Gemeinderat verschärft Auflagen für Cherus
05.09.2019 Bezirk Sissach, GelterkindenDer Cherus, der grösste regelmässig stattfindende Anlass Gelterkindens, wird auch kommende Fasnacht stattfinden. Trotz Widerstands von Anwohnern hat der Gemeinderat den Veranstaltern die Bewilligung wieder erteilt, unter strengeren Auflagen als bisher.
Christian ...
Der Cherus, der grösste regelmässig stattfindende Anlass Gelterkindens, wird auch kommende Fasnacht stattfinden. Trotz Widerstands von Anwohnern hat der Gemeinderat den Veranstaltern die Bewilligung wieder erteilt, unter strengeren Auflagen als bisher.
Christian Horisberger
Zwölftausend Franken. So viel werden die Veranstalter des Cherus in Gelterkinden zusätzlich ausgeben müssen, um die neuen Auflagen, die ihnen der Gemeinderat macht, umzusetzen. Der Betrag entspricht rund einem Zehntel des Budgets der Veranstaltung mit bis zu 6000 Besucherinnen und Besuchern.
Die «Basellandschaftliche Zeitung» hat die neuen Auflagen der Gemeinde gestern publik gemacht. Im Wesentlichen sind dies: Freinachtbewilligung neu bis um 2 statt bis um 3 Uhr – die Guggen dürfen nach wie vor bis um 1 Uhr spielen, eine Beschränkung der Anzahl Guggen wird es nicht geben. Das Festgelände wird abgegrenzt. Wer es betreten will, muss durch eine Eingangskontrolle. Damit soll verhindert werden, dass Jugendliche Alkoholika «einschmuggeln» und dass Glasgefässe aufs Festgelände gebracht werden. Die Cherus-Lokale selber sind seit mehreren Jahren «glasfrei».
Wer das Festgelände verlässt, muss erneut durch die Schleuse – und dort sein Getränk abgeben, falls er oder sie eines mitführt. Damit soll verhindert werden, dass leere Becher später auf Hausplätzen und in Vorgärten landen. Gegen das verpönte Wildpinkeln sollen 60 statt bisher 50 WCs helfen, die während des Festes, falls nötig, geleert werden. Als weitere Neuerung nennt OK-Chef Stephan Béhé die Umstellung auf ein Depot-System mit Mehrwegbechern.
Petenten nicht ins Boot geholt
Um die drohende Umsatzeinbusse durch die Verkürzung des Events wettzumachen, dürfen die Veranstalter das Festgelände geringfügig verschieben. Béhé hofft, dass dadurch auch weniger Anwohner vom Anlass betroffen sind.
Die Änderungen beim Cherus seien nicht etwa vom Gemeinderat verfügt, sondern gemeinsam erarbeitet worden, betont der Chef der Grossveranstaltung. Man habe einen Kompromiss gefunden, und er sei erleichtert, die Bewilligung nun in der Tasche zu haben, nachdem sich Gemeinde und Veranstalter in einer ersten Zusammenkunft nicht gefunden hätten.
Nicht an den Verhandlungen beteiligt waren die Kreise, die eine Petition für eine Redimensionierung des Cherus lanciert hatten (die «Volksstimme» berichtete). Das ist für Else Hunziker Rebman, Sprecherin der Anwohner, ebenso befremdend, wie die Tatsache, dass sie aus der Zeitung von der Bewilligung erfuhr. «Wenn man etwas als Kompromiss verkauft, ohne mit den Petenten gesprochen zu haben, dann fühlen wir uns nicht ernst genommen.»
Auch inhaltlich ist Hunziker alles andere als zufrieden: Zentrale Forderung der Petenten ist eine Redimensionierung der Grossveranstaltung. In den Auflagen an die Veranstalter sei davon nichts zu erkennen, sagt sie. Die um eine Stunde verkürzte Dauer der Veranstaltung sei aufs Ganze gesehen «lächerlich».
Die «Maximalforderung» der Petenten habe man nicht erfüllt. Das streitet Gemeinderat Stefan Degen (FDP) nicht ab: «Wir haben ein Interesse an einem belebten Dorf»; Grundhaltung des Gemeinderats sei, dass Anlässe wie der Cherus stattfinden können und sollen – aber nicht um jeden Preis. In den Gesprächen mit dem OK – das erste fand lange Zeit vor Einreichung der Petition statt – habe der Gemeinderat neben seinen eigenen auch die in der Petition genannten Forderungen an die Veranstalter eingebracht. Degen ist davon überzeugt, dass für alle betroffenen Gruppen eine gute Lösung gefunden werden konnte.
«Gelterkinden will diesen Event»
Was die Anwohner angeht, liegt Degen schon einmal falsch: Für die ist nämlich das letzte Wort zum Cherus noch nicht gesprochen. Die Petenten werden sich kommende Woche bei einem Treffen überlegen, wie sie auf die Bewilligung des Gemeinderats reagieren wollen, sagt Sprecherin Hunziker. «Wir hoffen, bis dann im Besitz einer schriftlichen Antwort des Gemeinderats auf unsere Petition zu sein.»
Die zuletzt negativen Schlagzeilen zum Cherus haben für Stephan Béhé auch ihr Gutes. Viele Menschen hätten ihm Mut gemacht und ihre Unterstützung angeboten. Das habe ihm gezeigt: «Gelterkinden will diesen Event.» Den wenigen, die ihn nicht wollten, versuche man entgegenzukommen. Béhé hofft, dass es bei diesen Auflagen bleibt und sie nicht Jahr für Jahr weiter verschärft werden.