Weit mehr als nur Roger Federer
14.11.2019 Baselbiet, Kultur, SissachDas neue Baselbieter Heimatbuch widmet sich dem Export
Im neu erschienenen Baselbieter Heimatbuch dreht sich (fast) alles um Exporte, um Menschen und Produkte von hier, die sich in der weiten Welt behaupten. Am Dienstag wurde dieses Werk mit drei weiteren Büchern aus dem Kantonsverlag in ...
Das neue Baselbieter Heimatbuch widmet sich dem Export
Im neu erschienenen Baselbieter Heimatbuch dreht sich (fast) alles um Exporte, um Menschen und Produkte von hier, die sich in der weiten Welt behaupten. Am Dienstag wurde dieses Werk mit drei weiteren Büchern aus dem Kantonsverlag in Sissach vorgestellt.
Jürg Gohl
Roger Federer, der Tennisstar, ist in einem Kapitel natürlich auch Thema. Er ist der berühmteste Exportartikel unseres Kantons, auch wenn ihn die Basler ebenfalls als den Ihren betrachten. Das jüngste Baselbieter Heimatbuch – es handelt sich inzwischen um die Nummer 32 und es erscheint alle zwei Jahre neu – wendet sich in der aktuellen Ausgabe dem Thema Export zu. Man staunt, was die 15 verschiedenen Autoren alles entdeckt haben: Sanipex, das 1976 in Sissach entwickelte Rohrleitungssystem, oder das Unternehmen Rego-Fix in Tenniken, das sich von einem Einmannbetrieb in Reigoldswil zum weltweit führenden Hersteller von Präzisionswerkzeugen entwickelt hat. In einem weiteren Kapitel wird Martin Schadt aus Seltisberg porträtiert, der das Flüssigkristall-Display entwickelt hat, das aus dem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken ist.
Die Baselbieter Exportschlager, die in diesem Buch zusammengetragen sind, beschränken sich aber längst nicht nur auf wirtschaftliche Errungenschaften. So berichtet der Sissacher Alan Cassidy, einst Mitarbeiter und heute Kolumnist der «Volksstimme», von seiner Arbeit als Zeitungskorrespondent in Washington. Und Nadine Küng aus Maisprach, die ebenfalls eine «Volksstimme»-Vergangenheit hat, schildert ihre humanitären Einsätze fern der Heimat. Der Gelterkinder Twike-Erfinder Ralph Schnyder und die Liestaler Dermatologin Ruth Gonseth, die in Asien ein Tropenspital aufbaute und nun leitet, werden mit ihren Leistungen ebenfalls näher vorgestellt. Am Schluss des Buches wird der Bogen zur weiten Welt noch mit sechs Kurzinterviews mit Baselbieter Auswanderern letztmals aufgespannt. Und eben: Roger Federer hat seinen Auftritt.
Federer zeigt es an: Im Buch sind alle Regionen des Kantons vertreten. Neben Beiträgen aus dem Laufental wird zum Beispiel die aussergewöhnliche Geschichte des Freidorfs ausgerollt, dem jubilierenden Arbeiterdorf im Dorf Muttenz. Und Lorenz Degen blickt vertieft auf die wirtschaftliche Entwicklung des Waldenburgertals.
Auch äusserlich neu
Historiker Marco Geu, einst in Rickenbach jüngster Gemeindepräsident des Kantons, befasst sich mit der Entdeckung der Salzvorkommen im Baselbiet. Sie bilden das vielleicht wichtigste Standbein des Wirtschaftsraums. Doch Geus Verdienste um das Buch beschränken sich nicht nur auf dieses Kapitel. Er präsidiert die Fachkommission, die dieses Werk plant, redigiert und herausgibt.
