Drei Tschechen begeistern das Publikum
28.05.2019 Bezirk Sissach, Kultur, Sissach«Feininger Trio» gibt ein «Klanglichter»-Konzert in der Oberen Fabrik
Fröhlichkeit, Verzweiflung und Trauer – leidenschaftlich und temperamentvoll hat das «Feininger Trio» der Berliner Philharmoniker klassische Musik vom Feinsten geboten. Sie spielten Werke tschechischer ...
«Feininger Trio» gibt ein «Klanglichter»-Konzert in der Oberen Fabrik
Fröhlichkeit, Verzweiflung und Trauer – leidenschaftlich und temperamentvoll hat das «Feininger Trio» der Berliner Philharmoniker klassische Musik vom Feinsten geboten. Sie spielten Werke tschechischer Komponisten.
Thomas Lüthi
Fast könnte man von einer kleinen Europatournee sprechen. Vor zwei Wochen spielten der Pianist Adrian Oetiker, der Geiger Christoph Streuli und der Cellist David Riniker in Valencia, vergangenen Samstag in Sissach und am Tag darauf waren sie in Prag. Als «Feininger Trio» sind die drei Schweizer schon in vielen Konzertsälen weltweit aufgetreten. In Sissach bestritten sie das zweite Konzert der Reihe Klanglichter in diesem Jahr, initiiert und organisiert von der Pianistin Paola De Piante Vicin.
Die drei Musiker interpretierten drei Werke der tschechischen Komponisten Josef Suk (1874–1935), Bohuslav Martinu (1890–1959) und Bedrich (Friedrich) Smetana (1824– 1884). «Es sind selten gespielte Stücke, aber sie sind wunderschön», beschreibt David Riniker seine Faszination für die drei Komponisten. Riniker, Oetiker und Streuli sind hochkarätige Künstler, die sich 2005 als «Feininger Trio» zusammengeschlossen haben. Namengeber Lyonel Feininger (1871–1956) war ein deutschamerikanischer Maler, Grafiker und Mitbegründer des Berliner Bauhauses, einer bedeutenden Schule für Architektur, Design und Kunst.
In der kleinen Formation als Kammermusiker können die drei ihre Klasse am unmittelbarsten ausdrücken und geniessen alle Freiheiten, die Kompositionen zu interpretieren. Streuli und Riniker sind seit Mitte der Neunzigerjahre Mitglieder der Berliner Philharmoniker.
Hilfe vom grossen Meister
Mit dem Klaviertrio c-Moll op. 2 von Suk spielten die «Feiningers» eine Komposition eines Schülers von Antonin Dvo ˇrák (1841–1904). Suk komponierte das Stück mit gerade mal 15 Jahren und verbesserte es später mit der Hilfe seines berühmten Lehrers. In sehr unterschiedlichen Tempi spielte das Trio die drei Sätze der Komposition (allegro, andante, vivace) in leidenschaftlicher Perfektion. Spielerische Passagen, starke Klavierakkorde und feinfühliges Violin- und Cellospiel fügten sich zu einer frischen Interpretation, an der Suk wohl seine helle Freude gehabt hätte.
Anders das Stück von Bohuslav Martinu, einem Schüler von Suk. Er komponierte sein 3. Klaviertrio in d-Moll 1950 in den USA. Nach dem fast etwas schwermütigen Anfang des ersten Satzes (allegro moderato) wechselten sich teils sehr schnelle Klavierpassagen mit pathetischen Gesten ab, bevor sich der zweite Satz (andante) wieder ruhiger gab. Aber auch hier durchsetzten kraftvolle Klavierakkorde das Spiel. Der dritte Satz (allegro) war ebenfalls temporeich und zum Teil mit rhapsodischen Elementen durchsetzt. Martinu wurde vom Basler Dirigenten und Mäzen Paul Sacher (1906–1999) unterstützt und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Pratteln.
Früher Tod der Tochter
Höhepunkt des Abends war das Trio in g-Moll op. 15 von Bedrich Smetana. Der Komponist verarbeitete mit dem Stück seine Verzweiflung und Trauer über den Tod seiner erst viereinhalb Jahre alten Tochter (sie starb an Scharlach), nachdem zwei Jahre zuvor schon eine andere Tochter gestorben war. Der erste Satz (moderato assai) drückt das Wehklagen des Vaters und die Erinnerung an sein Kind aus. Im zweiten Satz (allegro, man non agitato) präsentiert Smetana ein Porträt seiner Tochter. So jedenfalls interpretierte es sein Biograf, der tschechische Historiker Zdenˇek Nejedlý. Das fröhliche Klavierspiel zeigt die Tochter am Piano. So richtig zum Zug kam die Virtuosität der drei Musiker im dritten Satz (finale, presto). Einem sehr schnellen Spiel folgten ganz langsame Passagen mit Pathos und Wehklagen, bevor es in wieder schnellerem Tempo weiterging.
Das Publikum spendete starken Applaus, Jubelrufe waren aus dem voll besetzten Konzertlokal zu hören. Und als Zugabe spielten die «Feiningers» das Klaviertrio Nr. 2 in C-Dur von Johannes Brahms, von Zuhörern auch schon als «Schokoladenstück» bezeichnet.