Die Wagenbauer-Gugge ist startklar
08.03.2019 Baselbiet, Buus, Fasnacht6000 Franken für den ultimativen Fasnachtswagen
Unter dem Motto «Candyland» bauen die Guggä Rugger aus Buus auch dieses Jahr zur Fasnacht einen besonders spektakulären Umzugswagen. Die erste Gugge im Baselbiet, die statt zu Fuss auf Rädern durch die Menschenmenge zog, ist ...
6000 Franken für den ultimativen Fasnachtswagen
Unter dem Motto «Candyland» bauen die Guggä Rugger aus Buus auch dieses Jahr zur Fasnacht einen besonders spektakulären Umzugswagen. Die erste Gugge im Baselbiet, die statt zu Fuss auf Rädern durch die Menschenmenge zog, ist bereit für ihren grossen Auftritt.
Anna Uebelhart
Metallenes Hämmern, springende Funken und gut gelauntes Stimmengewirr; so hört es sich an, wenn sich die Guggä-Rugger Buus mitten im Endspurt für die zwei bevorstehenden Fasnachtsumzüge in Sissach und Frenkendorf befinden. Für ihre ausgefallenen, meterhohen Wagenkreationen sind die Guggä-Rugger im ganzen Baselbiet berühmt, denn damit heben sie sich von den übrigen Guggen im Umzug ab.
Seit Anfang Oktober proben die 35 Mitglieder ihre Musikstücke, seit November bauen sie am diesjährigen Wagen, der sich am ausgesuchten Sujet «Candyland» orientiert. Einen Aktualitätsbezug hat das Motto nicht, doch Guggenpräsident Lukas Leuenberger stört sich nicht daran. Ihm sei in erster Linie wichtig, dass sich das Motto gut umsetzen lässt, erklärt er. Die Gruppe, von der nur 5 Prozent ihr Instrument tatsächlich im Instrumentalunterricht erlernt haben, musiziert während des Umzugs auf dem Wagen. Aufgrund der aufwendigen Konstruktionen gestalte sich dies nicht immer einfach, erklärt Leuenberger. Ihnen sei bewusst, dass die Qualität der Musik darunter leide, aber für einen tollen Auftritt nähmen sie das gerne in Kauf. Schlussendlich würden sich die Leute ohnehin mehr auf den Wagen als auf die Musik achten.
Beim Bau ist Kreativität gefragt
In den vergangenen Jahren waren die Buusner Frauen und Männer an der Fasnacht unter anderem auf einem riesigen Hexenbesen, mit einem gigantischen Dracula und auf einem gekenterten Piratenschiff anzutreffen. Wie der diesjährige Wagen aussieht, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch ein Geheimnis. Die Guggä-Rugger haben sich wieder etwas einfallen lassen, das mit seiner Erscheinung und Mechanik die Fasnachtsbesucher beeindrucken dürfte.
Um einen Umzugswagen dieser Grösse und Komplexität zusammenzubauen, braucht es ein eingespieltes Team. «Wir sind in der glücklichen Lage, dass viele von uns Handwerker sind, die auch gewillt sind, anzupacken», so Leuenberger. Unter den 35 aktiven Guggen-Mitgliedern gibt es Zimmermänner, Spengler, Bauern und Mechaniker. Seit November haben jeden Samstag fünf bis zehn Guggä-Rugger am Umzugswagen gearbeitet. Finanzieren könnten sie das aufwendige Gefährt nur, weil die Handwerker von ihren Arbeitgebern unterstützt werden. Die Schweissanlage und andere Materialien und Gerätschaften bekommen sie von verschiedenen lokalen Firmen zur Verfügung gestellt. Rund 6000 Franken habe der Wagen insgesamt für die Gugge gekostet. «Ohne Materialspenden wäre der Betrag deutlich grösser», fügt Leuenberger an.
