Bauern versteigern mehr Fleischrinder
10.08.2018 Baselbiet, Langenbruck, Landwirtschaft, Bezirk WaldenburgBeat Ermel
Am elften Hitzetag in Folge hat der Bergbauernverein Langenbruck am Mittwoch zur 34. Zuchtviehauktion eingeladen. Im Angebot standen Zuchtund Nutzvieh für die Milchproduktion in Braun, Rot und Schwarz, dieses Mal speziell Fleischrinder. Bei der Besichtigung der ...
Beat Ermel
Am elften Hitzetag in Folge hat der Bergbauernverein Langenbruck am Mittwoch zur 34. Zuchtviehauktion eingeladen. Im Angebot standen Zuchtund Nutzvieh für die Milchproduktion in Braun, Rot und Schwarz, dieses Mal speziell Fleischrinder. Bei der Besichtigung der Tiere gab es nicht nur gute Laune. Da und dort beklagten die Bauern die Trockenheit, die Hitze, die Futternot und die steigenden Futterpreise. Die Maisernte werde wohl spärlich ausfallen. Tatsache ist, dass die Futterpreise in den vergangenen Tagen gestiegen sind. Für die Bauern ist die entscheidende Frage, ob sie überhaupt noch Raufutter bekommen. Auch das Bundesamt für Landwirtschaft hält fest, dass Ergänzungsimporte nur beschränkt möglich seien, weil in weiten Teilen Europas Trockenheit herrscht.
Die Auktion in Langenbruck ist nicht nur für Käufer und Verkäufer ein Spektakel, sondern erfreut auch die vielen Zuschauer. Mit geschultem Auge erkennen Gantrufer Andreas Aebi und Alois Wyss die Angebote der Kaufwilligen. Sie preisen die Tiere in den höchsten Tönen und mit flotten Sprüchen an. So mancher Bauer hofft wegen der besonderen Verhältnisse auf ein Schnäppchen.
Aus der Beschreibung der Tiere geht hervor, dass wesentliche Kriterien für einen guten Verkauf nicht nur die Milchleistung, sondern auch das Alter der Kuh, die Beitragsberechtigungen und die Qualität der Milch sind. Letztere wird gemessen an den Zellzahlen, die möglichst tief sein sollten. Die teuersten Milchkühe in Langenbruck sind dreijährig und haben zweimal gekalbt.
Minus 600 Franken pro Fleischrind
OK-Präsident Thomas Bader vom Chambersberg in Hägendorf hatte im Vorfeld der Auktion Befürchtungen bezüglich der Auswirkungen der Trockenheit. Er sagte: «Es wird wohl nur kaufen, wer genügend Winterfutter hat.» Am Schluss der Auktion waren die Sorgenfalten einem Ausdruck der Freude gewichen. «Das Vieh verkaufte sich trotz der Trockenheit entgegen meinen Erwartungen ziemlich gut. Das Milchvieh sogar sehr gut. Man sieht: Für gute Qualität wird auch jetzt ein guter Preis bezahlt.»
Schon kurz nach der Auktion lag die Verkaufsstatistik vor. Von den angebotenen 91 Tieren sind 76 verkauft worden. Dies entspricht einer Verkaufsquote von rund 84 Prozent. Es gab auch schon bessere Jahre, mit Quoten um die 90 Prozent und darüber. Der Durchschnittspreis der verkauften Kühe und Rinder lag mit einem Preis von 3352 Franken nur unwesentlich unter dem Preisniveau von 2017, aber über jenem von 2016.
Den Höchstpreis erreichte ein Stier mit 4700 Franken. Gute Preise erzielte auch das Braunvieh. Einzig die Fleischrinder verkauften sich im Durchschnitt rund 600 Franken unter dem Vorjahreswert. Bader bemerkt dazu: «Wir hatten bei den Fleischrindern mehr Tiere als andere Jahre. Zudem war die Qualität nicht wie erhofft.» Die Futternot mache zwar vielen Bauern grosse Sorgen, doch falle die Dürre in der Schweiz regional sehr unterschiedlich aus. Auch im Baselbiet gebe es Gebiete, wo es sehr prekär sei. So sei es zum Beispiel in Ormalingen und Hemmiken enorm trocken. Schon ein paar Dörfer weiter sehe es je nachdem gleich besser aus.
Milchkühe noch nicht gefragt
Landwirt Marcel Hunziker aus Hemmiken ist mit vier Tieren nach Langenbruck gekommen. Nicht wegen der Trockenheit, sondern weil in seinem Stall viele Jungtiere nachkämen. Zum Zeitpunkt der Anmeldefrist für die Auktion war die Trockenheit noch kaum ein Thema.
Angesprochen auf die Solidarität zwischen den Bauern sagt Meisterlandwirt Bader. «Diese besteht wohl nur beschränkt. Viele von jenen, die genügend Winterfutter haben, spekulieren darauf, dass das Futter im Winter dann teurer verkauft werden kann. Wenn ein Landwirt längerfristig denkt und genügend Futter hat, dann hat ein Kauf zum jetzigen Zeitpunkt durchaus Sinn gemacht.» Denn Tiere, die jetzt wegen des Futtermangels geschlachtet würden, seien nicht mehr in der Produktion und würden dort fehlen. Milchkühe seien spätestens im nächsten Frühjahr wieder gesucht.