Die Eigenwilligen
16.08.2018 Zunzgen, Lauwil, Rickenbach, TecknauGemeindewappen | Lauwil, Rickenbach, Tecknau, Zunzgen Geografische Wahrzeichen und historische Ereignisse sind im «Volksstimme»-Gebiet in vier Gemeindewappen festgehalten.
Andrea Mašek
Berge machen das Baselbiet aus. Aber nicht nur das ...
Gemeindewappen | Lauwil, Rickenbach, Tecknau, Zunzgen Geografische Wahrzeichen und historische Ereignisse sind im «Volksstimme»-Gebiet in vier Gemeindewappen festgehalten.
Andrea Mašek
Berge machen das Baselbiet aus. Aber nicht nur das Baselbieter Lied preist sie. Berge und auch Bäche oder Flüsse sind häufige Sujets in der Heraldik. Sie sind oft ein Wahrzeichen einer Gemeinde oder zumindest ein Kennzeichen, ein wichtiger Teil. Und nicht selten namensgebend. Wie im Fall von Rickenbach. Deshalb scheint es fast naheliegend, dass das Rickenbächlein über das Gemeindewappen fliesst. So beschloss es die Gemeinde 1947.
Der Bach ist in Form eines Wellenbalkens dargestellt, in der Mitte des Wappens. Eine ganz normale heraldische Anordnung. Auch seine Farbe – Weiss oder Silber – ist traditionell.
Dass das Wappen dieselben Farben aufweist wie das Hoheitszeichen von Gelterkinden, kommt ebenfalls nicht von ungefähr: Gelterkinden ist die kirchliche Muttergemeinde. Ein wenig abtrünnig gibt sich Rickenbach dann doch. Rot und Blau sind vertauscht. Das Blau im unteren Drittel des Wappens verkörpert den ehemaligen Fischweiher.
Angeblich war die Talmulde sehr morastig und es tummelte sich darin viel Ungeziefer. Um dem ein Ende zu setzen, wurde im Jahr 1510 unterhalb des Dorfes – deshalb befindet sich das Blau unten im Wappen – der «grösste baslerische obrigkeitliche Fischweiher» angelegt. Der Weiher bestand bis 1799.
Die «Grüne Au»
Während das Rickenbächlein quer übers Wappen strömt, rinnt der Eibach von Tecknau senkrecht das Hoheitszeichen hinunter. Seine Darstellung wird Wellenpfahl genannt. Wichtig ist hier, dass nach den heraldischen Regeln die Farbe links und rechts von einem Pfahl identisch sein muss. Dafür hat die Subkommission für Gemeindewappen gesorgt. Der Eibach teilt den Bann in zwei grüne Hälften. Das Grün steht symbolisch für die «Grüne Au».
Das Wappen ist deswegen teilweise ein redendes Wappen. Damit sind Wappen gemeint, die auf den Namen der Gemeinde entweder anspielen oder ihn als Bilderrätsel darstellen. Allerdings liegt die Anspielung meist in der Figur, seltener in der Farbe wie im Beispiel von Tecknau. Auch diese Gemeinde nimmt sich also ein wenig Eigenständigkeit und Individualität heraus.
Der rote Berg
Zunzgen tut dies gleich in mehrfacher Hinsicht. Das Wappen zeigt einen Berg, nicht wie so oft in der Heraldik einen Dreiberg. Und er ist rot. Sonst sind Berge eher grün. Damit wird deutlich gemacht, dass es auch um diesen einen Berg geht. Es ist der Heidenbüchel, das Wahrzeichen des Dorfes.
Ungewöhnlich ist zudem die stark stilisierte Form des Berges. Obwohl, der Heidenbüchel hat ja eine einzigartige Form, die immer wieder zu Spekulationen Anlass gab und gibt. Ist Attila der Hunnenkönig dort begraben? Oder ist es doch «nur» ein Turmhügel? 1950 stellte man zumindest fest, dass es sich um eine künstliche Aufschüttung handelt. Dabei entdeckte man auch Teile einer damals noch nicht bekannten frühmittelalterlichen Burganlage.
Ein Zinnenturm dieser Burg von Zunzgen hat es immerhin aufs Wappen geschafft, das die Subkommission für Gemeindewappen vorschlug und 1948 angenommen wurde. Die Farben gehen auf das Herrschergeschlecht Habsburg-Laufenburg zurück.
Die roten Flammen
Während sich die Zunzger mit einem Berg begnügen, schmückt das Gemeindewappen von Lauwil ein Fünfberg. Diese Figur ist ebenfalls eher selten und deutet auf etwas Spezielles hin: Auch hier geht es um einen richtigen Berg, um ein Wahrzeichen, um die Hohwacht. Sie ist ein wunderbarer Aussichtspunkt.
Die Aussichten für die Lauwiler waren aber im 19. Jahrhundert eher trüb. Der Berg war während der Trennungskämpfe zwischen Stadt und Land militärisch besetzt. Anfang August 1833 zündeten die Dorfbewohner dort Signalfeuer an, damit die Stadt den bedrängten Gemeinden im Reigoldswilertal zu Hilfe käme. Das war vergebliche Müh.
Dieses Stück heisse Geschichte aber hat Eingang ins Hoheitszeichen gefunden, in Form der drei roten Flammen auf dem Berg. Dank der Subkommission für Gemeindewappen. Dass man sich 111 Jahre später mit dem Landkanton versöhnt hatte, beweist die Farbgebung. Rot und Weiss sind die Standesfarben des Baselbiets.
Teil 8 von 10. Die «Volksstimme» stellt in einer Sommerserie die Wappen sämtlicher Gemeinden in ihrem Einzugsgebiet vor. Bisher erschienene Beiträge: 5. Juli, Seite 9; 6. Juli, Seite 2; 10. Juli, Seite 4; 13. Juli, Seite 4; 17. Juli, Seite 4; 24. Juli, Seite 11; 7. August, Seite 9.