In diesem Jahr war ihre Arbeit besonders anspruchsvoll, da sich die neuste Ausgabe in einem völlig neuen Gewand präsentiert. Das Layout, die Schrift und das Druckverfahren sind erneuert. Beibehalten wurde die Jahreschronik, gesammelt und verfasst von Beat Meyer. Darin sind die verschiedensten lokalen und regionalen Ereignisse der Jahre 2017 und 2018 festgehalten: vom Walder-Preis an Förster Beat Feigenwinter in Waldenburg über die verweigerte Sanierung der Trefferanzeige in Oberdorf und über die nussfreie Schule in Lausen bis hin zur letzten Meldung – zum Sieg von Roger Federer an den Swiss Indoors.
Zudem gab die Kommission den insgesamt 15 Autoren den Umfang genau vor, sodass das neue Heimatbuch auch auf den zweiten Blick einheitlicher wirkt und der Leser von keinem Thema erdrückt wird. Dass sich 15 verschiedene Autorinnen und Autoren, viele mit einem journalistischen Hintergrund, die 20 «Export»- Beiträge teilen, garantiert auch stilistische Abwechslung.
Mehr als einmal habe er daran gezweifelt, dass die 32. Ausgabe termingerecht vorliegen würde, verriet Geu an der Vernissage des Kantonsverlags im Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung im Gespräch mit Moderatorin und Mitautorin Barbara Saladin. «Es kam einer Operation am offenen Herzen gleich», sagt er. Beeindruckt habe ihn, wie mannigfaltig das Baselbiet auch abseits der Tennis-Stadien in der offenen, weiten Welt verwurzelt sei.
Und die Heimatkunden?
jg. An der Vernissage des Kantonsverlags wurden unter dem Motto «Aus dem Baselbiet für das Baselbiet» insgesamt vier Neuerscheinungen vorgestellt. Mit total 902 Leseseiten sei der Umfang überschaubar, sagt Kantonsverleger Mathias Naegelin. Erneut fehlt vor allem eine Heimatkunde. Eine Heimatkunde – nicht zu verwechseln mit dem oben beschriebenen Heimatbuch – ist der ausführliche Beschrieb einer Gemeinde aus allen denkbaren Blickwinkeln. Zwar sind Kommissionen in Blauen, Böckten, Lampenberg und Niederdorf an der Arbeit, doch das ändert nichts daran, dass zum fünften Mal in Folge die herbstliche Vernissage ohne Heimatkunde auskommen muss. Josua Oehler, der selber an der letzten erschienenen Heimatkunde, jener von Arboldswil, mitgewirkt hatte, rief als Mitglied der Arbeitsgruppe zur Herausgabe von Baselbieter Heimatkunden die Gäste dazu auf, in der eigenen Wohngemeinde für eine Heimatkunde zu werben. Jede vierte Baselbieter Gemeinde hat keine eigene Ausgabe. Oehlers Vorzeigegemeinde ist Pfeffingen. Dort wurden bisher bereits vier Heimatkunden verfasst.
Vier Bücher
jg. Der Kantonsverlag produziere auch «Kassenschlager», sagt Regierungsrätin Monica Gschwind stolz. An der Vernissage am Dienstagabend begrüsste die Baselbieter Bildungs-, Kultur- und Sportdirektorin die Gäste mit dieser erfreulichen Kunde, die sie sogleich auflöste. Wie einst die Naturführer verkaufen sich gemäss Gschwind «Der Mensch im Kosmos» des Sissacher Astronomen Roland Buser und das kindergerechte Buch mit Baselbieter Sagen, geschrieben von Barbara Saladin, ausgezeichnet. Die Autorin interviewte die vier Verfasser. Unter dem Titel «Zukunft säen» wird die Landwirtschaftliche Schule Ebenrain in Sissach vorgestellt. Dass sie 100 Jahre alt wurde, gab nicht nur den Anstoss zum Buch, sondern lieferte auch den Grund, dass die Vernissage in der Ebenrain-Aula stattfand. Das Buch wurde in der «Volksstimme» bereits vorgestellt. Die beiden anderen Werke, die Geschichte der Basler Agglo-Gemeinden aus der Feder des Historikers Georg Kreis sowie eine Bestandesaufnahme zur neuen Baselbieter Verfassung mit ebenfalls vielen namhaften Autoren, werden später an dieser Stelle besprochen.