Berichte und Botschaft des Wasserpredigers
17.05.2019 Baselbiet, Energie/Umwelt, SissachWasserbotschafter Ernst Bromeis will den 800 Kilometer langen Baikal-See durchschwimmen
Nachdem er den Rhein von der Quelle bis zur Mündung durchschwommen hat, möchte «Wasserbotschafter» Ernst Bromeis im Sommer den grössten See des blauen Planeten bewältigen. Der Bündner erzählte am ...
Wasserbotschafter Ernst Bromeis will den 800 Kilometer langen Baikal-See durchschwimmen
Nachdem er den Rhein von der Quelle bis zur Mündung durchschwommen hat, möchte «Wasserbotschafter» Ernst Bromeis im Sommer den grössten See des blauen Planeten bewältigen. Der Bündner erzählte am Mittwoch in Sissach von seinen bisherigen Expeditionen.
Jürg Gohl
Die üblichen Fragen am Schluss seines Referats beantwortet «Wasserprediger» Ernst Bromeis offen und souverän. Eine zentrale bleibt aber ungestellt und damit auch unbeantwortet: Ist dieser gross gewachsene, hagere Büdner eigentlich eher ein Extremsportler oder ein Prediger des Wasserschutzes? Einmal in seinem Referat äussert er: «Wenn ich im Wasser bin, predige ich nicht.»
Logisch: Dann konzentriert sich der 51-jährige Ultraschwimmer voll auf seine Leistung als Extremsportler. Und wenn er mit eindrücklichem Bildmaterial von seinen Expeditionen berichtet, geht es ihm nicht um das übliche Klopfen auf die eigene Schulter, sondern vielmehr um seine Botschaft «Jeder Tropfen zählt». So lautet auch die Überschrift seines Buchs, das mit dem Untertitel «Schwimmen für das Recht auf Wasser» versehen ist. In einem doppelseitigen Porträt der «Sonntagszeitung» wurde er auch als «Bedeutungsauflader» bezeichnet.
Kenner des Oberbaselbiets
Er hat alle 200 Bündner Seen durchschwommen, den grössten See jedes einzelnen Kantons und schliesslich wagte er sich zwei Mal daran, den Rhein von seiner Quelle bis zur Mündung in Rotterdam crawlend zu bewältigen. 2012, beim ersten Mal, musste er den Versuch kurz nach Basel abbrechen, weil das Wetter ungünstig war, er gesundheitlich litt und sich zu sehr von seinen medienwirksamen Auftritten ausserhalb des Wassers ablenken liess. Zwei Jahre später, 2014, klappte es dann. In Rotterdam schwamm er noch ein paar Kilometer ins offene Meer hinaus. «Als ich realisierte, dass ich ja Salzwasser schluckte, wusste ich: Das Ziel ist erreicht», erzählt er.
Bromeis ist ein geübter und deshalb gewiefter und begeisternder Rhetoriker. Auf Einladung der SP Sissach und Umgebung referierte er am Dienstag vor gut 80 Zuhörenden über seine Rhein-Expedition und vor allem über sein nächstes, weit heikleres Unterfangen im kommenden Sommer in Sibirien. Darauf will er sich nun vollkommen fokussieren, und so war der Auftritt in Sissach sein vorerst letzter.
Das hängt auch damit zusammen, dass Bromeis, der im kleinen Dorf Ardez im Unterengadin aufgewachsen ist, das Oberbaselbiet bestens kennt, obwohl es hier keine Seen zu durchqueren gibt. Als Sportstudent an der Uni Basel, wo er erstmals mit dem Schwimmen in Kontakt kam und sich in der Folge zu einem Spitzen-Triathleten entwickelte, wohnte er in Thürnen und befuhr mit seinem Rennrad alle Höhen und Täler des Oberbaselbiets.
800 Kilometer im Baikalsee
Alle bisherigen Leistungen verblassen neben seinem Projekt, das jetzt vor seiner Brust steht. Er möchte den grössten und tiefsten Süsswassersee des Planeten – das Wort Planet fällt am Vortragsabend auffallend oft – bewältigen, den Baikalsee. In seinem Becken sammeln sich alleine 20 Prozent des Süsswasser-Aufkommens der Erde. Er misst der Länge nach 600 Kilometer. Da Bromeis einen Bogen entlang des Ufers schwimmen muss, stehen ihm 800 Kilometer bevor. Sechs Stunden will er sich pro Tag im «horizontalen Mount Everest», wie er den See in Sibirien nennt, fortbewegen. Das ergibt satte 20 Kilometer täglich.
Wenn das Grundmuster – konzentriert Zug um Zug – im Vergleich zu seinem Rhein-Abenteuer gleich bleibt, so sieht er sich völlig neuen Herausforderungen ausgesetzt: Statt mit grossen Schiffen, mit Bewilligungen, Schleusen, Verbauungen und Ähnlichem muss er sich mit Kälte im aktuell noch zugefrorenen See und über gewisse Strecken ohne Beiboot herumschlagen. Auch ist nicht immer Hilfe zugegen, sollte er in Not geraten. Die Einheimischen, die sein Vorhaben unisono als unmöglich einstufen, warnen ihn sogar vor Bären in Ufernähe.
Der «Wasserbotschafter» möchte mit seinen Aktionen auf die bedrohte Ressource Wasser aufmerksam machen, die nicht nur durch Plastik im Meer und durch Pestizide bedroht ist, sondern auch durch Ereignisse, die der Klimawandel auslöst. Er geisselt den Verschleiss durch Schneekanonen, das Ankarren von Mineralwasser aus dem Ausland und so weiter. «Wir müssten kein Plastik aus dem Meer fischen, wenn wir vorher dafür sorgen würden, dass es erst gar nicht hinein gelangt», sagt es und fordert die Zuhörenden auf, ebenfalls zu «Wasserbotschaftern» zu werden. Das sei zwar bloss ein Tropfen auf den heissen Stein. Aber wie lautet der Titel seines Referats? «Jeder Tropfen zählt.»
1000 Franken an Flutopfer
jg. Dank der Unterstützung durch «Eptinger»-Mineralwasser und der Schaub Medien AG konnte der Gastgeber auf einen Eintritt verzichten. Er forderte aber die 80 Zuhörer auf, zugunsten der Flutopfer in Mosambik einen freiwilligen Austritt zu leisten. 1000 Franken kamen so zusammen: 700 aus dem Topf, dazu 200 von der SP Gelterkinden. Die SP Sissach stockte den Betrag um weitere 100 Franken auf. Damit können fünf wiederverwendbare Notfallkoffer mit allem Nötigen wie Werkzeug und Wasseraufbereitungsmittel angeschafft werden. Das Katastrophen-Hilfspaket garantiert für sauberes Trinkwasser.