Der Dodge grollt und der Mustang wiehert
18.06.2019 Bezirk Waldenburg, EptingenEin Oldtimer-«Gemischtwagenladen». So könnte man das Oldtimertreffen im Gewerbeareal von Eptingen auch bezeichnen. Aber im positiven Sinn. Unter den gezeigten Autos befinden sich etliche Schönheiten, die bereits Eingang in die Automobilgeschichte gefunden haben.
Christian ...
Ein Oldtimer-«Gemischtwagenladen». So könnte man das Oldtimertreffen im Gewerbeareal von Eptingen auch bezeichnen. Aber im positiven Sinn. Unter den gezeigten Autos befinden sich etliche Schönheiten, die bereits Eingang in die Automobilgeschichte gefunden haben.
Christian Horisberger
«Hast du das gehört? Dieses Auto hat gewiehert», sagt ein Mann zu seiner Begleiterin. Er zeigt auf einen gelben Sportwagen, zweifellos ein Amerikaner, der langsam, wiehernd an der Menge, die durchs Eptinger Gewerbegebiet schlendert, vorbeirollt.
Aus dem gelben Auto steigt wenig später eine Mittfünfzigerin mit blonder Mähne. Ja, es sei ihr Mustang gewesen, der eben gewiehert habe, sagt Lilian Fallegger und lacht. «Die Hupe ist nicht ganz legal, aber einfach geil.» Die Liestalerin hat allen Grund dazu, gut aufgelegt zu sein. Es ist ein wunderschöner Tag und sie kann ihren «Schatz» ausfahren: einen Ford Mustang, Baujahr 1971, 5,7-Liter-V8-Motor, 300 PS in Gelb-Schwarz. Von diesem Typ, mit exakt dieser Lackierung habe sie ein halbes Leben geträumt und darauf gespart, erzählt Fallegger. Und als sie es vor zehn Jahren bei einem Händler entdeckte, habe sie nicht lange gefackelt.
«Aus dem Weg, oder ich schlucke Dich!»
Mit ihrem US-Car ist Fallegger am Oldtimer-Treffen in guter Gesellschaft. Immer wieder schiebt sich ein grollender, grosshubiger Pontiac, Chevrolet, Shelby oder Dodge durch die vielen Schaulustigen im Gewerbegebiet. Coole Autos, wuchtig und schnittig. Manchmal auch aggressiv: Wie Daniel Hunzikers 1970er Dodge Charger GT, Ausführung «Triple black»: Schwarzer Lack, schwarzes Vinyl-Dach, schwarzes Interieur. Der Sound aus dem Auspuff dröhnt, als wolle der Muscle Car sagen: «Aus dem Weg, oder ich schlucke Dich runter!» Unter der Haube lodert ein 7,2-V8 mit 380 PS. «Mit seiner 4-Gang-Handschaltung ist er eine absolute Rarität», sagt der Besitzer. Der 31-jährige Gelterkinder liebt das Sehen und Gesehenwerden an Autotreffen. Aber nur bei schönem Wetter und nicht zu weit weg von zu Hause. 50 Kilometer Umkreis maximal. Der Maschinenbauingenieur will seiner Kostbarkeit nicht zu viel zumuten – und schont damit erst noch sein Portemonnaie: 26 Liter Benzin säuft der Charger, wenn man das Gaspedal streichelt, 40, wenn man ihm freien Lauf lässt. Dazu 5,25 Meter Länge und der Wendekreis eines Lastwagens … Nein, dieses Auto habe «null Alltagstauglichkeit», sagt der Besitzer. Dafür habe er ja auch seinen «Polo».
Der Gegenentwurf zum Charger ist Stefan Schüpbachs knallgrüner «Döschwo», ein Citroën 2CV6 Spécial. Baujahr 1987, 0,6-Liter-Motor, 28 PS, Spitze 115 Stundenkilometer, «wenn es eben ist», fügt der Maler aus Basel an. Das Fahrfeeling mit starker Seitenneigung in den Kurven sei einmalig, ebenso das charakteristische Motorengeräusch, schwärmt er. Am Auto gefallen ihm Details wie die Klappscheiben seitlich oder das Rolldach, auch die Pistolenschaltung neben dem Lenkrad. In dem Auto steckten viele raffinierte Lösungen, die andere Hersteller übernommen hätten, so Schüpbach: «Der ‹Döschwo› ist vollendete Primitivität.» Wie für die anderen Oldtimer-Fans gilt auf für ihn: Seine Kostbarkeit holt er nur für besondere Anlässe bei Schönwetter aus der Garage. Für den Alltag ist sie ihm zu schade.
«Bully» ausgeliefert in Kalifornien
Der Spaziergang durchs Ausstellungsgelände ist ein Blick in die Geschichte des Automobils. Wir entdecken einen 1932er Ford «for sale», einen Rolls Royce mit vergoldetem Engel auf dem Kühler, an dessen Seitenscheibe sich die Neugierigen die Nase platt drücken. Und wir fallen vor Ehrfurcht auf die Knie vor einem VW T1 Samba, einem «Bully»: Baujahr 1965, ausgeliefert in Kalifornien, 500er-Motor, 44 PS, 111 Stundenkilometer Spitze. Der VW-Bus sieht aus, als sei er soeben vom Band gerollt. Der bei Sammlern äusserst gefragte Klassiker gehört Marco Loosli. Er ist von Muhen im Aargau nach Eptingen gekommen. Die Nummernschilder hat er demontiert. Es müsse ja nicht jeder wissen, wo die Kostbarkeit normalerweise steht. In Eptingen aber zeigt er sie nur zu gern.