Zwanzig ökologische Vernetzungsachsen
26.03.2019 Bezirk Waldenburg, Bretzwil, NaturDas Nunningerbächlein fliesst wieder offen
2006 hat Pro Natura Baselland im Rahmen des Programms Gummistiefelland in Wenslingen erstmals einen seit Jahrzehnten eingedolten Bach an die Oberfläche geholt. Das Fazit nach der 20. Ausdolung ist nun grundsätzlich positiv – aber nicht ...
Das Nunningerbächlein fliesst wieder offen
2006 hat Pro Natura Baselland im Rahmen des Programms Gummistiefelland in Wenslingen erstmals einen seit Jahrzehnten eingedolten Bach an die Oberfläche geholt. Das Fazit nach der 20. Ausdolung ist nun grundsätzlich positiv – aber nicht nur.
Tobias Gfeller
Für den Sissacher Urs Chrétien ist das Jubiläum der 20. Ausdolung eines unterirdischen Bachs mit seinem Ende als Geschäftsführer der Pro Natura Baselland zusammengefallen. Auf einem Teilstück von 150 Metern haben Experten der Umweltschutzorganisation das Nunningerbächli in Bretzwil ans Tageslicht geholt. Die beiden Ufer wurden auf einer Breite von je sechs Metern zugunsten der Biodiversität aufgewertet. Zusätzlich werden an einer Böschung mittels Direktbegrünung Samen aus einer artenreichen Wiese ausgebracht. Das «kleine Wiesenbächlein», wie es Chrétien beschreibt, soll eine möglichst grosse Artenvielfalt anlocken.
Die Ausdolung des Nunningerbächlis wurde nur möglich, weil die beiden Landwirte Werner Schäublin und Bernhard Straumann als Bewirtschafter der anliegenden Parzellen ihr Einverständnis gaben und sogar ihre Unterstützung zur Ausdolung zusicherten. Die Bereitschaft der betroffenen Landwirte war stets Grundvoraussetzung dafür, dass die von Pro Natura gewünschten Ausdolungen angegangen werden konnten. Denn alle seit 2006 im Rahmen von «Gummistiefelland» ausgedolten Bäche flossen durch Landwirtschaftsland.
Das Verhältnis von Naturschützern und Landwirten war dabei stets ein Geben und Nehmen, verrät Urs Chrétien. «Dank der Bereitschaft der Landwirte erhielt die Natur wichtige ökologische Flächen zurück. Den Landwirten konnten wir dabei aufzeigen, wie sie mit relativ wenig Aufwand die Biodiversität stärken können, was am Ende auch ihnen zugutekommt.» Chrétien hatte stets Verständnis dafür, wenn Landwirte dafür nicht bereit waren, da oberirdische Bäche bei der Bewirtschaftung der Parzellen stören können. Das Beispiel des Nunningerbächlis in Bretzwil sei daher beispielhaft, weil die ökologische Aufwertung dank des Willens der Landwirte über die Ausdolung hinausgeht.
Vorbildfunktion nicht erreicht
Nach zwanzig ausgedolten Bächen auf einer Gesamtlänge von 2,75 Kilometern zieht Urs Chrétien ein grundsätzlich positives Fazit. «Das sind jetzt alles Bäche, die es quasi neu gibt», meint der Sissacher stolz. Wie gross der ökologische Erfolg jeweils war, sei aber schwierig zu quantifizieren, da keine Messungen stattgefunden haben. Doch Chrétien ist überzeugt: «Das Ausdolen der Bäche hat der Natur sehr viel gebracht.» Die oberirdischen Bäche seien «perfekte ökologische Vernetzungsachsen». Neben den ökologischen Aufwertungen hätten auch die Gespräche mit den Landwirten viel gebracht. Weniger zufrieden ist Chrétien mit dem Kanton, den Gemeinden und den lokalen Naturschutzvereinen. Zu wenig Eigeninitiativen seien von diesen Stellen gekommen. Pro Natura hoffte, mit «Gummistiefelland» im ganzen Kanton etwas auszulösen und auch andere zu einem Engagement für Bäche zu ermutigen. Doch dies blieb bis auf wenige Ausnahmen nahezu aus.
Der in grossem Aufwand von Pro Natura zusammengestellte Ratgeber und die dank der Initiative «Bäche ans Licht» bereitgestellten Finanzhilfen des Kantons blieben daher fast ungenutzt. Mit der Jubiläums-Ausdolung in Bretzwil ist «Gummistiefelland» noch längst nicht zu Ende. In ihrem Jahresprogrammen würden weiterhin eine bis zwei Ausdolungen stehen, versichert Chrétien.