«Ich bin hier meine eigene Chefin»
09.05.2019 Bezirk Waldenburg, Porträt, HölsteinNanette Häner pflegt den Friedhof wie ihren eigenen Garten
Der Friedhof in Hölstein ist seit bald 20 Jahren fest in den Händen von Gärtnerin Nanette Häner. Die 74-jährige ehemalige Bäuerin übt dieses Nebenamt mit Engagement, Herzblut und Leidenschaft aus.
Willi ...
Nanette Häner pflegt den Friedhof wie ihren eigenen Garten
Der Friedhof in Hölstein ist seit bald 20 Jahren fest in den Händen von Gärtnerin Nanette Häner. Die 74-jährige ehemalige Bäuerin übt dieses Nebenamt mit Engagement, Herzblut und Leidenschaft aus.
Willi Wenger
Nanette Häner vom Hof Finelen in Hölstein zeigt im Gespräch mit der «Volksstimme» ihre grosse Freude, die sie auch nach bald zwei Jahrzehnten immer noch hat, wenn es um ihre Leidenschaft geht: um ihr Amt als Friedhofgärtnerin. «Ich bin immer noch begeistert für die Arbeit, die ich hier seit 2002 verrichten darf.» Es sei faszinierend, auf dem Friedhof zu arbeiten. «Hier bin ich meine Chefin. Die Gemeinde lässt mich ungehindert arbeiten. Ich habe freie Hand, wenn es darum geht, wie der Friedhof letztlich aussehen soll.» Häners Vorgesetzter, Werkhofchef Walter Schori, und sein Personal stünden allerdings zur Seite, wenn es beispielsweise um schwere Arbeiten wie Plattenlegen geht.
In der Tat, der Friedhof mit rund 250 Grabstätten sieht gepflegt, fast schon faszinierend aus. Jedenfalls kann er als Vorzeigefriedhof bezeichnet werden. Viele Beispiele in der Region sind Lichtjahre vom Standard der Hölsteiner «Parkanlage» entfernt. Darin hat alles seine Ordnung, man spürt als Besucher, dass der Ort ein ganz spezieller ist. Er trägt die Handschrift von Nanette Häner, die seit 17 Jahren im Nebenamt von der Einwohnergemeinde angestellt ist.
Als Friedhofgärtnerin ist Häner zurzeit in der Regel täglich vor Ort. Es gebe immer viel zu tun. Die 2500 bis 3000 Tulpen, die in der Frühlingssonne blühen, werden bald durch Begonien ersetzt werden müssen. «Ich werde zusammen mit den Werkhof-Lehrlingen Ende Monat 1000 weisse und 1000 rote Begonien setzen.» Diese bräuchten keine Schneckenkörner und kein Gift und seien pflegeleicht, schmunzelt die ehemalige Unterbaselbieterin, die trotz «52 Jahren Hölstein» ihren Allschwiler Dialekt beibehalten hat.
Kaum ungepflegte Gräber
Die diplomierte Bäuerin, die «im Chrüzli» in Allschwil aufgewachsen ist, ist in ihrer Funktion die Frau für alles. Sie sorgt im Umfeld der Gräber zwischen 250 und 300 Stunden im Jahr für eine tadellose Ordnung. Das Rasenmähen sowie das Pflegen einer Magerwiese sind ebenfalls Bestandteil ihres Aufgabenbereichs. Dass sie hin und wieder ungepflegte Grabstätten ein wenig auf Vordermann bringt, ist verständlich. «Allerdings bin ich in diesem Bereich sehr zurückhaltend. Ohnehin schauen die Menschen im Allgemeinen recht gut zu den Gräbern». Diese sind individuell gestaltet. Es gebe Grabschmuck, über den man sich streiten könne. Mit Kunststoffblumen und Kunststoffengeln könne sie beispielsweise nichts anfangen. Dennoch: Häner respektiert alles, was vor Ort an den Gräbern «montiert» wird. Das sei so und das bleibe so.
Der Friedhof in Hölstein ist fraglos auch eine Begegnungsstätte. «Ich stelle immer wieder fest, dass wir regen Besuch haben. Vor allem jetzt, in der wärmeren Jahreszeit, verbringen regelmässig Frauen und Männer der nahegelegen Firmen ihre Mittagspause hier auf einer Bank und geniessen die Ruhe, die vorherrscht.»
Nanette Häner wird ihre Aufgabe auf dem Friedhof weiter so wahrnehmen, als ob es ihr eigener Garten wäre. Sie sagt gar: «Ich bin ein Fan vom Friedhof.» Sie hat Ordnung. «Aber», so die Chefin über rund 250 Grabstätten, «ich bin letztlich auch nicht besessen, hier alles perfekt zu haben. Ein englischer Rasen mit allem, was dazu gehört, soll es dann doch nicht sein.» Die Natur soll auch noch etwas zu sagen haben …