Das Fabeltier der Vermarktung und seine Geschichte
Der Frühling ist da. Ostern symbolisiert das Ende des überstandenen Winters und den Übergang zur warmen Jahreszeit. Parallel dazu beschenkt uns der Osterhase mit Eiern und Schokolade. Doch wieso eigentlich?
Joshua ...
Das Fabeltier der Vermarktung und seine Geschichte
Der Frühling ist da. Ostern symbolisiert das Ende des überstandenen Winters und den Übergang zur warmen Jahreszeit. Parallel dazu beschenkt uns der Osterhase mit Eiern und Schokolade. Doch wieso eigentlich?
Joshua Moser
Es war nicht immer der Osterhase, auf den wir am Osterfest sehnsüchtig warteten. In einigen Teilen der Schweiz soll es im 19. Jahrhundert beispielsweise der Kuckuck gewesen sein, der die Bevölkerung mit Köstlichkeiten versorgte. Wieso also hat der Osterhase den Job übernommen? Nach einer kurzen Internet-Recherche ist schnell klar, dass sich diese Wandlung tatsächlich nicht nur durch die kommerzielle Verwendung des Osterhasen in Form von Schoko-Hasen ergab.
Der Osterhase wurde, so die Meinung im Web, erstmals vom Frankfurter Arzt Johannes Richier in seiner Doktorarbeit erwähnt. Das liebe Tier kommt also, wenn überhaupt, aus dem Buchstabenwald. In der von Richier verfassten Dissertation ist von einem Brauch zu lesen, wonach der Osterhase die Eier selbst legt und im Garten versteckt. Dies zur Freude der Kinder. Dann soll die Wirtschaft eingegriffen haben: Da die Herstellung von Rübenzucker im 19. Jahrhundert ziemlich billig war, stieg die Produktionsrate von Schokoladenhasen und -eiern. Dies lässt darauf schliessen, dass das Motiv des Osterhasen tatsächlich aus besagter Doktorarbeit von Richier stammt, oder dass Richier zumindest den Startschuss zu dieser Entwicklung gegeben hat. Zumindest finden sich zwischen diesen beiden bekannten Fakten keine weiteren Hinweise auf den Osterhasen.
Eine andere Theorie, wie der Hase zum Ostereier-Lieferanten wurde, findet sich in der germanischen Mythologie. Der Name der Frühlingsgöttin «Ostara», welche die neue Jahreszeit einläutet und mit dem Beginn des Frühlings sowie dem Ende des Winters die Fruchtbarkeit und längere Tage zurückbringt, ist auf den Namen «Eostrae» zurückzuführen. «Eostrae» wiederum war als angelsächsische Frühlingsgöttin bekannt und als heiliges Tier wurde ihr ein Hase zugeteilt. So hat sich der Hase als Symbol für den überstandenen Winter und für das Aufblühen der Natur in der Kultur verankert. Von diesem Symbol machen heute viele Gebrauch. Von der kleinen Bäckerei bis zum Grossverteiler: Sie alle vertreiben zu dieser Zeit Schokoladenhasen. Die Hasen und Eier sollen uns Freude bereiten, die kalte und dunkle Winterzeit vergessen lassen. Sie läuten den Beginn der warmen Zeit des Jahres ein. Da Psychologen bis heute der Meinung sind, dass der Glaube an den Osterhasen bei kleinen Kindern nicht schädlich sei, er sogar die Fantasie anrege, ist das Tier mit den langen Löffeln heute nicht aus der Osterzeit wegzudenken. Dem Osterhasen scheint nach seiner lange in die Vergangenheit zurückreichenden Geschichte eine genauso lange Zukunft bevorzustehen.