«Unser Bildungssystem ist sehr durchlässig»
13.08.2019 Baselbiet, Bildung, RegionJoshua Moser
Viele Jugendliche finden es sehr schwierig, sich nach der obligatorischen Schulzeit für eine Erstausbildung zu entscheiden. Für die meisten wird das Thema «Berufswahl» an der Sekundarstufe zu einem wichtigen Thema, für das sich keine schnelle und einfach ...
Joshua Moser
Viele Jugendliche finden es sehr schwierig, sich nach der obligatorischen Schulzeit für eine Erstausbildung zu entscheiden. Für die meisten wird das Thema «Berufswahl» an der Sekundarstufe zu einem wichtigen Thema, für das sich keine schnelle und einfach Lösung finden lässt. Regierungsrätin und Vorsteherin der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion Monika Gschwind appellierte an der Pressekonferenz zum neuen Schuljahr im Arisdörfer Gemeindesaal deshalb an die Zusammenarbeit zwischen Schulen und den ausbildenden Betrieben.
Ganz wichtig ist es für sie, die Jugendlichen möglichst früh mit der Entscheidung zur Erstausbildung zu konfrontieren. Bereits in der Primarschule soll damit begonnen werden. Dafür orientiert sich Gschwind an den gesamtschweizerisch definierten Grundkompetenzen, bestehend aus Schulsprache, Fremdsprachen, Mathematik und Naturwissenschaften. Diese seien nicht nur wichtig für den Übertritt in die Sekundarstufe, sie sind für Gschwind auch eine Voraussetzung für lebenslanges Lernen, die Bewältigung von praktischen Lebensaufgaben, die Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Leben und für die individuelle Entwicklung der Persönlichkeit.
Klar ist für die Regierungsrätin auch, dass die Eltern und die Lehrerschaft einen grossen Einfluss auf ein Kind haben, wenn es um Berufsberatung geht: «Nach dem Abschluss der Volksschule bieten sowohl die duale Berufsbildung als auch die schulische Ausbildung eine solide Grundlage für eine erfolgreiche Berufskarriere», so die Regierungsrätin. Leider habe sich dies in den Köpfen vieler Eltern, Jugendlicher, und oftmals auch Lehrpersonen noch nicht vollumfänglich durchgesetzt. Für Gschwind sind eine Lehre und eine weiterführende Schule beides sinnvolle Erstausbildungen. «In unserem durchlässigen Bildungssystem kann auch mit einer abgeschlossenen Lehre über Umwege an einer Universität studiert werden.»
Selbstbestimmtes lernen
Die Erkenntnis, dass die Jugendlichen bereits in der Primarschule an die Berufswelt herangeführt werden sollen, teilt auch der Bund. Gschwind definiert im Baselbiet ein eigenes Ziel: Mindestens 95 Prozent aller Jugendlichen, welche die Sekundarschule abgeschlossen haben, sollen erfolgreich eine Lehre abschliessen oder eine weiterführende Schule besuchen. Die aktuelle Quote liegt bei 92,3 Prozent.
Doch zurück zur Primarschule. Für die Arisdörfer Schulleiterin Christina Beeler ist die verstärkte Integration der Jugendlichen bei der Wahl ihrer Erstausbildung ebenfalls wichtig. In Zusammenarbeit mit potentiellen Arbeitgebern für die jetzigen Jugendlichen hat sie die Verbindung zwischen der Wirtschaft und der schulischen Ausbildung untersucht. Ziel der Untersuchung war es, die Schülerinnen und Schüler für ihre Zukunft zu rüsten und sie bestmöglich in der beruflichen Orientierung zu unterstützen.
Die Schulleiterin kam zum Schluss, dass Selbstständigkeit einer der zentralen und wichtigen Punkte für die heutigen Jugendlichen in ihrer späteren Arbeitswelt ist. Dazu kämen Aspekte wie Teamarbeit, klare und verständliche Kommunikation und bewusster Umgang mit Informationen. Vorsätze, die schon im heutigen Unterricht der Kreisschule Arisdorf-Hersberg integriert werden: «Wir haben keine räumliche Strukturierung mit Sitzreihen im Klassenzimmer», erläutert Ian Eitner, der Klassenlehrer einer zweiten Primarklasse. Jeder Schüler könne heute selbstständig entscheiden, welches Thema gerade wichtig ist, ob alleine oder in einer Gruppe gearbeitet und wo im Zimmer gelernt wird. Eine effiziente Methode, um die Jugendlichen Selbstständigkeit zu lehren, sei, diese von Beginn an durch selbstständiges Arbeiten zu fordern und zu fördern.