Gemeindeleben zwischen Buchdeckeln
24.05.2019 Bezirk Sissach, BöcktenEine Kommission arbeitet an einer neuen Heimatkunde für Böckten, die im Herbst des kommenden Jahres in Druck gehen soll. Im Vordergrund soll dabei das Böckten von heute stehen.
Robert Bösiger
Gut 300 Einwohnerinnen und Einwohner leben in 57 Haushalten. Diese ...
Eine Kommission arbeitet an einer neuen Heimatkunde für Böckten, die im Herbst des kommenden Jahres in Druck gehen soll. Im Vordergrund soll dabei das Böckten von heute stehen.
Robert Bösiger
Gut 300 Einwohnerinnen und Einwohner leben in 57 Haushalten. Diese Zahlen finden sich in der Heimatkunde von Böckten aus dem Jahr 1863. Heute – 156 Jahre und einige Generationen später – sprechen wir von 800 Personen, die in rund 350 Haushaltungen leben. Dieser Vergleich zeigt exemplarisch: Eine Gemeinde wandelt sich, und dies in unterschiedlichster Hinsicht.
Obwohl die alte Heimatkunde von Böckten aus Anlass der Einweihung des neuen Gemeindehauses im November 1988 neu aufgelegt wurde, bleibt sie inhaltlich das Zeugnis einer verflossenen Zeit. Schön anzusehen vielleicht, aber rückwärtsgewandt und deshalb ohne grossen Nutzen. Etwa drei Jahrzehnte später kommt in Böckten der Wunsch auf nach einer wirklich neuen, zeitgemässen Heimatkunde.
Wunsch nach neuer Heimatkunde
Zunächst habe man in der Bürgergemeinde und an der Einwohner-Gemeindeversammlung das Interesse der Einwohnerschaft erfragt, sagt Gemeindepräsident Elmar Gürtler im Gespräch mit der «Volksstimme»: «Es hat sich klar gezeigt, dass die Bevölkerung eine Heimatkunde möchte.»
Seither ist eine temporäre, achtköpfige Kommission an der Arbeit, zusammengesetzt aus fünf Freiwilligen, zwei Mitgliedern des Gemeinderats sowie der Autorin Barbara Saladin von der Arbeitsgemeinschaft zur Herausgabe von Baselbieter Heimatkunden.
Braucht es überhaupt eine Heimatkunde? Diese Frage stellt sich wie bei jeder anderen Publikation. Als vor zehn Jahren die Heimatkunde von Buckten erschien, sagte der Gemeindepräsident Peter Riebli auf diese Frage sinngemäss: «Gerade in einer derart hektischen und globalisierten Welt besinnen sich die Menschen wieder vermehrt auf ihre Heimat.» So solle eine Heimatkunde dabei helfen, dass sich die Leute besser verstehen.
Gedruckt oder digital?
Diese Frage wird heute selbstverständlich erweitert um den Aspekt, ob eine Heimatkunde noch in gedruckter Form publiziert werden soll oder als Digitalvariante. Diese Frage habe man sich in Böckten auch gestellt, sei aber rasch zum Schluss gekommen, dass man gerne etwas in Händen halten wolle, sagt Gürtler. Gut möglich indes, dass man einzelne Beiträge oder Kapitel zusätzlich in digitaler Form anbieten werde. Mit dem Vorteil, dass diese von Zeit zu Zeit aktualisiert werden könnten.
Die Böckter Kommission lege Wert auf die Aktualität, sagt Gürtler. Das heisst, dass «uns in erster Linie interessiert, wie sich Böckten heute zeigt». Das Geschichtliche soll auch, aber erst in zweiter Linie, zum Zug kommen.
War es zu Zeiten der Ur-Heimatkunde im vorletzten Jahrhundert noch gang und gäbe, dass solche Werke vom Dorfschulmeister geschrieben wurden, sind es heute eine Vielzahl von Autorinnen und Autoren, die über die verschiedenen Facetten einer Gemeinde schreiben. Einige der Texte seien bereits eingetroffen, berichtet der Gemeindepräsident.
Bei anderen Beiträgen sei man noch auf der Suche nach geeigneten Autorinnen oder Autoren. Und Porträtfotos, die anlässlich des Frühlingsmarkts von der Bevölkerung gemacht wurden, sind ebenfalls schon vorhanden (die «Volksstimme» berichtete). «Damit werden wir einen schönen, unterhaltsamen Teil mit grossem Bildanteil gestalten.»
Elmar Gürtler ist zuversichtlich, dass das Werk spätestens im Herbst 2020 in Druck gehen und im Frühjahr 2021 vorliegen wird. Was ist dem Gemeindepräsidenten persönlich am wichtigsten bei der neuen Heimatkunde? «Ich wünsche mir, dass sie ausgewogen wird und dass sich unsere Bevölkerung darin erkennen kann. Und dass es für manche zu einem Aha-Erlebnis wird. Nach dem Motto: ‹Das isch Böckte, doo bin i dehäi›.»
Nicht alle Gemeinden haben eine
rob. 60 Baselbieter Gemeinden haben derzeit mindestens eine gedruckte Heimatkunde. Neben Böckten ist man unter anderem in Läufelfingen, Buus, Niederdorf und Eptingen mehr oder weniger intensiv an der Erarbeitung einer Heimatkunde, wie Therese Fuchs, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft für die Herausgabe der Baselbieter Heimatkunden, sagt. Einige Gemeinden, vor allem die Laufentaler, aber auch die Oberbaselbieter Kommunen Nusshof, Wittinsburg, Bubendorf und Ramlinsburg sind noch gänzlich ohne eine solche Publikation. Hie und da versuche ihre Arbeitsgemeinschaft, diese Gemeinden zu ermuntern, für ihre Bevölkerung eine Heimatkunde zu schaffen. Im Sinne eines Anreizes erhalten Gemeinden, welche die Arbeit auf sich nehmen, aus dem Topf des Lotteriefonds einen Beitrag in Höhe von 50 000 Franken.