Gasthof Farnsburg in neuer Hand
03.05.2019 Bezirk Sissach, Ormalingen, GastronomieDer weit über Ormalingen hinaus bekannte Landgasthof Farnsburg hat einen neuen Besitzer. Das bisherige Wirtepaar Susi und Jürg Richter-Dettwiler wurde am Mittwoch verabschiedet. Jetzt wird modernisiert. Der Betrieb läuft nahtlos weiter.
David Thommen
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Der weit über Ormalingen hinaus bekannte Landgasthof Farnsburg hat einen neuen Besitzer. Das bisherige Wirtepaar Susi und Jürg Richter-Dettwiler wurde am Mittwoch verabschiedet. Jetzt wird modernisiert. Der Betrieb läuft nahtlos weiter.
David Thommen
Am Mittwochabend ist eine Ära zu Ende gegangen: Susi Richter-Dettwiler, seit 1989 erfolgreiche Wirtin auf dem Gasthof Farnsburg, und ihr Ehemann Jürg Richter-Dettwiler haben die Schlüssel zu ihrem bekannten Restaurant oberhalb von Ormalingen abgegeben. Die Dettwiler-Familie, einst aus Reigoldswil zugewandert, prägt das Geschehen an diesem schönen Baselbieter Flecken seit 1862. Susi Richter-Dettwiler gehört bereits zur 5. Dettwiler-Generation auf der «Farnsburg». Unzählige Baselbieter Familien haben dort seit Jahrzehnten ihre Feste gefeiert.
Seit einigen Jahren hätten sie und ihr Mann eine Nachfolgeregelung für den Gasthof gesucht, sagt Susi Richter, die auf die 60 zugeht. Sie sei glücklich, dass dies nun gelungen sei und ein Käufer gefunden werden konnte, der den Gasthof im Sinne der Familie weiterführen und -entwickeln werde. In einer Mitteilung an die Gäste ist denn auch nicht weniger als von der «6. Generation» die Rede, die nun folge und den Betrieb in eine «gastronomisch und vinologisch spannende Zukunft» führen werde.
Ein nahtloser Übergang
Der neue Besitzer heisst Daniel Staub (51), ein Versicherungstreuhänder und Immobilienmakler. Er wohnt im nahen Magden, seine Firma hat ihren Sitz in Basel. Die Vorgeschichte ist erstaunlich: «Ich war eigentlich als Makler damit beauftragt, einen Käufer für den Gasthof zu finden, habe mich dann aber selber sofort in das Objekt verliebt», sagt Staub.
Potenzielle Käufer habe es zwar gegeben, doch deren Pläne für die «Farnsburg» hätten den Eigentümern nicht gefallen. Also kaufte er, der bisher mit der Gastronomiebranche nichts am Hut hatte, den Gasthof selber – mitsamt seinem schweizweit berühmten, achtteiligen Gewölbeweinkeller von 1680. Darin lagern rund 21 000 Flaschen, die den Gästen auch künftig angeboten werden. Der Grossteil des Bestands bleibt im Besitz der Familie Richter-Dettwiler, die den Weinhandel weiterhin betreiben wird.
Etwas Sentimentalität spielte beim Kauf mit, wie Staub sagt: «Meine Grosseltern haben 1937 im Gasthof Farnsburg geheiratet.» Zudem sei er ein Fan von Burgen und im Besitz eines originalen Stuhls, der 1798 auf der nahen Farnsburg gleich oberhalb des heutigen Gasthofs entwendet worden war, als aufgebrachte Landschäftler den Basler Vogt verjagten und die Burg in Brand steckten. Der Stuhl landete später im Besitz des legendären, bis 1971 tätigen Ziefner Pfarrers Philipp Alder – Daniel Staubs Grossvater.
Als Gastgeberin und Geschäftsführerin für den Landgasthof konnte die Buusnerin Cäcilia Hersche gefunden werden. Daniel Staub: «Ein Herzmensch mit enorm viel Leidenschaft und grosser Liebe zum Detail.» Hersche kommt beruflich aus dem Pflegebereich und führt ein kleines privates Spitex-Unternehmen. Sie habe aber in der Vergangenheit in der Region Gastronomie-Erfahrung gesammelt, wie sie im Gespräch mit der «Volksstimme» sagt.
Der Restaurantbetrieb auf der «Farnsburg» wird nahtlos fortgesetzt, was problemlos möglich sei, da die Angestellten, so auch der langjährige Sommelier Norman Weissbach, übernommen werden. Bereits heute Freitag können die neuen Gastgeber erstmals Gäste begrüssen.
