Seine Kolumne «chunnt scho guet»
19.09.2019 Bezirk Liestal, Reigoldswil, KulturKabarett-Aufsteiger Dominik Muheim ist neuer Mundart-Autor der «Volksstimme»
Dominik Muheim hat sich in der nationalen Kabarett-Szene schnell festsetzen können. Das künstlerische Spektrum des bald 27-jährigen Reigoldswilers wird um eine Sparte reicher: Er verfasst für die ...
Kabarett-Aufsteiger Dominik Muheim ist neuer Mundart-Autor der «Volksstimme»
Dominik Muheim hat sich in der nationalen Kabarett-Szene schnell festsetzen können. Das künstlerische Spektrum des bald 27-jährigen Reigoldswilers wird um eine Sparte reicher: Er verfasst für die «Volksstimme» regelmässig Mundartkolumnen. Die erste ist heute im Blatt.
Jürg Gohl
Die Berner Stadtführerinnen und -führer erlebten kürzlich einen aussergewöhnlichen und aussergewöhnlich lustigen Sonntag. Der Oberbaselbieter Kabarettist und Slam-Poet Dominik Muheim zeigte ihnen Möglichkeiten auf, wie sie ihre Spaziergänge durch die Bundesstadt unterhaltsamer gestalten können, statt die Gäste mit einem Wust an Jahreszahlen einzudecken.
Es wurde viel gelacht, und die anfänglichen Bedenken des Humor-Dozenten, er könne vor seinen durchwegs älteren Schülern durchfallen, erwiesen sich als unbegründet. «Es geht um Storytelling», sagt Muheim, also die Kunst, trockene Fakten auf unterhaltsame Weise zu vermitteln.
Solche Workshops stehen regelmässig in seiner Agenda, mal an Schulen, mal in Unternehmen oder wie vorige Woche an einem Theaterfestival in Aarau. Zudem tourt er mit seinem zweiten Kabarett-Abendprogramm mit dem Titel «Chunnt scho guet» durchs Land (am 28. November wird er in Lausen haltmachen). Im Januar debütierten er und sein Bühnenpartner Sanjiv Channa damit im Liestaler «Guggenheim». Seither sind 30 Auftritte zusammengekommen.
Seit einem Jahr «Profi»
Workshops, Kabarett, private Anlässe, dazu 36 Mal im Jahr die «Morgegschichte» auf Radio SRF 1 erlauben es dem jungen Künstler, von dieser Arbeit zu leben. Nachdem er drei Jahre lang an der Primarschule in Zwingen unterrichtet und dabei sein Pensum wegen seiner Engagements schrittweise abgebaut hat, ist es ihm seit August möglich, sich ausschliesslich als freischaffender Künstler durchs Leben zu schlagen. Das Hobby wurde zum Beruf. «Die Schweizer Kleinkunst-Szene ist zum Glück sehr stark», sagt er, «in Deutschland könnte ich von meiner Kunst kaum leben.»
Davon hätte er vor sieben Jahren nicht zu träumen gewagt, als er in der Kategorie der Unter-20-Jährigen Schweizer Meister im Poetry-Slam wurde. Doch dann ging es Schlag auf Schlag. 2015 gewinnt er das Oltner Kabarett-Casting, im Jahr darauf die Oltner Sprungfeder und wiederum ein Jahr später wird er Schweizer Meister im Poetry-Slam. Im gleichen Jahr kommt der Baselbieter Kulturförderpreis in der Sparte Theater und Kabarett hinzu.
Lenz, Bardill – und Muheim
Da gerade die Poetry-Slam-Szene stark vernetzt ist, hilft es ihm, sich in der Kabarett-Szene festzusetzen, und der nächste Ritterschlag lässt nicht lange auf sich warten: Im Schweizer Radio gehört er mit Grössen wie Pedro Lenz, Linard Bardill und früher Simon Enzler zum «Morgegschichte»-Team. Sechs Mal im Jahr darf er jeweils an sechs Tagen in Folge eine Kolumne vorlesen. Diese Aufgabe übt auf Dominik Muheim, der inzwischen mit seiner Partnerin in Liestal lebt, auch Druck aus. Am Anfang fiel ihm das Verfassen leicht, weil er auf einen Vorrat an Ideen, die er im stets mitgeführten Notizblock festhält, zurückgreifen konnte. Inzwischen erfordert die Aufgabe, alle zwei Monate ein Paket mit sechs Kolumnen zu liefern, viel Disziplin, und er gibt auch selbstkritisch zu, dass er nicht jeden dieser Zweiminutenbeiträge als grossen Wurf einstuft: «Ist ja logisch.»
Die Auftritte im Radio und auf den Bühnen lösen weitere Anfragen aus. «Überall öffnen sich Fenster», umschreibt er seine Situation, «doch das birgt auch die Gefahr, sich zu verzetteln.» Schnell musste er lernen, mit seinen Zusagen zurückhaltender zu werden, nicht zuletzt auch, um über genügend Zeit für das Verfassen seiner Texte zu verfügen. In ihnen befasst er sich lieber mit gesellschaftlichen Themen und lässt dafür einen weiteren Seitenhieb an Trump und weitere Lacher-Garanten beiseite. Als wolle er das unterstreichen, schweift sein Blick immer wieder durchs Café, und Muheim bekundet bei jedem noch so zufällig angesteuerten Gesprächsthema Interesse. Man spürt förmlich, wie es dabei in seinen Hirnwindungen rattert.
Um seine Kräfte einzuteilen, trennte er sich auch von gewissen Sparten des Humors wie dem Schreiben von «Fasnachtszeedel». «Ich musste erkennen, dass das nicht meine Stärke ist», sagt er. Denn neben seinen offiziellen Attributen Kabarettist und Slampoet bezeichnet er sich gerne als Geschichtenerzähler. «Das ist mit der Zwangsjacke des Reimens schwer zu vereinbaren.»
Neuer «Volksstimme»-Kolumnist
Gleichwohl lässt sich Dominik Muheim auf eine neue künstlerische Herausforderung ein. Er wird ab sofort für die «Volksstimme» Mundartkolumnen verfassen. Sein Gesellenstück erscheint in der heutigen Ausgabe (Seite 10) und wird sich, so viel sei bereits verraten, mit der Zahl 27 befassen, da er eine Woche nach der Premiere diesen Geburtstag feiern wird. Zwar ist er das Texten bereits gewohnt, da es die Basis für Slam-Poetry, Kabarett-Nummern und Morgengeschichten bildet. «Aber hier geht es um geschriebene Sprache, und das ist für mich Neuland», erklärt er.
Bereits hat er sich deshalb mit einem Baselbieter Wörterbuch eingedeckt und die Grundsätze der Zeitung bei der Mundart-Schreibweise verinnerlicht. Offensichtlich ist die Motivation beim inzwischen landesweit bekannten Kabarettisten hoch. «Ja», bestätigt er, «ich lerne etwas Neues für meine Karriere, und vielleicht mündet die eine oder andere Idee zu einer Kolumne in eine Kabarett-Nummer.»