Ein wahres Multitalent
11.04.2019 Baselbiet, Gastronomie, Hölstein, Bezirk WaldenburgDie IG Genusswochen kürt die Mirabelle zur Spezialität des Jahres
Eine Besonderheit der Baselbieter Genusswochen ist das Hervorheben eines Produkts als Spezialität des Jahres. 2019 fällt die Wahl auf die gesunde, süsse, und wenig bekannte Mirabelle.
Beat Ermel ...
Die IG Genusswochen kürt die Mirabelle zur Spezialität des Jahres
Eine Besonderheit der Baselbieter Genusswochen ist das Hervorheben eines Produkts als Spezialität des Jahres. 2019 fällt die Wahl auf die gesunde, süsse, und wenig bekannte Mirabelle.
Beat Ermel
Die Baselbieter Genusswochen finden dieses Jahr vom 1. September bis zum 13. Oktober statt. Ziel ist es, Veranstaltungen zu fördern, die mit hochwertigen Produkten die Freude am Essen, die Geselligkeit bei Tisch und die handwerklichen Erzeugnisse feiern. Eine Besonderheit der Genusswochen ist das Hervorheben eines einzelnen Produkts. Seit 2018 wird jedes Jahr eine Spezialität vorgestellt. Die Wahl fällt dieses Jahr auf die Mirabelle.
Die wenig bekannte Steinfrucht und deren vielseitige Verwendungsmöglichkeiten wurden an der Medieninformation vom Montag unter den blühenden Mirabellen-Bäumen des Landwirtschaftsbetriebs von Andreas und Claudia Haas, auf der Oberen Bireten oberhalb von Hölstein vorgestellt. Haas, der Präsident des Bauernverbands beider Basel, baut seit 2004 die grossfruchtigen Sorten «Bellamira» und «Miroma» an, aktuell auf rund 40 Aren Land.
«Vergangenes Jahr lag der Produzentenpreis bei 2.60 Franken pro Kilo», sagt Haas. In den Läden musste der Konsument allerdings für die gleiche Menge zu bis 10 Franken hinblättern. Der Obstanbau mit Mirabellen habe seine Tücken. Neben der Frostgefahr im Frühjahr ist die reifende Frucht regenempfindlich. Schäden können auch die Blattläuse und die Kirschessigfliegen anrichten.
88 Prozent aus Nordwestschweiz
Lukas Kilcher, Leiter des «Ebenrains», erklärte: «Die Mirabelle führt zu Unrecht ein Nischendasein. Sie verdient es, als Spezialität ins Rampenlicht zu kommen.» Unbestritten sei das einzigartige Fruchtaroma und der hohe Fruchtzuckergehalt, was die Mirabelle als Frischfrucht und für die Verarbeitung sehr attraktiv mache. Zudem seien Mirabellen gesund. Neben den Vitaminen B und C weisen sie auch einen hohen Kaliumgehalt auf.
Die Pflaumenart ist eine klassische Saisonfrucht, die im Spätsommer für kurze Zeit frisch verfügbar ist. Das Rosengewächs stammt ursprünglich aus Kleinasien und Nordpersien. Es ist Ende des 15. Jahrhunderts ins Elsass, in die Pfalz und im 18. Jahrhundert ins Baselbiet gelangt. Früher war die «Mirabelle de Nancy» die wichtigste Sorte bei uns. Sie ist auch heute noch in vielen Hausgärten anzutreffen. «Im Erwerbsobstanbau sind ‹Bellamira› und ‹Miragrande› die wichtigsten Sorten», sagte Kilcher.
Gemessen am Gesamtkonsum produziere die Schweiz auf knapp 5 Hektaren nur 10 Prozent der Inlandnachfrage. In der Saison 2018 wurden gemäss Zahlen des Schweizer Obstverbands gut 70 Tonnen einheimische Mirabellen abgeliefert. In der Schweiz gilt die Nordwestschweiz als Mirabellen-Hochburg. Im Kanton Baselland werden sie auf rund 4 Hektaren angebaut. Aus der Nordwestschweiz (mit Fricktal und Schwarzbubenland) stammen 62 Tonnen oder 88 Prozent der gesamten Ernte.
Tobias Eggimann, Geschäftsführer Baselland Tourismus, hofft, dass gegen 50 Partner an den diesjährigen Genusswochen mitmachen werden. Gastronomen, Bauern, Winzer, Bäcker, Metzger und alle, die mit der Produktion und Verarbeitung zu tun haben, sind gefragt und eingeladen, bis zum 30. April ihre Veranstaltungen anzumelden.
An der Medienkonferenz vom Montag war zudem zu erfahren, dass die Interessengemeinschaft Genusswochen wieder zahlreiche Veranstaltungen plant, an denen die Spezialität des Jahres zentrales Thema sein wird. So zum Beispiel mit einem Kochkurs im «Ebenrain» und dem Genussmarkt in Liestal am 31. August. Zudem sollen auf der Website der Genusswochen «gluschtige» Rezepte präsentiert werden.
Dominik Wunderlin, Historiker und Vorstandsmitglied der Baselbieter Genusswochen, lobt die vielseitige Verwendung der Mirabellen. In erster Linie seien es natürlich die Früchte selbst. «Frisch gepflückt, schmecken die Mirabellen einfach ausgezeichnet», sagt Wunderlin. Da Mirabellen rasch verderben, werden sie meist weiterverarbeitet. Wie alle Pflaumen seien die gelben Zwetschgen geradezu dafür prädestiniert, «um einen Blechkuchen zu zieren».
Typisch ist das Heisseinfüllen von Mirabellen, die Verarbeitung zu Konfitüren, Gelée und Mus. Neben der Verwendung als Zutat in vielen Gerichten, zum Beispiel als getrocknete Frucht, nennt Wunderlin die Herstellung von Joghurts, Cremes, Glaces und von Edelbränden. Somit ist die Gelbe Zwetschge ein richtiges Multitalent. Für süsse und herzhafte Speisen gut geeignet, wartet sie nur darauf, von Gourmets entdeckt zu werden.