Der Kilometer-Millionär
14.11.2019 Bezirk Liestal, Porträt, Bezirk WaldenburgWB-Wagenführer Armin Dunkel wurde nach 40 Dienstjahren pensioniert
Keiner kennt die Eisenbahnstrecke zwischen Liestal und Waldenburg besser als Armin Dunkel. 40 Jahre pendelte er im Führerstand der Waldenburgerbahn hin und her. Kürzlich ging er in Pension.
Lorenz ...
WB-Wagenführer Armin Dunkel wurde nach 40 Dienstjahren pensioniert
Keiner kennt die Eisenbahnstrecke zwischen Liestal und Waldenburg besser als Armin Dunkel. 40 Jahre pendelte er im Führerstand der Waldenburgerbahn hin und her. Kürzlich ging er in Pension.
Lorenz Degen
Armin Dunkel ist das Gesicht der Waldenburgerbahn. Er kannte alle, alle kannten ihn. Sein bevorstehender Abschied löste Emotionen aus. Pendlerinnen und Pendler, die sonst möglichst rasch von der WB auf den Schnellzug nach Basel hasten, nahmen ihre Zeitungen aus den Händen, legten die Kopfhörer ab und blieben vor der Bahn stehen.
Armin Dunkel stieg aus dem Führerstand des «Waldenburgerlis» aus und griff in ein Meer von entgegengestreckten Händen. «Tschau Armin!» rief eine Frau. «Mach’s gut», eine andere. «Du wirst uns fehlen», meint ein Mann. «Geniess es», «Alles Gute», tönte es von Vorübergehenden am 22. Oktober. Es war der letzte Tag für Dunkel als Wagenführer im regulären Fahreinsatz. «Diese Anteilnahme freut mich sehr», sagt er gerührt. Ab 14 Uhr an diesem Dienstag war er offiziell Rentner.
Vor 40 Jahren hat Armin Dunkel bei der Waldenburgerbahn angefangen, zuerst als Kondukteur. Gelernt hatte der gebürtige Bubendörfer den Beruf des Maurers. Eine Zeit lang arbeitete er in einem Spital, ehe er zur Bahn kam, die damals ganz anders war: Im Bahnhof Waldenburg gab es einen Billettschalter, die Industrie verschickte ihre Ware in Holzkisten auf Güterwagen, Bauern verluden Korn, zwei Postwagen zirkulierten durchs Tal. Die Dampflokomotive «G. Thommen» wurde gerade von einem Freiwilligen-Team instand gesetzt, die Eurovapor-Maschine aus Österreich dampfte noch. Drei Triebwagen von 1953 versahen ihren Dienst.
Dunkel hat den Wandel der WB zur Pendlerbahn hautnah miterlebt.
1985 und 1993 kam das heutige Rollmaterial, Post- und Güterzüge verschwanden und mit ihnen die alten Triebwagen. Der alte Bahnhof Waldenburg brannte ab und wurde neu gebaut. Mit der Trennung von Schiene und Strasse erhielt die WB immer mehr eigenen Gleisbereich, was die Unfallgefahr insbesondere im Bereich der Ortsdurchfahrten minimierte. Dunkel hat unter fünf WB-Direktoren gedient und drei Generationen durchs Tal gefahren, in den vergangenen drei Jahren im Kittel der BLT. Mit der Pensionierung des treuen Mitarbeiters endet ein langes Kapitel in der WB-Geschichte.
Zufrieden und dankbar
Dunkel wurde im ganzen Waldenburgertal als sehr freundlicher, zuverlässiger und angenehmer Wagenführer geschätzt. Bei der Talfahrt begrüsste er in Lampenberg-Ramlinsburg übers Mikrofon die Fahrgäste im Zug, kurz vor Liestal verabschiedete er sie. Bei Frühdienst stand er, der neben der WB mit dem Töffli oder dem Velo unterwegs ist, um 4.30 Uhr auf. Hatte er Spätschicht, kam er nach 2 Uhr morgens nach Hause. Sicher und konzentriert führte er seine Züge.Vorsichtig gerechnet hat er in seinen 40 Jahren etwa 2 Millionen Kilometer im WB-Führerstand zurückgelgt.
Zufrieden und dankbar blickt Dunkel, der vor über 30 Jahren in Niederdorf ansässig geworden ist, auf sein Berufsleben zurück: «Ich hatte das Glück, von schlimmen Unfällen verschont zu werden.»
Nun will er sich vermehrt seinen Hobbys zuwenden: dem Garten und der Vogelbeobachtung. Auch wandernd wird man Armin Dunkel nun öfter antreffen.
Mit Armin Dunkel verlässt ein Urgestein die WB. Doch nicht ganz: Er wird weiterhin als Aushilfe ab und zu im Führerstand Platz nehmen. Bis zum grossen Umbau der WB ab März 2021 bleibt er den Passagieren voraussichtlich erhalten.