Für eine starke Uni
16.11.2018 Baselbiet, SissachUrs Wüthrich präsidiert Förderverein
vs. Alt Regierungsrat Urs Wüthrich-Pelloli ist gestern zum Präsidenten des Fördervereins Universität Basel gewählt worden. Der Sissacher folgt im Amt Jean-Luc Nordmann, der dem Verein 13 Jahre lang vorgesessen hatte. Der ...
Urs Wüthrich präsidiert Förderverein
vs. Alt Regierungsrat Urs Wüthrich-Pelloli ist gestern zum Präsidenten des Fördervereins Universität Basel gewählt worden. Der Sissacher folgt im Amt Jean-Luc Nordmann, der dem Verein 13 Jahre lang vorgesessen hatte. Der ehemalige Bildungsdirektor äussere sich bewusst erst mit etwas zeitlicher Distanz wieder zu seinem ursprünglichen Wirkungsbereich, sagt er im Interview mit der «Volksstimme». Bei der Universität ist sich Wüthrich sicher: «Die Bildung von Schwerpunkten und die Beschränkung des Angebots darf nicht zur Reduzierung auf einige wenige Fachrichtungen führen.»
«Wir müssen unseren Einfluss geltend machen»
Der Alt-Regierungsrat Urs Wüthrich übernimmt das Präsidium des Uni-Fördervereins
Gestern Abend ist der 64-jährige Sissacher Urs Wüthrich-Pelloli zum neuen Präsidenten des seit 1992 bestehenden Fördervereins Universität Basel gewählt worden. Er will zur Stärkung einer Uni beitragen, die nicht auf einige wenige Fachrichtungen reduziert ist.
Daniel Schaub
«Volksstimme»: Herr Wüthrich, was genau bezweckt der Förderverein Universität Basel?
Urs Wüthrich: Der Verein engagiert sich für eine doppelte Zielsetzung. Einerseits werden Bestrebungen gefördert und unterstützt, die auf eine leistungsstarke, national und international wettbewerbsfähige Universität Basel ausgerichtet sind. Gleichzeitig wollen wir das Verständnis in der Bevölkerung dafür fördern, dass unsere Hochschulen ganz entscheidend zur Attraktivität unseres Lebensraums und zum Erfolg unseres Wirtschaftsstandorts beitragen sowie wesentliche Impulse für eine Vernetzung von Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in der Region Basel liefern.
Welchen Einfluss und welche politische Bedeutung hat der Förderverein?
Rund 520 Persönlichkeiten und 30 Unternehmen und Verbände sichern dem Verein politisches Gewicht und Einfluss auf die Entscheidungsträger. Mit öffentlichen Positionsbezügen im Rahmen von regelmässigen Gesprächen mit Vertretungen der Regierungen der Trägerkantone Baselland und Basel-Stadt, mit Mitgliedern der Parlamente sowie den Leitungsorganen der Universität macht der Verein seinen Einfluss geltend. Im Rahmen thematischer Veranstaltungen zu einzelnen Bereichen der Universität werden die Leistungen von Lehre und Forschung sichtbar und verständlich gemacht.
Warum lohnt es sich, Präsident dieses Vereins zu werden?
Mit den Zielsetzungen des Vereins kann ich mich mit voller Überzeugung identifizieren und bin sehr motiviert, mich für diesen unverzichtbaren Erfolgsfaktor unserer Region zu engagieren. Ich freue mich darauf, unter dem Motto «Erneuerung in Kontinuität» auf die Unterstützung eines Vorstands zählen zu dürfen, der in den politischen Parteien, in der Wirtschaft und auch regional breit verankert ist.
Als ehemaliger Bildungsdirektor des Kantons Basel-Landschaft befinden Sie sich nun in einer anderen Rolle – wie interpretieren Sie diese?
Richtigerweise habe ich dieses Präsidium nicht unmittelbar nach Abschluss meiner Amtszeit als Regierungsrat übernommen. Es ist für mich eine Frage des Stils und des Respekts, erst mit einer gewissen zeitlichen Distanz wieder öffentlich zu meinem ursprünglichen Wirkungsbereich Stellung zu nehmen. Grundlage für mein Engagement bildete und bildet unverändert meine hohe Identifikation mit dem Forschungs- und Wissenschaftsstandort Region Basel.
Die beiden Regierungen haben jüngst ihren Entscheid zur Verlegung der juristischen und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ins Dreispitz-Areal in Münchenstein und damit auf Baselbieter Boden kundgetan. Wie stehen Sie dazu?
Meiner Überzeugung nach sollte nicht die Postleitzahl für Standortentscheide massgeblich sein. Als wesentliche Entscheidungskriterien müssen gute Erreichbarkeit, Chancen zur interdisziplinären Zusammenarbeit, zum Austausch unter den verschiedenen Fachbereichen der Hochschulen sowie Synergien im Interesse der wirtschaftlichen Nutzung der teuren Infrastrukturen im Vordergrund stehen. Dies ist meiner Meinung nach mit dem Standort Münchenstein/ Dreispitz in idealer Weise gegeben. Wenn gleichzeitig die Identifikation der Bevölkerung im Mitträgerkanton Baselland gestärkt wird, ist dies ein erfreulicher Nebeneffekt.
Bis 2019 wollen die beiden Basel einen neuen Staatsvertrag zur Universität unterzeichnen, dazu läuft aktuell der Strategieprozess 2030. Welche Erwartungen haben Sie an diese Dossiers?
Ich betrachte es als ausserordentlich wichtig, dass beide Trägerkantone jetzt mit finanzpolitischem Gestaltungsspielraum diesen Prozess in Angriff nehmen können und die Weiterentwicklung unseres Hochschulstandorts nicht unter dem Druck von Abbaumassnahmen und einschneidenden Kürzungsvorgaben stattfinden muss. Es wird in den kommenden Monaten eine prioritäre Aufgabe unseres Vereins sein, unsere Einflussmöglichkeiten frühzeitig und im Interesse einer Stärkung der Universität geltend zu machen.
Die Regierungen haben bereits den Grundsatzentscheid einer Voll-Universität mit Schwerpunkt Life Sciences kommuniziert – ist das der richtige Weg?
Die Universität Basel bietet heute richtigerweise nicht sämtliche möglichen Studiengänge an. Die Bildung von strategischen Schwerpunkten und die Beschränkung des Angebots darf aber nicht zu Einseitigkeit und zur Reduzierung auf einige wenige Fachrichtungen führen. Ein umfassendes Lehr- und Forschungsangebot ist sowohl für die Attraktivität der Universität für Lehrende und Studierende als auch im Interesse der Vernetzung unterschiedlicher Fachbereiche unverzichtbar.