Gesägt oder im Topf
19.12.2019 Baselbiet, Buus, GelterkindenDas Geschäft mit den Weihnachtsbäumen hat sich verändert. Immer mehr Menschen leihen die Tannen in Töpfen aus und geben sie danach wieder an den Vermieter zurück. Corina Wyss versucht sich mit Freunden erstmals an diesem Konzept.
Joshua Moser
Es regnet und windet ...
Das Geschäft mit den Weihnachtsbäumen hat sich verändert. Immer mehr Menschen leihen die Tannen in Töpfen aus und geben sie danach wieder an den Vermieter zurück. Corina Wyss versucht sich mit Freunden erstmals an diesem Konzept.
Joshua Moser
Es regnet und windet ziemlich stark. Auf den Gelterkinder Strassen sind nicht viele Passanten anzutreffen, aber auf dem Dorfplatz wird gearbeitet. Die Familie Grieder bereitet sich auf den Weihnachtsbaum-Verkauf vor und lässt sich vom Unwetter nicht abschrecken. Der Stand wird montiert und die Tannenbäume werden aufgestellt. Es ist laut Tanja Müller-Grieder Tradition, dass die Familie aus Tecknau in der vorweihnächtlichen Zeit beim DorfbrunnenTannenbäume verkauft. Seit mehr als 40 Jahren betreibt die Familie diesen Verkauf.
Das Geschäft vor den Festtagen habe sich im Vergleich zu den Anfängen ziemlich verändert – vor allem in den vergangenen Jahren. Dies bestätigt Arnold Grieder. Grund dafür sei unter anderem die Klimadiskussion, die sich auch im regionalen Verkauf von Weihnachtsbäumen bemerkbar mache. Die neueste, daran angelehnte Geschäftsidee lautet: Weihnachtsbäume in Töpfen. Die Tannen sollen über Weihnachten ausgeliehen und danach dem Anbieter zurückgegeben werden. Auf diese Weise entfällt das jährliche Anpflanzen von neuen Weihnachtsbäumen. Dieses Konzept sei für Müller keine Option, da es einen grösseren Aufwand bei der Betreuung bedeuten würde. «Wenn die Tannen zehn, zwanzig Tage in der Wärme gestanden haben, muss man sich sehr gut auskennen, damit sie für mehrere Jahre genutzt werden können», sagt Müller.
Freizeitprojekt Tannenbäume
«Ja, die Pflege der Tannen bringt über das ganze Jahr einen riesigen Aufwand mit sich», sagt Corina Wyss. Sie vermietet in diesem Jahr erstmals Weihnachtsbäume in Töpfen – zusammen mit vier Freunden. Auf die Idee des Unternehmens «Unser Baum Wyss» kamen sie an den vergangenen Festtagen. «Für uns konnte es einfach nicht sein, dass eine Tanne fünf bis sieben Jahre wächst, nur fünf bis zehn Tage in einer Wohnung steht und dann entsorgt wird», so die Buusner. Auch Tannen seien Lebewesen und Lebewesen sollten nicht für Weihnachten geopfert werden.
«Wir haben uns im Internet schlaugemacht und gemerkt, dass es im Oberbaselbiet keine Konkurrenten gibt, die ein ähnliches Konzept verfolgen», so die Buusnerin. Deshalb haben sich die vier Freunde entschlossen, einen Versuch zu wagen und ihr Freizeitprojekt zu starten. Ihr Liefergebiet begrenzt sich auf das Oberbaselbiet. Hat ein Kunde Interesse, liefern sie eine Nordmanntanne im Topf und holen sie nach den Festtagen wieder ab. «Wir werden keine einzige Tanne verkaufen», sagt Wyss. Der ökologische Aspekt sei wichtig, stehe aber nicht im Vordergrund. Die Autofahrt pro Baum falle auch auf kurzen Strecken ins Gewicht, wenn man die CO2-Bilanz der Tannen ausrechne. Weihnachtsbäume zu mieten sei deshalb trotzdem CO2neutraler als der Verkauf und jährliche Anbau von neuen Tannen.
Dank Werbung auf sozialen Medien seien schon viele Interessenten auf das Buusner Unternehmen aufmerksam geworden. «Wir sind extrem positiv überrascht», sagt Wyss zum Feedback der Kunden. «Die Leute haben viel Freude an der Idee, deshalb lohnt sich der Aufwand.» Wie lange eine Tanne halte, bis sie zu gross und zu schwer sei, um in ein Wohnzimmer gestellt zu werden, könne Wyss nicht sagen, einige Jahre würde dies aber sicher funktionieren. «Wir haben bereits einige Ideen, wie wir die Tannen dann brauchen können, spruchreif ist aber noch nichts», so die Initianten. Um das Konzept der Tannen in Töpfen sinnvoll zu nutzen, muss das Unternehmen über einige Jahre weitergeführt werden: «Wir werden nächstes Jahr zu 200 Prozent wieder Tannen vermieten», versichert Wyss. Zu viel Freude bereite ihnen das Projekt, als dass nach nur einem Jahr bereits wieder Schluss ist.
Alle Tannen sind aus der Region
Zurück in Gelterkinden, die Weihnachtsbäume sind aufgestellt. «Wir bemerken, dass die Kunden Schweizer Tannen grundsätzlich bevorzugen und solche anzubieten ist wichtig für uns», sagt Grieder. Dies mache sich durch die immer ungefähr gleichbleibenden Verkaufszahlen bemerkbar. «Pro Jahr verkaufen wir etwa 700 Bäume», schätzt Grieder. «Die Konkurrenz hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Es gibt mehr Anbieter wie Coop, Migros oder Bürgergemeinden und andere private Vertreiber», sagt Müller. In den vergangenen Jahren, wie auch diesen Winter, gebe es viele Tannen aus Dänemark. An ausländische Konkurrenz habe man sich gewöhnt.
Knapp die Hälfte der Tannen, die Grieder zum Verkauf anbietet, stammen aus dem eigenen Anbau. Beliebt seien Rottannen, Blautannen und Nordmanntannen. Letztere könne die Familie Grieder aber nicht alle selber anpflanzen, da der Boden in den Anlagen in Rünenberg und Tecknau ungünstig sei. «Wir beziehen die meisten Nordmanntannen deshalb bei einem Produzenten aus dem Kanton Aargau», sagt Grieder. Es sind etwa 300 an der Zahl. «Unsere Kundschaft weiss, dass die Tannen, die wir hier verkaufen, aus der Region sind. Deshalb sind sie beliebt», so Müller. Das Familienunternehmen ist Mitglied der Interessengemeinschaft IG-Suisse Christbaum, was bedeutet, dass nur Tannen aus der Schweiz verkauft werden dürfen.