Mit hohem Stock aus dem Schatten
21.11.2019 Eishockey, Porträt, Sport, SissachElvis Schläpfer hat seinen ersten NLA-Einsatz absolviert
Mit 18 Jahren und 8 Monaten hat der Sissacher Elvis Schläpfer, der Sohn von Kevin Schläpfer, am Freitag erstmals in der höchsten Schweizer Eishockeyliga gespielt. 10 Einsätze, 3:23 Minuten Eiszeit und 6 Strafminuten sind die ...
Elvis Schläpfer hat seinen ersten NLA-Einsatz absolviert
Mit 18 Jahren und 8 Monaten hat der Sissacher Elvis Schläpfer, der Sohn von Kevin Schläpfer, am Freitag erstmals in der höchsten Schweizer Eishockeyliga gespielt. 10 Einsätze, 3:23 Minuten Eiszeit und 6 Strafminuten sind die statistischen Eckpfeiler.
Christof Amsler
«Es war eine grossartige Atmosphäre und es fühlte sich richtig gut an», so beschreibt Elvis Schläpfer seine Eindrücke. Am vergangenen Freitag debütierte der 18-jährige Sissacher im Dress des EHC Biel gegen den HC Lausanne in der National League. Mit insgesamt 3:23 Minuten Eiszeit wäre es ein unspektakulärer Einstand gewesen, wären da nicht die drei kleinen Strafen für hohen Stock gewesen. Die insgesamt sechs Strafminuten waren eine bemerkenswerte Quote für einen Debütanten, der eigentlich alles andere als ein böser Bube ist. Es sind vielmehr Tugenden wie Zielstrebigkeit, Teamgeist und disziplinierte, solide Arbeit, die ihn an die Schwelle zur Profikarriere bringen. «Es sind gemischte Gefühle. Zum einen freue ich mich, dass ich das erste Mal auf diesem Niveau spielen durfte, gleichzeitig ärgere ich mich über meine Strafminuten.» Das Spiel in Lausanne war der vorläufige Höhepunkt aufregender Tage zuvor. Auf die ersten Spiele in der zweithöchsten Liga Ende Oktober folgte ein weiteres Aufgebot in die U20-Nationalmannschaft. In der Slowakei nahm Elvis am Vierländerturnier teil. Kaum zurück, folgte am Dienstag vor einer Woche die Reise mit der ersten Mannschaft des EHC Biel nach Augsburg, wo Elvis zu seinem ersten Einsatz in der Champions-Hockey-League kam.Vier Tage später stand er dann, mit der Rückennummer 37 und, wie für Junioren üblich, noch ohne Namen auf dem Trikot, auf dem Eis der neuen Vaudoise-Arena von Lausanne.
Die Partien in Lausanne und Augsburg waren allerdings nicht seine ersten Einsätze für das Fanion-Team. Bereits in zwei Testspielen im August gegen Mannheim und Langenthal und in der ersten Runde des Schweizer Cups gegen Huttwil durfte er in der ersten Mannschaft schnuppern. Und vorgestern Dienstag stand Elvis im Achtelfinal-Rückspiel gegen Augsburg mehr als sieben Minuten für Biel auf dem Eis – dieses Mal ohne Strafminuten.
Lauter Vater, leiser Sohn
Elvis ist keiner für laute Töne und er bestätigt, dass er der leisere der beiden Schläpfer ist. Rock ’n’ Roll überlässt er lieber seinem Vater Kevin, der als Spieler und Trainer Kultstatus in Biel erlangte. So weilte Elvis Anfang November am «Swiss Ice Hockey Day» in Sissach eher unscheinbar unter den Zuschauern, während sein Vater das öffentliche Training zelebrierte. In seiner Heimat, dort, wo er mit dem Eishockey begann, bevor er via Basel nach Biel wechselte, überliess er die Bühne also noch dem ehemaligen Bieler-Hockeygott.
Fünf Tage zuvor hatte er begonnen, die grosse Eishockeybühne selber zu betreten. Auswärts gegen HC Sierre spielte er mit dem SC Langenthal sein erstes Auswärtsspiel in der zweithöchsten Liga – für den Klub, bei dem sein Vater nun Sportchef ist; ausgerechnet an dem Ort, wo Kevin 2006 seine lange Spielerkarriere mit einem Auswärtsspiel gegen denselben HC Sierre beendete.
«Elvis ist ein Spieler, mit dem man gerne zusammenspielt. Er ist ein guter Zweiweg-Stürmer. Ein typischer Center – diszipliniert in jeder Zone, einer, auf den man sich defensiv verlassen kann und der offensiv seine Mitspieler gut in Szene setzt», so der stolze Vater auf die Frage, was Elvis denn besonders auszeichne. Der Sohn selbst sieht seine Stärken im Spielverständnis. «Ich kann das Spiel gut antizipieren. Aber ich muss mich noch in allen Belangen weiterentwickeln.»
Elvis machte in seiner noch jungen Karriere stets leise und ohne grosses Aufsehen Schritt für Schritt vorwärts. Der 14-jährige Elvis radelte weiter auf dem Rennvelo zur Schule, während die Gleichaltrigen mit dem Mofa auffuhren. Das Velo passte besser zum klaren Ziel des jungen Eishockeyspielers, der verhältnismässig spät und mit Umwegen so richtig mit seiner Leidenschaft loslegen konnte.
Noch nicht nach Nordamerika
Er blieb auch nach der Entlassung seines Vaters als Headcoach des EHC Biel bei den Seeländern. Vater und Sohn schätzten die guten sportlichen Entwicklungsmöglichkeiten in Kombination mit dem Wohnort Sissach. Eine Saison später, im Frühjahr 2018, wurde Elvis mit den Novizen Elite Schweizer Meister. Er war ganz bestimmt nicht der auffälligste Spieler seines Jahrgangs, dafür aber einer der wichtigsten. Seine Qualitäten als verlässlicher Center machten ihn denn auch zum Junioren-Nationalspieler.
Nach der U16-Nationalmannschaft, in der er Captain war, sorgte er im April dieses Jahres mit der U18 in Schweden international für Furore. Ausgerechnet gegen Kanada erzielte er zwei Tore und steuerte zu einem weiteren Tor den letzten Pass bei. Er setzte so ein dickes Ausrufezeichen hinter seinen Namen. Die WM beendete er als teaminterner Topskorer und wurde als einer der drei Top-Spieler seiner Mannschaft ausgezeichnet. Diese starke Leistung hätte es ihm im Sommer ermöglicht, seine Karriere in einer nordamerikanischen Juniorenliga fortzusetzen.
«Es hat Anfragen gegeben und ich habe es mir kurz überlegt.» Doch zusammen mit seinem Vater beschloss Elvis, zuerst eine solide berufliche Basis zu legen und seine Lehre beim EHC Biel abzuschliessen. Er ist sich bewusst, wie schmal der Grat zum Profisportler sein kann. Im Moment hat er in Biel einen Ausbildungsvertrag, der nach dieser Spielzeit noch ein Jahr weiterläuft. «Danach ist mein Ziel ein Profivertrag», so Elvis über seine Zukunftspläne. Seit vergangenem Freitag ist er seinem Ziel einen weiteren kleinen Schritt näher. Noch ist Elvis kein Rock ’n’ Roller in der höchsten Liga. Doch er wird weiter beharrlich und diszipliniert daran arbeiten, seinen Traum zu leben.