Schattenseiten der sonnigen Zeiten
28.02.2019 Baselbiet, Landwirtschaft, NaturFröste gefährden die Kulturen (noch) kaum
Die gegenwärtige Warmwetterperiode weckt Erinnerungen an die Spätfröste im April vor zwei Jahren, welche die Trauben- und Obsternte ruinierten. Anders als damals bremsen jetzt kalte Nächte das Austreiben der Knospen. Der Wald leidet unter ...
Fröste gefährden die Kulturen (noch) kaum
Die gegenwärtige Warmwetterperiode weckt Erinnerungen an die Spätfröste im April vor zwei Jahren, welche die Trauben- und Obsternte ruinierten. Anders als damals bremsen jetzt kalte Nächte das Austreiben der Knospen. Der Wald leidet unter der Trockenheit.
Otto Graf
Die seit geraumer Zeit andauernde Periode mit Sonne satt und Tageshöchsttemperaturen von bis zu 18 Grad, weckt Erinnerungen an den April vor zwei Jahren: Spätfröste richteten an landwirtschaftlichen Kulturen verheerende Schäden an. Insbesondere im Wein- und Obstbau verursachte Väterchen Frost hohe Ernteausfälle.
«Jetzt sind noch keine Schäden zu verzeichnen», sagt Lukas Kilcher, Leiter Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung. Wohl fördere die Sonne das Austreiben der Knospen. Dank der Fröste in den noch recht langen Nächten schreite der Vegetationsprozess aber vergleichsweise langsam voran. Sollten die Nächte jedoch wärmer werden bei gleichzeitig relativ milden Temperaturen tagsüber, sei ein Vegetationsschub zu erwarten. Fröste danach können dann tatsächlich Schäden an den Kulturen und Ernteausfälle verursachen. So weit sei es aber noch nicht, sagt Kilcher. Szenarien, vergleichbar mit der Situation im April 2017, heraufzubeschwören, sei Spekulation.
Die Symptome der klimatischen Veränderungen, namentlich Trockenperioden und das Ansteigen der Temperaturen, seien jedoch nicht zu übersehen. Der «Ebenrain»-Leiter verweist dabei auf das noch nicht ausgeglichene Niederschlagsdefizit aus dem vergangenen Herbst.
Landwirtschaft gefordert
Die Landwirtschaft sei gefordert, sich langfristig auf die Veränderungen einzustellen. «Die Bodenfruchtbarkeit ist für das Produzieren von Lebensmitteln enorm wichtig», erklärt Kilcher. Das Bewässern von Feldern im Oberbaselbiet sei wegen der flachgründigen Böden und der beschränkten Wasserressourcen nur bedingt möglich. Deshalb gelte es, die Böden mit Humus anzureichern. Humus vermöge sowohl das Wasser als auch Nährstoffe zu speichern. Zudem würden die organischen Stoffe im Humus Kohlendioxid binden.
Ein entsprechendes Programm, wie die landwirtschaftlichen Böden bei Trockenheit in der Praxis anpassungsfähiger gemacht werden können, sei in Vorbereitung, kündigt er an. Fazit des «Ebenrain»-Leiters: «Unmittelbare Schäden sind wegen der gegenwärtigen Wärmeperiode noch nicht zu erwarten. Aber die Landwirtschaftsbetriebe müssen sich rüsten, um Trockenperioden, Spätfröste und andere Auswirkungen des Wetters besser bewältigen zu können.»
Auch Markus Graf, der in Maisprach einen Wein- und Obstbaubetrieb führt, macht sich wegen des Wetters keine Sorgen. Wärmeperioden habe es im Winter schon immer gegeben, oft auch schon im Januar. Die im Februar immer noch langen Nächte mit Frost und die kurze Sonnenscheindauer verhinderten ein zu frühes Austreiben der Reben. Die Wahrscheinlichkeit, dass auf die gegenwärtige Wärme bald eine kühlere Wetterphase kommt, sei hoch.
Natürlich erinnert sich Graf an den Frost im April 2017. Im Gegensatz zu heute sei damals die Vegetation aber schon weit fortgeschritten gewesen. Im extremen Frost seien die Blüten dann abgestorben. «Ich blicke positiv in die Zukunft und werde mich darauf einstellen, was uns das Wetter noch bringen wird», erklärt er. Dem Wald macht vor allem die Trockenheit zu schaffen. Namentlich die Weisstanne sei gestresst, sagt Markus Lüdin, Revierförster im Forstrevier Ergolzquelle. Buchen und Eschen verlören in einem bisher nicht gekannten Ausmass grössere Äste. Fröste, sagt Lüdin, könnten hingegen nur spät austreibenden Bäumen, etwa dem Nussbaum, zusetzen. Abgestorbene Jungtriebe würde der Baum durch einen zweiten Austrieb ausgleichen.
Schon morgen werden die Temperaturen merklich sinken. Laut den Prognosen von Meteoschweiz für die nächsten 16 Tage wird es ab übermorgen in der Schweiz deutlich kühler. Am Sonntag der Bauernfasnacht soll es 7 Grad warm werden. Und von Fasnachtsmontag bis -mittwoch werden Tageshöchsttemperaturen von 1 bis 2 Grad Celsius erwartet. Auch das «Chluuri», das am Donnerstag, 14. März, die Fasnacht in Sissach beenden wird, sollte sich, Feuer hin oder her, bei 4 Grad warm anziehen. Immerhin ist an der Fasnacht nur wenig Schnee oder Regen zu erwarten.
Wald brannte in Waldenburg und Gempen
og. Das Wetterhoch hat jedoch auch seine Schattenseiten. Wie die Baselbieter Polizei mitteilt, brannte am Dienstag im Grenzgebiet Waldenburg/Oberdorf im «Wintenberg» auf einer Fläche von etwa zehn Aren ein Stück Wald. Die Feuerwehr konnte den Brand löschen. Warum es gebrannt hat, ist noch unklar. Die Polizei sucht Zeugen. Bereits am Montagabend gab es im Gempener Forst ein Feuer. 500 Quadratmeter Wald waren laut der Solothurner Polizei betroffen. Ausgangspukt des Feuers sei eine provisorische Feuerstelle gewesen, die unbeaufsichtigt zurückgelassen worden sei.