«Es waren intensive Jahre»
05.12.2019 Bezirk Waldenburg, Porträt, Hölstein, LandwirtschaftDer Bauernpräsident Andreas Haas tritt heute ab
Heute Abend wird Andreas Haas’ Nachfolger als Präsident des Bauernverbands beider Basel gewählt. Der Hölsteiner blickt auf drei holprige, aber alles in allem dennoch erfolgreiche Jahre zurück.
Lucas ...
Der Bauernpräsident Andreas Haas tritt heute ab
Heute Abend wird Andreas Haas’ Nachfolger als Präsident des Bauernverbands beider Basel gewählt. Der Hölsteiner blickt auf drei holprige, aber alles in allem dennoch erfolgreiche Jahre zurück.
Lucas Huber
Eigentlich wollte Andreas Haas nie Bauernpräsident werden. Doch als sich die Ereignisse vor dreieinhalb Jahren überschlugen und der damalige Präsident des Bauernverbands beider Basel (BVBB) seinen sofortigen Rücktritt einreichte, übernahm Haas, 51. Wie hätte er Nein sagen können? Schliesslich war er damals Vizepräsident. Ausserdem: Wenn einer wie er Kritik übt, ist er der Erste, der sich hinstellt und die Herausforderungen anpackt.
Und Haas packte an. Denn als er sein Amt im April 2016 erst interimistisch und Ende des Jahres nach ordentlicher Wahl ganz offiziell antrat, prangte ein rotes Defizit in den Büchern, und das Heu hatten längst nicht alle Mitglieder auf derselben Bühne. Doch Haas ist ein Vermittler, einer, der das Kind beim Namen nennt, nach Lösungen sucht und pragmatisch an die Dinge herangeht. Er wolle, verkündete er damals, den Verband einen.
Ob ihm das gelungen ist, darüber will und kann er nicht urteilen. «Wir sind auf gutem Weg», so viel lässt er sich immerhin entlocken. Man arbeite gut und zielorientiert zusammen, vereine im Vorstand jede Menge Kompetenz. Doch die Herausforderungen seien gross, gerade in finanzieller Hinsicht. Will heissen: «Wir müssen mehr Leistungen verkaufen.»
Arg angekratztes Bild der Bauern
Eines seiner Ziele war, die Versicherungsberatung für Landwirte auszubauen, gewichtigste Einnahmequelle nach den Mitgliederbeiträgen. Das gelang, doch nicht in jenem Umfang, den sich Haas vorgenommen hatte. Das Potenzial, ist er überzeugt, sei längst nicht ausgeschöpft. Ausserdem hat er einen Blick in Nachbars Garten geworfen: Der Solothurner Bauernverband erstellt innerhalb seines Einzugsgebiets Expertisen für Gemeinden und berät sie in Agrarfragen. Etwas, das Haas auch im Baselbiet gern etabliert hätte.
Er hätte es auch gern geschafft, in der Bevölkerung ein positiveres Bild der Landwirtschaft zu zeichnen. Das ist nämlich arg angekratzt, die Kritik gegen den Bauernstand wird immer lauter, nicht zuletzt seit der lichterloh entflammten Klimabewegung. Andreas Haas mag nicht von Bauern-Bashing sprechen, aber aufs Gemüt schlage einem das schon.
Die zahlreichen Initiativen, über welche die Bevölkerung in den vergangenen drei Jahren abzustimmen hatte, unterstreichen das eindrücklich. Seit dem Jahr 2017 befanden die Stimmbürger über Ernährungssicherheit, Ernährungssouveränität, Fairfood, Hornkühe und Zersiedelung. Und es folgen: Massentierhaltung, Landschaftsschutz, Biodiversität, Trinkwasser und die Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide.
Ein Bauernverband ist in allererster Linie ein Interessenvertreter, so wird er in der Öffentlichkeit auch wahrgenommen. Und damit hat er keinen leichten Stand, nicht in der Schweiz, nicht in diesen Tagen. Denn die Forderungen der Initiativen, würden sie denn angenommen, träfen die Landwirtschaft bis ins Mark. Darum bedeuten sie für Andreas Haas vor allem eins: ungeheuer viel Arbeit. «Es waren unglaublich intensive Jahre», sagt er.
Trotz gelähmtem Arm
Auf der anderen Seite habe es der BVBB durchaus geschafft, die Landwirtschaft ins richtige Licht zu rücken. Bestes Beispiel dafür war die Tierschau 2018 in Reinach, die Haas als OK-Präsident massgeblich zum Erfolg führte. Sie war sein persönlicher Höhepunkt. Davon wird er auch heute Abend berichten. Dann trifft sich der BVBB zur Generalversammlung in Sissach, um Haas’ Nachfolger zu wählen, ein Kandidat steht bereit.
Sein Vorgänger freut sich auf eine ruhigere Phase in seinem Leben, auf die Familie, die drei Töchter und seinen Hof in Hölstein, dem er nun wieder seine ganze Aufmerksamkeit widmen kann, den Milchkühen, den Obstbäumen, den Äckern – und im Frühling dem Spargel.
Beinahe wäre Andreas Haas der Bauernstand allerdings verwehrt geblieben. Kurz vor Abschluss seiner landwirtschaftlichen Ausbildung verunfallte er schwer. Er kam wieder auf die Beine, doch sein linker Arm blieb gelähmt. Nur die wenigsten trauten ihm zu, einen bäuerlichen Betrieb führen zu können. Andreas Haas belehrte sie eines Besseren, und das seit nunmehr 17 Jahren. Sein Rezept: Leidenschaft und Engagement.