Dreister Überfall von Hutzgüri und Konsorten
12.03.2019 Bezirk Sissach, SissachHeischegestalten plündern Goldküste schamlos
Erstmals versuchte sich das Hutzgüri an Flammkuchen und anderen neumodischen Speisen. Das Urteil fiel vernichtend aus. Folglich bleibt es, wie seit eh und je, definitiv bei Geräuktem.
Nachtheuel
Künftige vom ...
Heischegestalten plündern Goldküste schamlos
Erstmals versuchte sich das Hutzgüri an Flammkuchen und anderen neumodischen Speisen. Das Urteil fiel vernichtend aus. Folglich bleibt es, wie seit eh und je, definitiv bei Geräuktem.
Nachtheuel
Künftige vom Hutzgüri Auserwählte seien gewarnt. Die wilde Horde bleibt bei dem, was sie schon immer geschluckt hat: Fressalien von der Sau, dazu Bier, Wein und Hochprozentiges. An den Tafelgewohnheiten hoch oben in der «Tüüfelschuchi» wird sich vorläufig nichts ändern. Das war nach dem Überfall vor wenigen Tagen klar.
Wie immer gegen Ende Winter überfielen das Hutzgüri, der Schärmuuser, der Vehdokter, der Bott, die beiden Äierwyybli und die Tambouren die Bezirksmetropole. Heuer kamen einige Paläste im Nobelquartier und andere Behausungen am Fusse der Sissacher Fluh zum Handkuss. Die Auserwählten erfuhren dabei aus der Zeitung, was sie vorzukehren hatten, um Ungemach abzuwenden.
Die wilde Horde heischte auf ziemlich dreiste Art ihre Vorräte. Um es vorwegzunehmen: Alle Auserkorenen füllten die Hutten gehörig mit Fressalien und Tranksame. Wohlweislich befolgten auch die beiden Abwesenden den Ratschlag und stellten ihre Gaben vor die Tür. Heisst es doch im Heischespruch der Bande unter anderem: «Wenn dir aber nüt weit geh, denn müesse mers halt sälber neh. Mer düe ech s Dach abdecke und emänd no d Chatze strecke!»
Kurz nach dem Einnachten fiel die Hutzgüri-Bande mit Getöse ins Dorf ein, um zunächst Elisabeth Wernli die Aufwartung zu machen. Dem Vernehmen nach soll die Besuchte mit dem Hutzgüri genetisch verwandt sein. Hier die hübsche blonde Elisabeth. Daneben das Hutzgüri in seiner doch, vornehm ausgedrückt, eher durchzogenen Schönheit. Da muss in der genetischen Entwicklung wohl etwas aus dem Ruder gelaufen sein. Etwas abseits des Siedlungsgebiets wohnt Rolf Cleis. Die Hausnummer des ehemaligen Gemeinderats ist so schön, dass er die «80» gleich dreimal an der Fassade angebracht hat. Auf die Frage, ob es auch Orangensaft sein dürfe, knurrte das Güri bedrohlich. Erst als ihm der Vehdokter mit dem Schlauch Weissen einflösste, beruhigte es sich.
An der nächsten Station liess Startrompeter Peter Hasler gar nichts anbrennen. So konnten die wilden Gesellen wählen, ob sie ein Farnsburger, ein Feldschlösschen oder gleich beide Fabrikate in die Kehlen zu schütten gedachten. «Wir haben da oben selten so hohen Besuch», freute sich der Gastgeber über die Visite des Clans. Ähnlich lief es bei Ex-Gemeinderat Marcel Fischer ab. Der Duft, ein Gemisch aus Kaffee fertig, Zigarrenrauch (Davidoff?) und Flammkuchen, erwies sich als eigentlicher Appetitanreger, nur nicht beim Hutzgüri. Die anderen Gäste hingegen waren des Lobes voll ob den Flammkuchen frisch aus dem Ofen.
Der nächste Besuch galt Jasmin Fischer. Es waren fast schon versöhnliche Töne, die das Hutzgüri angesichts der reich gedeckten Tafel hier anschlug. Oder lag das am Gugelhopf, der zum Verzehr lockte? Schliesslich wusste auch Urs Gysin, seines Zeichens Stimmenzähler, Hobby-Segler und Physiker, wie das Hutzgüri zu empfangen ist und stellte grosszügig Vorräte bereit. Die Besucher bedankten sich artig.
So wie sie gekommen war, verschwand die berüchtigte Bande auch wieder. Die Eingeborenen können aufatmen. Sie haben nun ein Jahr Zeit, sich auf den nächsten Besuch der Horde aus der «Tüüfelschuchi» vorzubereiten.