"In der Pfadi braucht es kein Handy"
07.06.2019 Baselbiet, Gesellschaft, SissachAusgefragt mit Raphael Goldbeck, Leiter bei der Pfadi Farnsburg
In den vergangenen fünf Jahren hat die Beliebtheit der Pfadibewegung merklich zugenommen. Raphael Goldbeck, Abteilungsleiter der Pfadi Farnsburg, freut sich über die 28 Kinder, die mit ihm und dem restlichen ...
Ausgefragt mit Raphael Goldbeck, Leiter bei der Pfadi Farnsburg
In den vergangenen fünf Jahren hat die Beliebtheit der Pfadibewegung merklich zugenommen. Raphael Goldbeck, Abteilungsleiter der Pfadi Farnsburg, freut sich über die 28 Kinder, die mit ihm und dem restlichen Leiterteam dieses Wochenende im Pfingstlager sein werden.
Anna Uebelhart
Jedes Jahr geht die Pfadi-Abteilung Farnsburg aus Gelterkinden und Sissach in ein Pfingstlager. Der diesjährige Standort befindet sich auf der Höhe zwischen Rickenbach und Wintersingen, wo die Leiterinnen und Leiter mit den Kindern ihre Zelte aufschlagen werden. Dort wird gespielt, geschlafen und das oft schon ansehnliche Repertoire an Pfaditechniken der Sechs- bis Sechzehnjährigen erweitert. Das verlängerte Wochenende ist sowohl für die 28 Pfadfinderinnen und Pfandfinder als auch für das Leiterteam die perfekte Gelegenheit, sich auf das lange Lager im Sommer vorzubereiten. Pfadi-Abteilungsleiter Raphael Goldbeck erklärt, wieso das über 100-jährige Konzept immer noch ankommt und erzählt auch, was die Kinder im Pfingstlager plötzlich überhaupt nicht mehr vermissen.
Herr Goldbeck, welche Bedeutung hat das Pfingstlager für die Pfadi?
Raphael Goldbeck: Für die Kinder ist es eine tolle Freizeitbeschäftigung während des verlängerten Wochenendes. Für uns Leiter ist es aber gleichzeitig eine Chance zu testen, wer von den Sechs- bis Sechzehnjährigen schon bereit für das zweiwöchige Zeltlager ist, das wir jeweils im Sommer veranstalten. Diejenigen, die dieses Jahr elf Jahre alt werden, wechseln im Pfingstlager von der «Wölflistufe» (6 bis 11 Jahre) in die «Pfadistufe» (11 bis 16 Jahre). Die «Grossen» nehmen dabei in einer feierlichen Zeremonie die vorherigen «Wölfli» bei sich auf.
Weder den Kindern noch deren Eltern wird im Voraus mitgeteilt, wo das Pfingstlager stattfinden wird. Die Leute geben Ihnen also ihr Kind mit, ohne zu wissen, wo es sich in den kommenden drei Tagen aufhalten wird. Wie ist so etwas heute immer noch möglich?
Die Lagerorte sollen für die Kinder eine Überraschung sein, das gehört zur Pfadi dazu. Die Eltern und Leiter verbindet eine sehr starke Vertrauensbasis. Nur so kann es auch funktionieren. Während der drei Tage ist das Leiterteam zudem durchgehend telefonisch erreichbar und kann Kontakt zu den Eltern aufnehmen, sollte doch etwas passieren.
Wie kann man sich einen Tag im Pfadilager vorstellen?
Nach der Übernachtung im Zelt fängt der Morgen mit einem gemeinsamen Morgenessen an. Danach folgt eine Schnitzeljagd, ein Geländespiel oder etwas Ähnliches. Diese spielerischen Aktivitäten haben meistens einen Hintergrund. So muss manchmal eine Prinzessin gerettet, eine Schatztruhe gefunden, oder es müssen die Bösen in die Flucht geschlagen werden. Vor allem bei den Jüngeren steht der Spass im Vordergrund. Bei den Grösseren kommen Pfaditechniken wie Kartenlesen, der Umgang mit dem Kompass, Morsen und Seilknoten dazu. Da geht es auch um den Lernfaktor. Das Ziel ist es, miteinander auf eine lustige, jedoch auch fordernde und anspruchsvolle Art Zeit zu verbringen.
Ist die Pfadi immer noch gleich beliebt wie vor 20 oder 30 Jahren oder hat das Konzept langsam, aber sicher ausgedient?
Bis vor fünf Jahren waren die Zahlen der Pfadi Farnsburg eher rückläufig. Das hat sich wieder geändert und mittlerweile kann man sogar von einem «Boom» sprechen. Wir haben keine Probleme, Nachwuchs zu finden. Der Ruf der Pfadi hat sich mit Sicherheit über die vergangenen Jahrzehnte stark verändert, wir sind jedoch ebenfalls mit der Zeit gegangen. Das müssen wir auch. Dazu gehören manchmal auch gemeinsame Filmabende sowie die Präsenz auf sozialen Medien und einer eigenen Website. Dennoch bleiben wir unseren Grundprinzipien treu, verbringen die meiste Zeit draussen im Wald oder auf Wiesen.
Gibt es etwas, das während des Lagers zu Hause bleiben muss?
Das Handy. Den Eltern kommunizieren wir klar, dass ihre Kinder während dieser Zeit keines brauchen. Es trotzdem mitzunehmen ist nicht verboten, doch wenn die jungen Pfadfinder ihre Mobiltelefone bei Aktivitäten hervorholen, werden sie von den Leitern eingezogen.Wenn die Kinder ihr Telefon abends im Zelt benutzen, ist uns das grundsätzlich egal, sofern sie die Schlafenden nicht stören. Wir Leiter haben unsere Mobiltelefone für den Notfall immer in der Hosentasche dabei, aber auf stumm gestellt. In der Pfadi braucht es das Handy wirklich nicht. Die Kinder sind ohnehin den ganzen Tag so beschäftigt, dass ihnen das Fehlen der Geräte gar nicht auffällt.