Der Umzugswagen ist mit viel Arbeit, Zeit und Kosten verbunden. Dennoch ereilt ihn im Anschluss an die beiden Fasnachtsumzüge das gleiche Schicksal wie seine Vorgänger: Am Donnerstagnachmittag in der Fasnachtswoche baut die Buusner Gugge den Wagen wieder auseinander. «Was noch brauchbar ist, wird aufbewahrt, den Rest entsorgen wir. Ein Nachmittag und der Wagen ist fort», beschreibt der Präsident der Guggä-Rugger das abrupte Ende. Es sei immer etwas Wehmut mit dabei, aber das gehöre eben dazu und mit der nächsten Fasnacht werde ja wieder ein neuer Wagen gebaut.
Seit 40 Jahren mit an Bord
Die Guggä Rugger bereiten sich nicht nur auf die Fasnacht vor. Am 12. und 13. April feiern die Guggenmitglieder mit einem Turnhallenfest ihr 40-jähriges Bestehen. Beide Anlässe laufen unter dem zuckersüssen Motto «Candyland». Peter Schaub ist seit ihrer Gründung Mitglied der Guggä-Rugger und erklärt, wie die Gugge entstanden ist: «Wir waren acht Schulkollegen, etwa 16 Jahre alt, die sich zusammengeschlossen haben, um miteinander Fasnacht zu machen.»
Sie hätten damals weder Geld noch Ahnung von Fasnacht gehabt. Mit selbst zusammengelöteten Instrumenten und bemalten Gesichtern seien sie zuerst in Beizen unterwegs gewesen, rund sechs Jahre später auch am Sissacher Umzug. Irgendwann habe jemand von ihnen die Idee gehabt, einen Wagen zu bauen. Dass sie die einzige Gugge waren, die statt zu Fuss auf Rädern unterwegs war, sei ihnen erst aufgefallen, als die Leute darüber gesprochen und die Zeitungen darüber berichtet haben, erzählt Schaub.
Mit dem Erfolg kamen auch die Neider. Dass die Guggä-Rugger ohne Larve und mit Wagen beim Umzug in Sissach teilnahmen, kam nicht bei allen Fasnächtlern gut an, erinnert sich das Gründungsmitglied. Sie hätten sich damals mit der Fasnachtsgesellschaft abgesprochen, die den larvenlosen Auftritt am Umzug bewilligt habe. Zufrieden seien die anderen Guggen mit dieser Entscheidung nicht gewesen. Seit Einführung der Larvenpflicht 2008 tragen nun auch die Buusner während des Umzugs eine Larve.
Damit an der Fasnacht alles glatt läuft, braucht es ein Team, das den Transport des Wagens organisiert und einen Fahrer, der den Umzugswagen steuert. Bei den Guggä-Rugger ist das Ron Hiltbrand. Das Guggen-Mitglied sorgt seit acht Jahren dafür, dass der Wagen unbeschadet nach Sissach und Frenkendorf gelangt. Da er selbst in der Landwirtschaft tätig ist, könne er den Traktor selbst organisieren. Während des Umzugs sitze er hinter dem Lenkrad, erzählt der Sousafon-Spieler. Obwohl er gern fahre, fehle ihm das Musizieren manchmal. Als Wagenbau-Helfer könne er nicht nur am Umzug nicht spielen, sondern verpasse auch ein paar der Auftritte. Es gehöre aber dazu, auf gewisse Dinge zu verzichten, denn die Gugge funktioniere als ein eingespieltes Team, in dem sich alle gegenseitig zur Hand gehen.
Vergangenen Sonntag haben die Guggä Rugger Buus ihren Wagen auf seine Funktionsfähigkeit getestet, nachdem eine Woche zuvor, bei der eigentlichen Hauptprobe, noch nicht alles wie gewollt funktioniert hatte. Auch der zweite Versuch klappte nicht einwandfrei. Laut Präsident Lukas Leuenberger seien danach nur noch wenige Details angepasst worden. Somit wären die Buusner startklar für Sissach am Sonntag und Frenkendorf am Montag. Beide Umzüge beginnen um 14 Uhr. Die Guggä-Rugger können es kaum erwarten, durch die fasnächtliche Menschenmenge zu fahren. Dies bestätigt Leuenberger mit den Worten: «Wenn man durch die Umzüge fährt und die glücklichen Gesichter sieht, ist der ganze Aufwand vergessen.»