Ab nun wird bei laufendem Restaurantbetrieb das Hauptgebäude im grossen Stil renoviert und umgebaut. Anlässe mit 150 bis 200 Personen sollen dort künftig durchgeführt werden können. Auch das Gartenrestaurant wird ausgebaut, die unbediente Selbstbedienungsterrasse wird es hingegen in dieser Form nicht mehr geben – es wird bedient. Der Gasthof wird neu ganzjährig geöffnet sein, eine längere Winterpause wie bisher gibt es nicht mehr. Die Öffnungszeiten unter der Woche werden erweitert. Während der Sanierung können im Gartenrestaurant mit Sonnenterrasse, im Pavillon und auf der gedeckten Veranda rund 100 Personen «regensicher» bewirtet werden.
Exklusive Küche
Die Küche wird als Zwischenlösung in den heutigen Pavillon verlegt. Gegessen werden soll künftig auf noch höherem Niveau als bisher schon – engagiert wurde ein Koch, der aus einer Sterneküche kommt. Als kleiner Teil des Geschäfts für seinen Gasthof in der ländlichen Umgebung plant Daniel Staub einen Businessclub. Diverse Zusagen für eine Mitgliedschaft habe er bereits, sagt er. Der Jahresbeitrag soll auf der «Farnsburg» leicht günstiger sein als in vergleichbaren Businessclubs wie «Widenmoos» oder «Club de Bâle». Die «Farnsburg» bleibe aber weiterhin ein Landgasthof für jedermann und für jedes Budget.
Apropos Geld: Rechnet Daniel Staub mit einem rentablen Geschäft, oder ist wie bei vielen anderen Restaurants mit hohem Anspruch auch Mäzenatentum mit im Spiel? «Wir wollen mit den Kosten herauskommen», sagt er. Wobei «Liebhaberei» ebenfalls eine Rolle spiele. Geplant sei im Lauf der nächsten Monate eine Vielzahl von weiteren Neuerungen, sagt Staub. Jetzt befinde man sich wegen des Umbaus noch in einer Übergangsphase. Ab August gehe es mit dem neuen Betrieb dann richtig los.
Keine Änderungen hingegen gibt es beim Hofgut Farnsburg, das weiterhin von Markus und Theres Dettwiler betrieben wird. Landwirtschaft und Gasthof sind längst zwei getrennte Unternehmen. Er werde wie bisher Bisons, Galloway-Rinder und Weideschweine halten, sagt Markus Dettwiler zur «Volksstimme». Das passt der neuen Gasthof-Geschäftsführerin Cäcilia Hersche genau ins Konzept: Der Gasthof Farnsburg setze weiterhin stark auf lokale Produkte. Man darf gespannt sein.
Viele neue Erlebnisse
tho. Die «Farnsburg» soll künftig vermehrt ein Ort für «Erlebnisse» werden, wie der neue Besitzer Daniel Staub und die neue Gastgeberin Cäcilia Hersche sagen. Daher auch der neue Firmenname, der Farnsburg Erlebnis AG lautet. Ab August sollen über 30 Erlebnisse angeboten werden. Mehr als heute schon soll die «Farnsburg» als «Romantikburg» für Hochzeiten positioniert werden. In Zusammenarbeit mit der Familie Dettwiler vom Hofgut Farnsburg wird unter anderem eine «Hochzeitswiese» kreiert. Eine Auswahl weiterer geplanter Angebote: Ein Sommernachtsball, Pferdeausritte, Kutschenfahrten und Helikopterflüge oder auch Wanderungen mit Alpakas. Dazu sollen Themenabende durchgeführt werden wie Leseabende, Wildspezialtätenabende, Genussabende mit «Wine and Dine» oder Raclette- und Fondueabende in zusätzlichen Strohballen-Räumen.
In Planung sind zudem Kochabende mit Spitzenköchen. Auch soll es regelmässige Weindegustationen geben und zusätzlich wird den Gästen eine Zigarrenlounge zur Verfügung stehen. Auch das eine oder andere Konzert soll stattfinden, dazu sind Oldtimer- und grössere Harley-Davidson-Treffen angedacht. Des Weiteren sind Ruinenbegehungen in Kooperation mit Augusta Raurica und dem Kanton Baselland vorgesehen (die nahe Ruine Farnsburg wird während der nächsten drei Jahre für 5 Millionen Franken saniert). Ab August wird ferner jeweils am Montagabend ein Treff für Singles durchgeführt («Postillon d’Amour»), jeden Sonntag wird überdies ein Brunch serviert. Und natürlich will der Landgasthof Farnsburg wie bisher ein Ort für Familienfeste jeglicher Art bleiben.