Gilles Yapi spielt für die U21 des FCB
20.07.2018 Baselbiet, Sport, Bezirk Sissach, Sissach, FussballDer 36-jährige Fussballer Gilles Yapi wohnt mit seiner grossen Familie in Sissach. Er wird nach 20 Jahren als Profifussballer im neuen Jahr die U21 des FC Basel 1893 als Spieler unterstützen und gleichzeitig seine Trainerausbildung vorantreiben.
Daniel Schaub
Still ...
Der 36-jährige Fussballer Gilles Yapi wohnt mit seiner grossen Familie in Sissach. Er wird nach 20 Jahren als Profifussballer im neuen Jahr die U21 des FC Basel 1893 als Spieler unterstützen und gleichzeitig seine Trainerausbildung vorantreiben.
Daniel Schaub
Still und leise ist sie zu Ende gegangen, die Karriere des afrikanischen Fussballers Gilles Yapi, 36-jährig, WM-Teilnehmer mit der Elfenbeinküste 2006 in Deutschland, 48 Länderspiele, Schweizer Meister mit dem FC Basel 1893 in den Jahren 2011, 2012 und 2013. Zuletzt spielte er – ausgeliehen vom FC Zürich – in der Challenge League für den FC Aarau. Gedanken, dass er seine aktive Laufbahn beenden würde, machte er sich seit einiger Zeit. Nun ist es so weit. «Meine Zeit als professioneller Fussballer ist vorbei», erklärt Yapi.
Er sitzt im Sissacher Café Caprice der Bäckerei Gunzenhauser. Und schlägt auch gleich seinen Bogen in die unmittelbare Zukunft. «Ich werde beim FC Basel in der neuen Saison das U21-Team in der Promotion League als Spieler unterstützen.» So ganz zu Ende ist die Zeit als Spieler also nicht, die Promotion League hat ihre Ansprüche an die Qualität ihrer Spieler. «Für mich ist aber zentral, dass ich meine Erfahrung einbringen, die Jungen unterstützen und ihnen als Vorbild dienen kann», so Yapi. Seit rund zwei Jahren wohnt er mit seiner Familie in Sissach, seit seinem Wechsel zum FC Basel damals im Sommer 2010 sind die Yapis in der Region sess
haft geworden. Fünf Kinder zieht die Familie gross, der älteste Sohn, Maurel, spielt in der Coca-Cola Junior League beim FC Concordia Basel Fussball, der mittlere Sohn, Josue, schliesst sich der U10 des FC Basel 1893 an.
Zugpendler nach Zürich
«Die Familie ist für mich sehr wichtig», sagt Yapi. Das ist auch der Grund, warum sie in der Region Basel ihre feste Basis gefunden hat. Die Familie blieb hier wohnhaft, als er sich 2013 für ein einjähriges Engagement in Dubai entschloss. «Ich hatte das immer in meinem Kopf, ein Landsmann von mir spielt seit 15 Jahren dort und ist sehr glücklich. Die Umstände sind speziell, im Sommer wird jeweils erst um 22 Uhr trainiert, weil es sonst zu heiss ist. Aber das Niveau in der Liga ist klar tiefer als in der Schweiz.» Nach einem Jahr kam Gilles Yapi zurück in die Schweiz, erhielt einen Vertrag beim FC Zürich. 2016 stieg er mit dem Verein ab, «das war der tiefste Moment in meiner Laufbahn», sagt er heute.
Er entschied sich, ein weiteres Jahr in Zürich zu bleiben, als Captain führte er den Club zurück in die Super League. «Das war enorm wichtig, denn in der Challenge League darf man nicht hängen bleiben, sonst wird es schwierig.» Jeden Tag pendelte er mit dem Zug nach Zürich zum Training auf die Allmend Brunau am Rand der Stadt Zürich. «Ich habe die Stunden im Zug genossen, doch irgendwann wird einem das auch zu viel. Es fehlte mir in meinem Alter die Erholungszeit.» Er tat es der Familie zuliebe, «sie hat hier ihre Heimat gefunden, die Kinder gehen hier zur Schule, ich möchte nicht, dass sie immer mir folgen müssen. Sie sollen einen
Fixpunkt haben und ich möchte immer ein Auge auf meine Kinder werfen können.»
