Schulungszentrum für Christen verkauft
25.10.2019 Bezirk Waldenburg, LangenbruckDas «Kilchzimmer», ein historisches Anwesen im Bölchengebiet, war fast ein halbes Jahrhundert lang im Besitz von Evangelikalen. Nun wurde es verkauft. Über seine Pläne will der neue Besitzer noch nichts Konkretes sagen.
Sebastian Schanzer
Gleich nach dem ...
Das «Kilchzimmer», ein historisches Anwesen im Bölchengebiet, war fast ein halbes Jahrhundert lang im Besitz von Evangelikalen. Nun wurde es verkauft. Über seine Pläne will der neue Besitzer noch nichts Konkretes sagen.
Sebastian Schanzer
Gleich nach dem Kilchzimmersattel, wenn es von Eptingen herkommend wieder bergab in Richtung Langenbruck geht, führt ein kleiner Weg rechts von der Strasse ab. Ein etwa 450 Jahre altes Haus steht dort, umgeben von weiteren Gebäuden. Eine Bibliothek, eine Scheune, ein Sommerhaus, sogar ein Weiher und ein Sportplatz befinden sich auf dem knapp 12 000 Quadratmeter grossen Grundstück. Kuhglocken sind von fern zu hören und untermalen das ehemalige Ferienheim im hügeligen Bölchengebiet noch etwas mehr als Idylle.
Einst erholten sich die Riehener Diakonissen in diesem Heim von ihrem Alltag. Seit fast fünf Jahrzehnten befindet sich der Weiler aber im Besitz der Kinder-Evangelisations-Bewegung (KEB), ein international tätiges Missionswerk, das weltweit Kindern das Evangelium erklärt und sie mit bestehenden Gemeinden in Verbindung bringt. Der Weiler, Kilchzimmer genannt, diente der Organisation hauptsächlich als Veranstaltungsort von mehrere Monate dauernden Intensivkursen und war zugleich offizieller Sitz der KEB in Europa. Weil die christliche Organisation mit ihrem Angebot aber vor allem im Osten Europas auf Interesse stösst, gab sie ihren Sitz in Langenbruck auf und suchte seit Anfang 2018 einen Käufer für das historische Gebäudeensemble. Nach langer Suche und mehreren wieder abgebrochenen Verhandlungen hat sie nun einen gefunden, wie der KEB-Europaleiter Gerd-Walter Buskies auf Anfrage bestätigt.
Grischa Heinz, den Lesern der «Volksstimme» als CEO der Brauerei Farnsburg ein Begriff, führt auch die Geschicke der Schollenbrecher AG. Die im Baselbiet tätige Immobiliengesellschaft hat das «Kilchzimmer» nun erstanden. «Es war eine einmalige Gelegenheit», sagt Heinz auf Nachfrage. «Die Häuser sind gross und in einem sehr guten Zustand und der Weiler bezieht sein Wasser sogar von einer eigenen Quelle», so Heinz. Zudem ist er überzeugt, dass vom Standort eine gute Energie ausgehe. «Die Menschen vor 450 Jahren wussten, wo man bauen soll und wo nicht.»
Beschränkte Nutzung
Über den Preis, den die Firma für die Liegenschaften bezahlt hat, möchte Heinz nichts sagen. Laut einem anderen Interessenten wurde die ganze Anlage ursprünglich für rund 2,5 Millionen Franken ausgeschrieben.
Was die Immobiliengesellschaft mit dem neu erworbenen Schmuckstück anfangen will, ist noch unklar. Ideen seien vorhanden. «Ein Tagungsoder Schulungszentrum wäre denkbar. Konzerne könnten sich beispielsweise für Anlässe einmieten. Wir führen derzeit erste Gespräche», sagt Heinz. Konkreter möchte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht werden. Allerdings: Das Anwesen ist im Zonenplan Landschaft der Gemeinde Langenbruck einer Spezialzone zugeordnet. Demnach muss die Nutzung dem Betrieb des bestehenden Schulungs- und Ausbildungszentrums entsprechen.
«Weil das ‹Kilchzimmer› eben nicht für beliebige Zwecke genutzt werden kann, gestaltete sich die Suche nach einem Käufer schwierig», bestätigt Gerd-Walter Buskies von der KEB Europa. Zudem wollte man die Tradition fortführen und das Ensemble an eine christliche Organisation weitergeben. «Aber den christlichen Interessenten war unser Haus leider mal zu gross oder nicht am richtigen Ort», sagt Buskies. Es habe aber vergleichsweise viele Interessenten und eine entsprechend hohe Anzahl Führungen durchs Haus gegeben.
Dennoch sind nun fast zwei Jahre vergangen, bis die Immobilie verkauft wurde. Grischa Heinz befand sich bereits vor einem halben Jahr in Verhandlungen mit dem Besitzer, bekam zunächst aber eine Absage und musste das damals vorgesehene Projekt einer Tagesschule für Kinder wieder aufgeben. Ein halbes Jahr später kam man wieder auf ihn zu, weil sich ein anderer Interessent zurückgezogen hatte. «Dann wurden wir handelseinig.»