«Die Jungen sollen auf ihre Kosten kommen»
23.10.2018 Bezirk Sissach, Oltingen, KirchePfarrer Christian Bühler ist in der Kirchgemeinde angekommen
Am 1. September hat Christian Bühler die Pfarrstelle der Kirchgemeinde Oltingen-Wenslingen-Anwil angetreten. Obwohl er an der Herrengasse sein Büro hat, will er nicht nur als Pfarrer, sondern vor allem als Mensch wahrgenommen ...
Pfarrer Christian Bühler ist in der Kirchgemeinde angekommen
Am 1. September hat Christian Bühler die Pfarrstelle der Kirchgemeinde Oltingen-Wenslingen-Anwil angetreten. Obwohl er an der Herrengasse sein Büro hat, will er nicht nur als Pfarrer, sondern vor allem als Mensch wahrgenommen werden.
Peter Stauffer
«Ich kann gut auf Leute zugehen, ihnen zuhören und sie begleiten.» So beschreibt Christian Bühler, der neue Pfarrer in Oltingen, eine seiner Stärken. Das kann der Schreibende aus eigener Erfahrung bezeugen, lernte er doch den jungen Christian Bühler schon in den Siebzigerjahren als Mitglied eines vierköpfigen Wagentheater-Ensembles kennen. Auf dem Schulhausplatz von Anwil hatten die vier Gymnasiasten im Nu Kontakt zu den Kindern gefunden, sie in ihren Bann gezogen und im Publikum Fröhlichkeit verbreitet.
Diese Stärke zeigt sich im Gespräch mit der «Volksstimme» erneut. Man spürt das leutselige – gesellige, gesprächige, offene, soziale – Verhalten beim Erzählen aus seinem bisherigen Leben: seine beruflichen Stationen, seine Stärken und Schwächen, seine Hobbys, seine Vorstellungen des Pfarrerseins und seine Visionen. Es ist für Bühler wichtig, dass er bei den ihm anvertrauten Menschen «ankommt»; aber nicht nur als Pfarrer, sondern auch als Mensch Christian Bühler wahrgenommen wird. Er hat gerne Leute um sich, will sie verstehen und ist bemüht, dass auch er verstanden wird. Was er predige, meine er auch und er versuche, danach zu leben.
Der im Jahr 1961 geboren Bühler schlug nach der musischen Matur in Liestal zuerst mit einer Forstwartlehre einen handwerklichen Berufsweg ein. Dabei fehlte im der direkte Kontakt zu Mitmenschen. In seiner Freizeit engagierte er sich in der kirchlichen Jugend- und Lagerarbeit, was ihm grossen Spass machte. Das war mit ein Grund, warum er sich für ein Theologiestudium an der Universität Basel entschied. Nach dem Lernvikariat in Gelterkinden übernahm er für zwei Jahre das Pfarramt in Arisdorf-Giebenach. Anschliessend übte er seinen Beruf zwölf Jahre lang in der Kirchgemeinde Gelterkinden aus.
Das Pfarrhaus wird zum Schulhaus
Sechs Jahre als Studienleiter auf dem Leuenberg, zwei Jahre an der FHNW in Windisch und Teilzeitpfarrstellen in Rupperswil und Bern folgten. Am vergangenen Sonntag ist er nun im Rahmen des Erntedank-Installationsgottesdienstes durch die Dekanin Pfarrerin Regina Degen-Ballmer feierlich in sein Amt eingesetzt worden. Im Amt ist er aber schon seit dem 1. September.
Bühler sieht keine Problem darin, von bisher eher grösseren Gemeinden nun in der kleineren Kirchgemeinde Oltingen-Wenslingen-Anwil als Pfarrer tätig zu sein. Er habe einen guten, positiven Einstieg gehabt. Da er Administrativarbeiten nicht gerade zu seinen Stärken zählt, ist er froh, dass er eine funktionierende Gemeinde mit klaren Zuständigkeiten und einen positiv eingestellten Kirchenrat angetroffen hat. Er will den Status quo vorerst beibehalten und Sorge zu den Mitgliedern und den bestehenden Anlässen tragen.
Für ihn ist klar, dass in der Kirche auch die Jugendlichen auf ihre Kosten kommen sollen. Er will Pfarrer für alle und dabei authentisch sein. «Kirche und Christsein liegt mir am Herzen.» Ob sich seine Träume von einem Bibellesekreis, einem Lager für und mit Familien und der Einbezug von Freiwilligen erfüllen werden, wird sich zeigen. Zusammen mit seiner Frau Cornelia – Ethnologin und Erwachsenenbildnerin – möchte er auch in irgendeiner Form Erwachsenenbildung in den kirchlichen Räumen betreiben.
Eine Besonderheit ist, dass er in Gelterkinden wohnhaft bleibt und im Pfarrhaus nur das Büro belegt. Diese Tatsache kommt der politischen Gemeinde sehr entgegen. Das ermöglichte ihr nämlich, die übrigen Räume für zwei Jahre zu mieten, und der Schule damit während des Schulhausumbaus im Pfarrhaus eine Heimat zu bieten. Bühler stört das gar nicht. «Damit stehe ich mitten im Brennpunkt und habe Leben um mich herum», sagt er mit breitem, ansteckenden Lachen im Gesicht – auch ein Charakteristikum des neuen Pfarrers. Im Übrigen ermöglicht es ihm der nun kürzere Arbeitsweg, vermehrt seinen Hobbys – Gärtnern, Wandern, Kochen und Singen im Männerchor – nachzugehen.