Dämpfer für Mobilitäts-Vorstoss
17.10.2019 Baselbiet, Bauprojekte, PolitikIsaac Reber macht wenig Hoffnung auf Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Oberbaselbiet
Baudirektor Isaac Reber plant, in den kommenden zehn Jahren rund 700 Millionen Franken für Neubau-Projekte auszugeben. Einer Motion aus dem Oberbaselbiet zum Thema Mobilität, die heute im Landrat ...
Isaac Reber macht wenig Hoffnung auf Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Oberbaselbiet
Baudirektor Isaac Reber plant, in den kommenden zehn Jahren rund 700 Millionen Franken für Neubau-Projekte auszugeben. Einer Motion aus dem Oberbaselbiet zum Thema Mobilität, die heute im Landrat eingereicht wird, macht er indes wenig Hoffnung.
Michèle Degen
Er wird erst heute eingereicht, der Vorstoss, der von der Baselbieter Regierung eine Mobilitätsstrategie 2035 verlangt. Aufgezeigt werden soll, wie der Verkehr im oberen Kantonsteil langfristig verbessert werden kann (siehe «Volksstimme» vom Dienstag). Die Motion ist parteiübergreifend von allen zwölf Oberbaselbieter Landrätinnen und Landräten unterzeichnet. Als mögliche Massnahmen stellen sie sich unter anderem ein weiteres Gleis von Liestal Richtung Olten und ein Wendegleis in Tecknau vor. Der neue Baudirektor Isaac Reber machte jedoch bereits gestern klar, dass das Verbesserungs- und Ausbaupotenzial im Oberbaselbiet seine Grenzen habe und versetzte dem Anliegen der zwölf Landräte und Landrätinnen sogleich einen Dämpfer.
«Es gibt bereits ein grosses Mobilitätsangebot. Und teilweise hat man Mühe, es auszulasten», sagte der Sissacher an einer Medienkonferenz von gestern zum Thema «Rückund Ausblick nach 100 Tagen als Baudirektor» auf Nachfrage eines Journalisten. Ausserdem habe die Infrastruktur ihre Grenzen und man dürfe nicht ausser Acht lassen, dass der Bevölkerungsschwerpunkt des Kantons im Unterbaselbiet liege. Ein grösserer Ausbau habe daher keinen Sinn und sei auch nicht möglich. Verbesserungspotenzial bei der vorhandenen Infrastruktur wolle man aber auf jeden Fall ausnutzen.
Das Oberbaselbiet darf oder muss sich auch sonst in baulicher Hinsicht in den kommenden zehn Jahren auf keine grossen Veränderungen gefasst machen. Priorisierte neue Projekte sind nicht vorgesehen. Investiert wird trotzdem, und zwar vor allem in den Unterhalt und die Erneuerung von Bestehendem. Kantonal sind es zwei Drittel der jährlichen Investitionssumme, die in die Werterhaltung fliessen.
Ende für die Ölheizung
Gemäss Investitionsprogramm 2020 bis 2019 sind insgesamt rund 70 Millionen Franken pro Jahr für Neubau-Projekte eingeplant. Diesen finanziellen Spielraum müsse man klug nutzen und Prioritäten setzen, so Reber. Viele dieser priorisierten Projekte sind nicht neu.
Ein Thema auf Rebers Agenda, das auch den oberen Kantonsteil betrifft, ist der Baustoffkreislauf. Mehr Baustoffe sollen recycelt und nicht mehr auf Deponien abgelagert werden. Mittelfristig soll das Deponievolumen um 30 Prozent gesenkt werden. Ein weiteres grosses Projekt: Ein neues Energiepaket soll das Ende für Heizungen mit fossilen Brennstoffen bringen und Alternativen fördern.
Verdichtung ist das Zauberwort in raumplanerischer Hinsicht. Die Wege zwischen Wohnen, Arbeiten und Freizeitangeboten sollen kürzer werden. Als exemplarisches Beispiel führte der Baudirektor unter anderem den «Dreispitz» an.
Reber will auf alle Verkehrsträger setzen und verschiedene Lücken im Verkehrsnetz schliessen. Zum Beispiel soll die Tramlinie 14 bis nach Augst verlängert werden. Und auch was die Mobilitätsformen angeht, wolle man sich auf neue Möglichkeiten konzentrieren. So soll der Einsatz von Elektronutzfahrzeugen geprüft werden. Ausserdem sei eine Pilot-Schnellroute für E-Bikes geplant. Diese könnte zum Beispiel zwischen Augst und Birsfelden entstehen.
Reber, der zuvor acht Jahre als Sicherheitsdirektor tätig war, fühle sich wohl bei der Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD), wie er gestern bekundete. «Der Direktionswechsel war ein bisschen ein Heimkommen», sagt der Raumplaner. Die ersten drei Monate seien nicht einfach gewesen, aber schön, und er sei voll motiviert für die Aufgaben, die auf ihn zukämen.