Zecken: «1 bis 2 Prozent der FSME-Erkrankten sterben»
22.02.2019 Baselbiet, Schweiz«1 bis 2 Prozent der FSME-Erkrankten sterben»
Noch nie gab es so viele an Frühsommer-Meningoenzephalitis erkrankte Schweizer, wie im vergangenen Jahr. Die gefährliche Hirnhautentzündung kann durch einen Zeckenstich übertragen werden. Wie man sich gegen die Erkrankung ...
«1 bis 2 Prozent der FSME-Erkrankten sterben»
Noch nie gab es so viele an Frühsommer-Meningoenzephalitis erkrankte Schweizer, wie im vergangenen Jahr. Die gefährliche Hirnhautentzündung kann durch einen Zeckenstich übertragen werden. Wie man sich gegen die Erkrankung schützen kann, weiss Apotheker Urs Gmünder.
Anna Uebelhart
Mit dem Erwachen der Natur im Frühling beginnen nicht nur die Vögel wieder zu zwitschern, auch die unbeliebten Zecken werden aktiv. Im Frühsommer ist Zeckenzeit. Mit ihrem Stich können die Blutsauger Viren und Bakterien übertragen. Eine der möglichen Krankheiten heisst Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Im Kanton gibt es rund 50 Apotheken. Seit 2017 bieten 35 davon Impfungen gegen die durch Zecken übertragbare Krankheit FSME an. Die Zecken-Hirnhautentzündung wird viral durch den Stich einer Zecke übertragen und kann fatale, gar tödliche Folgen mit sich bringen.
Anfang Februar hat das Bundesamt für Gesundheit die Impfempfehlung gegen die Krankheit auf die gesamte Schweiz – mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin – ausgeweitet. Damit der Impfschutz bis zum Beginn der Zeckensaison im Frühsommer aufgebaut ist, sollten Interessenten bereits Anfang Jahr mit der ersten Impfung beginnen. Urs Gmünder, der Präsident des Baselbieter Apotheker-Verbands und Mitinhaber der Toppharm Apotheke Gmünder in Bubendorf, erklärt, welche Folgen ein scheinbar harmloser Zeckenstich haben kann.
«Volksstimme»: Herr Gmünder, wie hoch ist das Risiko im Baselbiet, von einer infizierten Zecke gestochen zu werden?
Urs Gmünder: Das ist schwierig zu sagen. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist nicht so häufig wie die bakteriell übertragbare Borelliose, die nur mit Antibiotika behandelt werden kann. Während Gebiete entlang des Rheins im Kanton Aargau, also Rheinfelden und Möhlin, vermehrt von FSME betroffen sind, ist die Gefährdung im Oberbaselbiet eher niedrig.
Wieso hat das Bundesamt für (BAG) keine Impfempfehlung für die Kantone Genf und Tessin ausgesprochen?
Ganz Österreich und Gebiete Deutschlands, vor allem Baden-Württemberg, sind als Risikogebiete deklariert. Da Genf nicht an ein Endemiegebiet angrenzt und das Tessin südlich der Alpen liegt, ist die Verbreitung von Zecken in diesen Kantonen deutlich geringer. Da FSME zu den meldepflichtigen Krankheiten gehört, kann das BAG anhand der vorliegenden Zahlen entscheiden, wo ein grösseres Risiko besteht.
Wem empfehlen Sie, die Impfung machen zu lassen?
Grundsätzlich empfehle ich die Impfung allen Personen, die sich häufig und regelmässig im Freien in Waldnähe aufhalten und sich schützen möchten. Zusätzlich lassen sich Zeckenstiche durch schützende Kleidung und Insektenschutzmittel verhindern.
Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen, die im Zeitraum einiger Monate gemacht werden. Pro Impfung zahlt man etwa 70 Franken. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die FSME-Impfung?
Ja und nein. Apotheken können die Impfung nicht direkt über die Krankenkasse abrechnen. Wird die Zeckenimpfung beim Arzt gemacht, übernimmt die Krankenkasse den Betrag, bei den Apotheken nur teilweise. Viele meiner Kunden haben die Quittung aber bei ihrer Kasse eingeschickt und den Betrag rückerstattet bekommen.
Wieso dürfen Baselbieter Apotheken die Zecken-Impfung erst seit zwei Jahren durchführen?
Der FSME-Impfstoff ist, wie auch alle anderen Impfstoffe, rezeptpflichtig. Die Baselbieter Regierung hat 2017 eine Verfügung erlassen, wonach gewisse Impfungen zukünftig auch ohne vorliegendes Rezept durchführbar sind. Das war vorher nur beim Arzt möglich. Die Entscheidung, dies Apotheken ebenfalls zu ermöglichen, hat der Regierungsrat in Rücksprache mit der Ärzteschaft und den Apothekern aufgrund der allgemeinen Lage beschlossen.
2018 war ein Rekordjahr. Noch nie haben sich so viele Menschen in der Schweiz eine virale Hirnhautentzündung durch einen Zeckenbiss zugezogen. Gemäss Statistiken des BAG liegt die Zahl 2018 bei 376. Wie stark hat diese zugenommen und gab es Todesfälle?
2017 waren es im Vergleich zu 2018 etwa 100 Personen weniger, die sich mit FSME angesteckt haben. Während der vergangenen zehn Jahre hat die Zahl Betroffener stetig zugenommen. Die Zecken-Hirnhautentzündung ist nicht harmlos und kann bleibende Hirnschäden verursachen. In 1 bis 2 Prozent der Fälle führt die Erkrankung zum Tod.
Haben Sie sich gegen FSME impfen lassen?
Gegen Zecken habe ich mich bisher nicht impfen lassen. Dafür bin ich zu wenig draussen. Gegen die Grippe impfe ich mich aber jedes Jahr.