Sind Gewerbeausstellungen noch zeitgemäss?
08.02.2019 Baselbiet, Wirtschaft, SissachBei der «Mega» entschied man sich für die Flucht nach vorne
Während die Absage der «Kontakt» des Gewerbevereins Waldenburgertal vergangene Woche für Schlagzeilen sorgte, laufen die Vorbereitungen für die Gewerbeschauen in Sissach, Laufen und Rheinfelden auf ...
Bei der «Mega» entschied man sich für die Flucht nach vorne
Während die Absage der «Kontakt» des Gewerbevereins Waldenburgertal vergangene Woche für Schlagzeilen sorgte, laufen die Vorbereitungen für die Gewerbeschauen in Sissach, Laufen und Rheinfelden auf Hochtouren.
Philipp Widmer
Die Vorbereitungen für die «Mega» in Sissach, die «Aglat19» in Laufen und die «Expo» in Rheinfelden laufen auf Hochtouren. Alle drei Gewerbeausstellungen finden im Mai statt. Die Organisatoren verströmen Optimismus. Ganz anders sieht es auf nationaler Ebene aus: Heute wird die Muba in Basel als Derniere eröffnet. Ein letztes Mal soll die einstmals grösste schweizerische Gewerbeschau einen Blick auf frühere Glanzzeiten ermöglichen und damit ein würdiges Ende finden. Dieses wird der «Züspa» in Zürich oder dem «Comtoir» in Lausanne nicht vergönnt sein; beide Ausstellungen werden ersatzlos aus dem Veranstaltungskalender gestrichen.
Immer weniger Aussteller zogen in den vergangenen Jahren immer weniger Besucher an, mit dem Resultat, dass sich das Ergebnis für die verbleibenden Aussteller verschlechterte und die Organisatoren auf den Kosten sitzen blieben. Ein Teufelskreis, dem die Veranstalter auf regionaler Ebene meist noch erfolgreich zu trotzen vermögen. Allerdings hat gerade die zögerliche Bereitschaft der Gewerbetreibenden zur Teilnahme an der «Kontakt» im Waldenburgertal die finanzielle Risikobereitschaft des Veranstalters überschritten und zur Absage des Anlasses geführt.
Die Kosten sind denn auch für die Teilnehmer nicht unerheblich: Zur Platzmiete kommen noch der Standbau, die Standbetreuung sowie der Auf- und Abbau dazu. Und das alles neben dem Tagesgeschäft. Offenbar rechnet sich eine Teilnahme nicht mehr für alle Gewerbler und sie sparen sich die Kosten, oder weichen auf andere Kanäle wie Internet, Hausmessen oder eigene Events aus.
«Mega» auf Kurs
«Die Kostenfrage stellt sich für jeden Betrieb», sagt auch Björn Fankhauser, Medienbeauftragter der Sissacher Gewerbeschau und Präsident des Gewerbevereins Sissach. «Auch wir mussten bei einigen Teilnehmern mehr Überzeugungsarbeit leisten als noch vor vier Jahren.» Jetzt liege die Ausstellerzahl jedoch im ähnlichen Bereich wie vor vier Jahren. Einen klaren Vorteil für die «Mega» sieht Fankhauser beim Standort in der Begegnungszone mitten im Dorf: «Wir müssen keine grosse Halle anmieten, die bezahlt werden muss, ganz gleich, ob sie voll oder nur zur Hälfte belegt werden kann.»
Solche Überlegungen hätten sie nach der letzten traditionellen Gewerbeausstellung im Tannenbrunn-Schulhaus nach 2006 ebenfalls angestellt und sich zur Flucht nach vorne, näher zu den Leuten, entschieden. «Wir können auf eine positive Grundhaltung in der Bevölkerung zählen», berichtet er erfreut. Und sollten die Teilnehmer weniger Fläche buchen, dann stellen die Macher einfach ein Festzelt weniger auf. Das spart Kosten. Zudem können die Aussteller auch eigenes Stand- und Zeltmaterial mitbringen und die stationären Laden-Geschäfte in der Begegnungszone werden sowieso mit einbezogen. Fankhauser ist zuversichtlich, dass der Anlass wiederum selbsttragend ausgerichtet werden kann und zwischen 30 000 und 35 000 Besucher anlocken wird.
Mit über 20 000 Besuchern rechnen die Organisatoren der «Aglat19» in Laufen, wo sich auf gut 5000 Quadratmetern rund 200 Handwerks-, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe aus dem Laufental präsentieren werden. Mit der rudimentären Eissporthalle und dem umliegenden Areal verfügen die Verantwortlichen auch dort über grosse Flächen, die sie bedarfsgerecht gestalten können. Mit deutlich weniger Fläche, aber höheren Besuchererwartungen und rund 120 Ausstellern rechnen die Organisatoren der «Expo 2019» in Rheinfelden, der ersten regionalen Gewerbeschau im unteren Fricktal. Sie findet zwischen der Schifflände und der Bahnhofstrasse auf dem Gelände des Parkhauses sehr zentral statt. Im Kurbrunnenareal wird parallel dazu eine grosse Lehrlingsschau mit Berufspräsentationen durchgeführt.
Sind das im Mai nicht etwas viele ähnlich gelagerte Veranstaltungen in der Nordwestschweiz? Björn Fankhauser sieht darin keine Konkurrenz: Er freut sich, wenn sich auch andere regionale Wirtschaftsräume erfolgreich präsentieren.