Schlechte Noten im Vergleich
28.05.2019 Baselbiet, BildungSekschüler im Kanton fallen bei nationalem Mathe-Test durch
In einer national durchgeführten Studie schneiden Baselbieter Sekschülerinnen und Sekschüler im Fach Mathematik weit unter dem Schweizer Durchschnitt ab. Bildungsdirektorin Monica Gschwind zeigt sich überrascht und kündigt ...
Sekschüler im Kanton fallen bei nationalem Mathe-Test durch
In einer national durchgeführten Studie schneiden Baselbieter Sekschülerinnen und Sekschüler im Fach Mathematik weit unter dem Schweizer Durchschnitt ab. Bildungsdirektorin Monica Gschwind zeigt sich überrascht und kündigt Massnahmen an.
Sebastian Schanzer
Die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind ist alarmiert. Eine von der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) in Auftrag gegebene nationale Überprüfung der Grundkompetenzen zeigt: im Fach Mathematik schneiden Baselbieter Schülerinnen und Schüler am Ende der obligatorischen Schulzeit deutlich schlechter ab als der Schweizer Durchschnitt. Mit dem noch schlechter platzierten Kanton Basel-Stadt gehört das Baselbiet zu den fünf Kantonen, die «signifikant» unter dem Schweizer Mittelwert liegen.
In einer Mitteilung kündigte die Baselbieter Bildungs-, Kultur und Sportdirektion (BKSD) vergangenen Freitag an, die «unerwarteten» und «enttäuschenden» Resultate nun gemeinsam mit dem Bildungsrat und den Schulen zu analysieren und Vorschläge für Massnahmen auszuarbeiten. Bis Ende Jahr soll ein Zwischenbericht vorliegen.
Probleme mit Französisch
In Mathe getestet wurde gut ein Viertel der Baselbieter Schülerinnen und Schüler aller Niveaus, die 2016 – noch auf der Grundlage des Lehrplans 2004 – die 4. Klasse der Sekundarschule besuchten. 53 Prozent davon verfügten über die von der EDK festgelegten Grundkompetenzen in Mathematik. Der Schweizer Durchschnitt liegt bei 62 Prozent, am besten schnitten die Kantone Freiburg (französischsprachiger Teil, 82,7 Prozent), Wallis (deutsch- und französischsprachiger Teil, 70,9 beziehungsweise 82 Prozent) und Appenzell Innerrhoden (80,4 Prozent) ab. Basel-Stadt erreichte 43,5 Prozent.
Auch bei den Sprachen lieferten die stichprobenartig ausgewählten Baselbieter Schüler – geprüft wurden in diesem Bereich Sechstklässler der Primarschule im Jahr 2017 – unbefriedigende Ergebnisse. So erfüllten nur 56 Prozent der Teenager die Anforderungen beim Leseverstehen im Französisch. Der schweizweite Schnitt liegt hier bei 65 Prozent. Im Soll liegt das Baselbiet hingegen beim Lesen und bei der Rechtschreibung in der Schulsprache Deutsch, sowie beim Hörverstehen in Französisch.
«Folge von Abbaupolitik»
Bildungsdirektorin Monica Gschwind beteuerte am Freitag, einige Massnahmen zur Verbesserung der Primar- und Sekundarschulen seien bereits auf gutem Weg. Das Sprachkonzept etwa solle durch stärkere Gewichtung des Wortschatzes optimiert werden. Dies im Rahmen der Umsetzung einer 2016 eingereichten Volksinitiative, die den Ausstieg aus dem Passepartout-Fremdsprachenprojekt fordert. Auch würden gegenwärtig weitere Lehrmittel evaluiert. Die Regierung will eine Lehrmittelfreiheit in allen Fächern ins Bildungsgesetz schreiben. Mit ihrer Vorlage zur Speziellen Förderung will die Regierung des Weiteren vermehrt ganze Klassen oder Gruppen unterstützen und nicht mehr nur Einzelpersonen.
Auf die schlechten Testergebnisse aus dem Baselbiet haben auch einzelne Parteien im Kanton reagiert. Die FDP etwa stärkt ihrer Regierungsrätin Gschwind den Rücken. Parteipräsidentin Saskia Schenker zeigt sich zuversichtlich, dass Gschwind die «richtigen Schlüsse» aus den Resultaten ziehe und dem Landrat gute Vorschläge zur Verbesserung der Qualität an den Volksschulen unterbreiten werde. Die Liberalen fühlen sich vom Studienergebnis darüber hinaus in ihrer Kritik an diversen Entscheiden des Bildungsrats bestätigt.
Kritik üben hingegen die Sozialdemokraten. Die Bürgerliche Mehrheit im Landrat habe bei der Schulbildung in der Vergangenheit eine «Abbaupolitik durchgedrückt», die nun rückgängig gemacht werden müsse. Konkret fordert die SP in einer Medienmitteilung Massnahmen zur Ermöglichung von Unterricht in Halbklassen, kleinere Klassenhöchstzahlen, attraktivere Arbeitsbedingungen für Lehrpersonen und das Absehen von lohnrelevanten Mitarbeitendengesprächen bei Lehrpersonen.