Wahrnehmen, lieben, schützen
24.10.2019 Baselbiet, Vereine, NaturBrigitt Buser
Frau Schönenberger, Herr Brügger, wie und warum ist der Baselbieter Naturschutztag entstanden?
Astrid Schönenberger: Entstanden ist dieser 1983 in Dittingen. Unter dem Slogan «zämme läbe, zämme schaffe» lancierte Pia Steg, die ...
Brigitt Buser
Frau Schönenberger, Herr Brügger, wie und warum ist der Baselbieter Naturschutztag entstanden?
Astrid Schönenberger: Entstanden ist dieser 1983 in Dittingen. Unter dem Slogan «zämme läbe, zämme schaffe» lancierte Pia Steg, die damalige Präsidentin des Naturschutzvereins Laufental, zusammen mit Ruth Meury den ersten Laufentaler Naturschutztag mit zwölf Teilnehmern und Teilnehmerinnen.
Robert Brügger: Grund dafür war, dass die Dittinger Weide, die am Südhang des Blauen immer mehr von Wald in Beschlag genommen wurde, unbedingt wieder freigelegt werden musste. Der Anlass diente aber nicht nur der Magerwiesenpflege, auch die Geselligkeit kam bei der Arbeit nicht zu kurz. Ein halbes Jahr später wurde die Dittinger Weide unter Schutz gestellt.
War dieser erste Anlass ein Erfolg?
A.S.: Ja und wie! Die Idee fand ein so positives Echo, dass er ab sofort zu einem alljährlichen, regionalen Anlass wurde. Schon wenige Jahre danach führte man in einem Dutzend verschiedener Gemeinden der Region Laufen mit über 100 Personen diesen Tag durch. 1995 erhielten Pia Steg und Ruth Meury für diese Idee sogar den Baselbieter Naturschutzpreis von Pro Natura Baselland.
Was war denn der Grund, warum sich dieser Anlass über das gesamte Baselbiet ausbreitete?
R.B.: Im Rahmen des Internationalen Naturschutztags 1995 übernahmen der BNV (Dachverband der Naturund Vogelschutzvereine des Baselbietes) und Pro Natura Baselland das Modell des Laufentaler Naturschutztags, und so fand am 28. Oktober der erste offizielle Baselbieter Naturschutztag statt, an dem über 77 Gemeinde teilnahmen. Seit diesem ersten Anlass wird er jedes Jahr am letzten Samstag im Oktober in rund 60 Gemeinden durchgeführt. In Maisprach beispielsweise endet er nach dem Einsatz, an dem auch die Gemeinderäte und Vereine mitmachen, jeweils in einem kleinen Dorffest. Aus terminlichen Gründen oder je nach Aufgaben kann der Anlass aber auch vorverschoben oder in Etappen übers Jahr verteilt sein.
Was beinhaltet der Anlass in der Regel?
A.S.: Je nach anstehenden Arbeiten werden Hecken gepflanzt, Waldränder gepflegt, Trockenwiesen gemäht und abgerecht oder Weiher geputzt. Noch wichtiger war aber, dass man dies zusammen mit der Bevölkerung tat. Das heisst, Schulen oder ganze Familien und Vereine machen mit. Wertvoll sind daher auch die entstandenen persönlichen Kontakte zwischen Naturschützerinnen, Förstern, Jägern, Fischerinnen, Landwirten, Schulen, Einwohner- und Bürgergemeinden – sei es bei der Arbeit oder beim nachfolgenden Zmittag oder Zvieri.
R. B.: Das hat auch heute noch Priorität. Und so führen alljährlich immer ungefähr 60 Gemeinden am letzten Samstag im Oktober den Naturschutztag durch. Neben den traditionellen, hochgeschätzten und wertvollen Pflegeeinsätzen in bestehenden Naturobjekten sind im Rahmen des 25. Jubiläums überall im Kanton spezielle Projekte geplant. In manchen Tälern spannen Gemeinden, Organisationen und Schulen zusammen und haben teilweise auch grössere gemeinsame Einsätze geplant.
Wer organisiert den Naturschutztag?
R.B.: Koordiniert wird der Anlass von den zwei kantonalen Naturschutzorganisationen BNV und Pro Natura Baselland. Die Organisation in den jeweiligen Gemeinden übernehmen oft die kommunalen Natur- und Vogelschutzvereine. Gelegentlich sind es auch die Bürgergemeinden, Gemeindebehörden oder Schulen. Mit dabei können auch Förster, Fischer, Jäger und selbstverständlich andere Vereine sein.
Welches Ziel verfolgen BNV und Pro Natura Baselland mit dem Kantonalen Naturschutztag?
R.B.: Das Ziel wäre natürlich, dass sich in allen 86 Gemeinden unseres Kantons der Naturschutztag etabliert. Idealerweise mit möglichst hoher Beteiligung, damit auch neue Bevölkerungsgruppen mit dem Naturschutz in Kontakt kommen. Besondere Fähigkeiten und Kenntnisse sind nicht Bedingung. Dazu eingeladen sind also Schulen, ganze Familien mit Grosseltern, Gotten und Göttis, Freunde oder Vereine.
A.S.: Neben anfallenden leichten Arbeiten ist es den beiden Naturschutzorganisationen ein Anliegen, dass bei der Bevölkerung durch das Schaffen in der Natur auch das Bewusstsein für diese sensibilisiert wird. Auch ist es ein guter Anlass, um besser nachzuvollziehen, warum Pflegeeinsätze, vor allem mit teilweise extrem viel Aufwand, geleistet werden.
«Schauen, schätzen, schützen» heisst hier die Devise. Schauen, damit man die Natur wahrnimmt, schätzen, weil man sie kennenlernen durfte und sie somit vermehrt liebt und daher schützt.
Die Liste der Einsätze und weitere Informationen finden Sie auf www.bnv.ch oder www.pronatura-bl.ch.