Dokumentarfilm «Im Spiegel» mit Crew und Protagonisten
Der neue Basler Dokumentarfilm «Im Spiegel» begleitet die Coiffeuse Anna Tschannen, die Obdachlosen die Haare schneidet, und ihre Kunden im harten Alltag. Nach dem Film steht Tschannen, der Regisseur und ein Protagonist im Marabu ...
Dokumentarfilm «Im Spiegel» mit Crew und Protagonisten
Der neue Basler Dokumentarfilm «Im Spiegel» begleitet die Coiffeuse Anna Tschannen, die Obdachlosen die Haare schneidet, und ihre Kunden im harten Alltag. Nach dem Film steht Tschannen, der Regisseur und ein Protagonist im Marabu Rede und Antwort.
Barbara Saladin
Zwischen der Gesellschaft und ihrem Rand liegt nur ein schmaler Grat. Dies zeigen die Lebensgeschichten der Protagonisten, die für den Basler Dokumentarfilm «Im Spiegel» aus ihrem Leben erzählen. Sie tun dies im Coiffeurstuhl des mobilen Salons von Anna Tschannen. Die Coiffeuse schneidet seit zwölf Jahren an Orten die Haare, wo sonst keiner seine Kundschaft trifft: im Tageshaus für Obdachlose, im Männerheim der Heilsarmee, im Behandlungszentrum für Heroinabhängige Janus und für die Offene Kirche Elisabethen.
Aber Tschannen schneidet nicht nur Obdachlosen die Haare und verhilft ihnen so wieder zu einem gepflegteren Aussehen, sondern sie tut dabei auch etwas, was die meisten anderen Menschen nicht tun: Sie hört ihnen zu. Und sie hatte die Idee zum Film «Im Spiegel», der derzeit in den Kinos läuft. Auch am Drehbuch wirkte Tschannen, deren Mutter aus Tenniken stammt, mit.
Job weg, Wohnung weg …
Oft steht am Anfang der Abwärtsspirale eine Lebenskrise, eine Krankheit oder ein Unfall. Und oft geht es schneller als man denkt: Job weg, Wohnung weg, Boden unter den Füssen weg. Auf sehr einfühlsame Art lässt nicht nur die Coiffeuse Anna Tschannen ihre Kundschaft reden, sondern begleitet auch die Kamera verschiedene Betroffene in ihrem Leben.
Da ist der Mann, der in der Notschlafstelle übernachtet und sich trotzdem bemüht, ein guter Vater für seinen Sohn zu sein. Oder die Frau, die früher schlecht über Obdachlose dachte – bis sie selber ihre Wohnung verlor. Oder jener, der nie in seinem Leben Wärme erfuhr und fast zehn Jahre «draussen» lebte, bevor er zu einer Wohnung kam, die er nun um alles in der Welt behalten möchte.
Es sind prägnante Aussagen, eindrucksvolle Bilder und nicht zuletzt auch immer wieder bekannte Schauplätze wie etwa der Basler Bahnhof, die dazu führen, dass diese Lebensgeschichten nahegehen.
Dank der bereits bestehenden Vertrauensbasis zwischen Anna Tschannen und ihrer Kundschaft konnte der Dokfilm «Im Spiegel» überhaupt entstehen, denn viele hätten sich nicht vor die Kamera getraut, sagt der Regisseur Matthias Affolter.
Nicht Mitleid, sondern Mitgefühl
Gefragt nach der Kernaussage des Films, sagt er: «Für mich gibt es nicht eine einzige Kernaussage. Ich wünsche mir vielmehr, dass der Film eine Erfahrung ermöglicht, aus der jeder Zuschauer seine eigenen Schlüsse ziehen kann. Oder wie Anna Tschannen es betont: ‹Kein Mensch will Mitleid, höchstens Mitgefühl.›» «Im Spiegel» bemitleidet die Menschen nicht, sondern gibt ihnen eine Stimme und ein Gesicht. Es ist ein Film voller Menschlichkeit.
Wenn «Im Spiegel» am kommenden Donnerstag im Marabu in Gelterkinden gezeigt wird, dann kommen auch Anna Tschannen, Regisseur Matthias Affolter sowie ein Protagonist aus dem Film ins Oberbaselbiet. Nach der Vorstellung werden sie über den Film diskutieren, und es gibt auch Gelegenheit fürs Publikum, Fragen an Crew und Hauptdarsteller zu stellen.
Donnerstag, 23. Januar 20.15 Uhr, «Im Spiegel», Spezialvorführung mit anschliessender Gesprächsrunde mit Cast und Crew, Kino Marabu, Gelterkinden. www.im-spiegel.ch, www.marabu-bl.ch