Trainerausbildung durchziehen
Die letzte Saison verbrachte er in Aarau, nochmals in der Challenge League, und mit 40 Minuten Anfahrt mit dem Auto. Dort zu bleiben, war letztlich keine Option mehr. «Der Club hat sich entschieden, mit jungen Spielern eine andere Philosophie zu verfolgen. Das ist auch gut so.» Der FC Zürich hatte auch eine Idee, wie er Yapi in seine Struktur einbinden könne, aber letztlich entschied sich der Ivorer für das Angebot des FC Basel. Hier wird er nicht nur in der U21 spielen, er wird auch spezifische Trainings im Nachwuchsbereich anbieten und seine Trainerausbildung weiterführen. Dieses Jahr wird er das UEFA B-Diplom erwerben, dann geht es weiter mit den Stufen B+, A und UEFA Pro Lizenz. «Ich will versuchen, es bis zum Ende durchzuziehen. Aber die Anforderungen sind sehr hoch.»
Es sei nicht einfach, nach einer langen Karriere als Fussballer «plötzlich wieder auf der Schulbank zu sitzen». Und er verstehe nun um einiges besser, welche Hintergründe die Trainer hatten, wenn sie Dinge verlangten und entschieden, die man als Spieler manchmal nur schwer nachvollziehen konnte.
Die WM und Afrika
Den Wechsel vom Profifussballer in Richtung Trainerlaufbahn bezeichnet Yapi als «mein Transitjahr». Es ist ein Einschnitt in seinem Leben, zweifellos. Aber er freut sich auch auf die neuen Herausforderungen, es beginnt ein neuer Abschnitt. Er blickt auf eine eindrückliche Karriere zurück, die ihn 2001 nach Europa geführt hatte. Der KSK Beveren in Belgien war seine erste Station. Später spielte er für den FC Nantes in Frankreich und wurde Anfang 2006 an den BSC Young Boys ausgeliehen. Die Berner übernahmen ihn danach definitiv, als YB-Spieler erlebte Yapi im Sommer 2006 die WM in Deutschland. «Das ist für jeden Fussballer etwas, wovon er sein Leben lang träumt. Und für mich ging es in Erfüllung, und das erst noch in Deutschland.» Die WM verfolgt er seither interessiert aus der Distanz, auch das jüngste Turnier in Russland. Sorgen machten ihm die Auftritte der afrikanischen Teams. «Die Organisation und die Mentalität stimmen einfach nicht. Hier müsste Afrikas Fussball viel mehr von Erfolgsmodellen aus Europa oder Südamerika lernen. Aber das ist nicht so einfach», sagt Yapi.
Seine erfolgreichste Zeit erlebte er beim FC Basel 1893. Der Wechsel damals von der Aare an den Rhein ging nicht ganz ohne Nebengeräusche über die Bühne. Als er den Transfer im Frühjahr 2010 bekannt gab, spielte er unter dem damaligen YB-Trainer Vladimir Petkovic kaum mehr, im Meisterschaftsfinale gegen den FCB stand er nicht einmal mehr im Aufgebot. «Es ist speziell, ich werde noch heute auf diese Geschichte angesprochen.» Aber sie sei Vergangenheit, der einzige Grund für den Wechsel sei gewesen, dass er endlich Pokale gewinnen wollte. Das gelang ihm in Basel, trotz einem Kreuzbandriss, den er im Sommer 2011 erlitt. In Bern war er eine Leaderfigur gewesen, doch YB war da noch der ewige Zweite, in Meisterschaft und Cup. «Die Zeit in Bern war trotzdem sehr prägend für mich. Wir pflegen heute noch enge Kontakte zu Freunden in Bern. Und ich fand es auch in Ordnung, dass YB in diesem Jahr Meister wurde.» Nun aber liegt die fussballerische Zukunft von Gilles Yapi wieder in Basel.