestelle in Thürnen. Das sind nur drei von zahlreichen Vorschlägen, die das «Läufelfingerli» nach seiner Rettung an der Urne 2017 besser auslasten sollten. Die meisten dieser Massnahmen sind jedoch entweder bereits ganz oder teilweise umgesetzt, oder gemäss Regierung nicht mit dem beabsichtigten Erfolg realisierbar. Heute entscheidet der Landrat über sechs Vorstösse zur S9.
So forderten zum Beispiel Landrat Jan Kirchmayr sowie die Parteilose Regina Werthmüller den Regierungsrat auf, zu prüfen, ob ein Umsteigeknoten in Rümlingen dem «Läufelfingerli» mehr Passagiere bescheren könnte. Mit dem neuen Fahrplan wurde im Dezember jedoch bereits ein Umsteigeknoten geschaffen – einfach in Buckten, wo die Passagiere von der Buslinie 109 neu auf die S9 umsteigen können.
Er wurde gleichzeitig mit jenem in Rümlingen geprüft, diesem aber vorgezogen, weil die benötigten baulichen Massnahmen wie eine zusätzliche Haltestelle und ein Wendeplatz beim Bahnhof zeitnah und ohne grosse finanzielle Aufwendungen ausgeführt werden konnten. «Aufgrund der Realisierbarkeit per Dezember 2019 und der deutlich kostengünstigeren Infrastrukturmassnahmen wurde Buckten als Umsteigepunkt bestimmt», schrieb die Regierung in ihrer Antwort an den Landrat.
Auch die Forderung von SP-Landrätin Sandra Strüby-Schaub, die Abfahrtszeiten der S9 ab Sissach und Olten zu vertauschen, um den Anschluss an die Schnellzüge zu gewährleisten, ist bereits teilweise umgesetzt. Mit dem Fahrplanwechsel 2019/20 wurden die Abfahrtszeiten der S9 den Pendlerströmen angepasst. Das heisst, morgens haben die Pendler Anschlüsse auf die Schnellzüge in Olten und Sissach. Mittags erfolgt ein Taktwechsel, sodass am Nachmittag die Anschlüsse von den Fernverkehrszügen ins Homburgertal sichergestellt sind. Auch Strübys Forderung wurde also teilweise bereits entsprochen.
«Mittelfristig soll nun noch erreicht werden, dass die S9 auch vormittags zur vollen Stunde in Sissach ankommt, um die Schnellzugsanschlüsse nach Zürich zu sichern», sagt ÖV-Planer Dominic Wyler auf Anfrage. In welchem Zeitrahmen das realsiert werden soll, steht jedoch noch nicht fest. Der Gelterkinder SP-Landrat Martin Rüegg hätte die S9 zu den Hauptverkehrszeiten gerne halbstündlich fahren sehen. Der Regierungsrat lehnte dies mit der Begründung ab, dass die Nachfrage nicht genügend steigen werde, um damit die entstehenden Kosten zu decken. Der Kostendeckungsgrad würde also sinken. Trotzdem haben die meisten Gemeinden im Homburgertal seit Mitte Dezember halbstündlich Verbindungen nach Sissach.
Massnahmen zeigen Wirkung
Einmal stündlich fährt das «Läufelfingerli» und 30 Minuten versetzt verkehrt die Buslinie 108. Neben Läufelfingen hat also nur Thürnen, das keine Zugshaltestelle besitzt, nur eine ÖV-Verbindung pro Stunde und Richtung. Die Forderung, in Thürnen eine Haltestelle einzurichten, wurde nicht weiterverfolgt. Vor allem, weil vom Gemeinderat das Zeichen kam, Thürnen wolle gar keine Haltestelle.
Die bisher getroffenen Massnahmen scheinen Wirkung zu zeigen. Seit dem Fahrplanwechsel seien die Fahrgastzahlen erheblich angestiegen, wie die bz von gestern schreibt. Auf dem meistbenutzten Kurs am Morgen, der 7.24 Uhr in Sissach ankommt, waren in der Woche nach Fahrplanwechsel zwischen 91 und 103 Passagiere anzutreffen. Im Jahr 2018 nutzten durchschnittlich 61 Personen diesen Kurs. 90 Sitzplätze stehen im «Läufelfingerli» in der 2. Klasse zur Verfügung. In zwei Jahren soll dann Bilanz gezogen werden, ob die Massnahmen die S9 auch langfristig besser ausgelastet haben. «Wir sind zuversichtlich», sagt Wyler.
Die Regierung sowie die Bau- und Planungskommission beantragen alle Vorstösse zur Ablehnung. Der Landrat dürfte dieser Empfehlung in den meisten Fällen folgen.