Erst schauen, woher der Wind weht
30.04.2019 Baselbiet, NaturStefan Grichting ist neuer Geschäftsführer von Pro Natura Baselland
Seit 100 Tagen führt Stefan Grichting die Geschäfte von Pro Natura Baselland. Er ist bemüht, die gut geölte «Maschine» am Laufen zu halten. Viele Helferinnen und Helfer unterstützen ihn dabei.
Peter ...
Stefan Grichting ist neuer Geschäftsführer von Pro Natura Baselland
Seit 100 Tagen führt Stefan Grichting die Geschäfte von Pro Natura Baselland. Er ist bemüht, die gut geölte «Maschine» am Laufen zu halten. Viele Helferinnen und Helfer unterstützen ihn dabei.
Peter Stauffer
«Lue zersch, wohär dass dr Wind wääit», heisst es in einem Song der Berner Band Züri West. Stefan Grichting, neuer Geschäftsführer von Pro Natura Baselland, hat diese Aufforderung beim Stellenantritt im Januar an sich selbst gestellt. Während seiner ersten 100 Tage im neuen Job habe sich diese Entscheidung als absolut richtig erwiesen, sagt Grichting. Allerdings sei es nicht beim «luege» geblieben. Die Aufgaben als Geschäftsführer würden ein gemütliches Zurücklehnen nicht zulassen.
Dass dem so ist, beweist ein Blick in das umfangreiche Jahresprogramm der Organisation. Es seien nur einige Aktivitäten genannt: Praktischer Naturschutz (Schutzgebiete pflegen, Naturschutztag im September, Aktion Spechte & Co. AG/BL vorbereiten, …), Umweltbildung und Kommunikation (Waldtage Rünenberg, Medien, Exkursionen, Kurse, …), Politik und Recht (Biodiversitäts- und Landschaftsinitiative, Stellungnahmen, Einsprachen, …). Bei einem Arbeitspensum von 80 Prozent sind seine Arbeitstage damit mehr als nur ausgefüllt. Bei diesem umfangreichen Katalog sei es nötig, Prioritäten zu setzen, um die «Maschine» Pro Natura Baselland am Laufen zu halten.
«Heuschrecken im Pfynwald»
«Wenn ich auf meine ersten 100 Tage zurückblicke, kommt es mir vor, als wäre meine ganze bisherige berufliche Tätigkeit genau auf diese Stelle ausgerichtet gewesen», sagt Grichting. Er sei froh, dass sein Vorgänger Urs Chrétien zwar einer neuen Aufgabe nachkommt, aber im gleichen Bürotrakt arbeitet. Dessen Kontakte, Wissen und Hilfsbereitschaft erleichterten ihm die Arbeit ungemein. Grichting ist glücklich und hat es noch keinen Moment bereut, dass er die Stelle angenommen hat. Er sei bemüht, das hohe Leistungsniveau des Vorgängers zu halten.
Grichting besitzt einen Master in Biologie und verfügt über langjährige Berufserfahrung in den Bereichen Naturschutz und Museum. Der praktische Naturschutz auf verschiedenen Ebenen ist ihm vertraut. Für eine sinnvolle Tätigkeit könne er sich leidenschaftlich engagieren, sagt er. Diese Leidenschaft ist im Gespräch mit dem Naturschutz-Fachmann spürbar. Grichting hat das berufliche Knowhow unter anderem bei seinem Zoologiestudium an der Universität Bern erworben. In der Diplomarbeit befasste er sich mit den «Heuschrecken im Pfynwald». Nicht von ungefähr wählte er ein Themengebiet aus seiner näheren Heimat. Der Dialekt verrät den Walliser. Geboren und aufgewachsen ist er in Leukerbad.
Nach dem Universitätsabschluss absolvierte er die unterschiedlichsten Praktika und war von 2004 bis 2017 als Fachspezialist und Projektleiter am Naturama Aargau tätig. Die Aufgaben dort umfassten die Bereiche Naturschutz sowie Ausstellungen und Sammlungen. Im vergangenen Jahr arbeitete er bei der creaNatira GmbH und war mit dem Bau von Trockensteinmauern im Aargauer Schenkerbergtal beschäftigt.
Leidenschaftlich und beharrlich
Durch die bisherigen beruflichen Aktivitäten sei er zum Generalisten geworden, was ihm als Geschäftsführer von Pro Natura nun zugutekomme, sagt der 41-Jährige. Immer wieder blitzt im Gespräch die Liebe und das Engagement für die Natur in allen Belangen auf. «Nur mit Herzblut, Leidenschaft und Beharrlichkeit funktioniert es», ist Grichting überzeugt.
Er ist geschieden und hat drei Kinder im Alter von 20, 16 und 15 Jahren. Ihnen zuliebe hält er am Wohnsitz in Aarau fest, was ihn aber am vollen Einsatz für die Natur im Baselbiet überhaupt nicht hindere. Im Gegenteil, Berufliches und Privates lasse sich so besser trennen. «Ich habe Spass am Job und bin froh um die vielen mehrheitlich ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und die gute Zusammenarbeit mit anderen zielverwandten Organisationen.» Denn: «Bis ich in allen Bereichen sattelfest bin, reichen 100 Tage nicht aus.»