Männermangel an Primarschulen
06.09.2019 Baselbiet, Bildung, Bezirk LiestalRegierungsrat präsentiert Lösungen
jm. Es gibt an den Primarschulen im Baselbiet immer weniger männliches Lehrpersonal. Dies belegt eine Statistik, welche die Baselbieter Regierung als Antwort auf ein Postulat von Felix Keller (CVP) veröffentlicht hat. Der Männeranteil ...
Regierungsrat präsentiert Lösungen
jm. Es gibt an den Primarschulen im Baselbiet immer weniger männliches Lehrpersonal. Dies belegt eine Statistik, welche die Baselbieter Regierung als Antwort auf ein Postulat von Felix Keller (CVP) veröffentlicht hat. Der Männeranteil an Primarschulen lag in den Jahren von 2012 bis 2017 durchschnittlich bei nur knapp 16 Prozent.
Doch das war nicht immer so. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Lehrerberuf grossmehrheitlich von Männern ausgeübt. Damals herrschte sogar ein Berufsverbot für Frauen. Erst mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht 1880, wegen höheren Personalbedarfs und wegen der Abschaffung des Verbots fassten dann auch Lehrerinnen Fuss an Primarschulen. In der Folge stieg die Zahl der Lehrerinnen markant an.
Als Gründe für die geringe Anzahl männlicher Lehrpersonen zitiert die Regierung in ihrer Antwort aus einem Rechercheauftrag der Pädagogischen Hochschule Zürich aus dem Jahr 2013. Die Hochschule erklärt darin, dass sich der Lehrerberuf in einen «Beziehungsberuf» gewandelt habe. Gegenüber einem «früher dominanten Stil in den Klassenzimmern» durch männliches Lehrpersonal habe man als Lehrkraft heute mehr auf die Schülerinnen und Schüler einzugehen, die im Zentrum stünden.
Ins Zentrum rücken
Zusätzlich biete der Lehrerberuf «wenig Anschluss- und Aufstiegsmöglichkeiten», wie aus der Antwort hervorgeht. Auch Einkommen und Flexibilität sei Männern wichtig, vor allem auf der Primarstufe seien die Löhne aber vergleichsweise gering. Dazu stünden Lehrer heute latent unter Kindsmissbrauchsverdacht, was viele Männer abschrecke. Die Zürcher Hochschule bewertet den tiefen Männeranteil als «nicht unproblematisch»: «Männliche Lehrpersonen wahren im Unterricht eine gewisse Distanz zu ihren Schülern», während Lehrerinnen mehr in eine Beziehung investieren würden. Für Jungen wie Mädchen sei es wichtig zu erfahren, dass Frauen wie Männer gleich streng, fürsorglich und machtvoll sein könnten.
Die Regierung schlägt vor, durch Schnuppermöglichkeiten den Lehrerberuf wieder mehr ins Zentrum der Jungen zu rücken. Es sei wichtig, dass vonseiten der Berufsberatung Impulse gegeben würden. Zudem sollen Berufseinsteiger mit einem grossen Erfahrungsschatz «als Lehrer mit grossem Potenzial» betrachtet werden.
Die Regierung sieht aber ohne grosse Sorge in die Zukunft. Zwischen 2011 und 2017 sei der Männeranteil an Pädagogischen Hochschulen FHNW von 13 auf 18 Prozent gestiegen. Zudem bleibe die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion nicht untätig. Ausserdem wird abgeklärt, ob sich Schüler aus dem Baselbiet künftig an einem Angebot der Pädagogischen Hochschule beteiligen können, statt am «Gendertag» teilzunehmen. Dort sollen sie wie ein Student an der Pädagogischen Hochschulen wirken und als Lehrer einer Schulklasse fungieren. Ein anderes Angebot für den «Gendertag» beinhaltet die Begleitung einer männlichen Primarlehrperson.