Den Anschluss nicht verpassen
29.06.2018 Baselbiet, Häfelfingen, Verkehr, Bezirk SissachEin Ruftaxi, aber kein Handyempfang und bald auch keine Telefonkabine mehr – wie passt das alles zusammen? Die Gemeinde Häfelfingen kämpft im Rahmen ihrer Möglichkeiten um eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr.
Philipp Widmer
Derzeit besucht der Kleinbus ...
Ein Ruftaxi, aber kein Handyempfang und bald auch keine Telefonkabine mehr – wie passt das alles zusammen? Die Gemeinde Häfelfingen kämpft im Rahmen ihrer Möglichkeiten um eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr.
Philipp Widmer
Derzeit besucht der Kleinbus der BLT-Linie 109 die 300-Seelen-Gemeinde Häfelfingen sieben Mal täglich ab Rümlingen Dorf. Der Fahrplan ist abgestimmt auf die Schulkinder. Damit ist eine Grundversorgung sichergestellt. Eigentlich sollten es neun Fahrten täglich sein; es sind aber bloss sieben. Um 17.24 Uhr fährt der letzte Kurs, dann ist bereits Feierabend. Und Feierabend herrscht ganztags an «schulfreien Tagen», wie dem BLT-Fahrplan zu entnehmen ist. Wobei: Freitag- und Samstagnacht fährt in den frühen Morgenstunden ein Ruftaxi ab Sissach nach Häfelfingen.
Rainer Feldmeier, Vizepräsident des Gemeinderats, ist sehr froh um diese Möglichkeit. Als Vater von Jugendlichen im «Ausgeh»-Alter weiss er, dass damit eine sichere Heimkehr ermöglicht wird. «Das Angebot wird genutzt; öfter sind auch zwei Fahrzeuge dafür im Einsatz», erklärt er.
Bald ohne Telefonkabine
Am Wochenende tagsüber und während der Schulferien gibt es aber nur dreimal täglich das Ruftaxi. Und da geraten die Benutzer nun in ein gewisses Dilemma; denn Häfelfingen ist ohne Handyempfang, und der öffentlichen Telefonkabine wird demnächst von der Swisscom die Leitung gekappt. Wie kommt ein Wanderer oder Gestrandeter also zum Ruftaxi?
Natürlich weiss Feldmeier, dass sich vor der Telefonkabine kaum je Schlangen gebildet haben. «Es ist offensichtlich, dass sich die Kabine nicht rechnet», sagt er. Hergeben möchte die Gemeinde die Telefonkabine aber nicht. Man sei mit der Swisscom im Gespräch, um die Kabine übernehmen zu können, und möchte sie dann als öffentliche Mini-Bibliothek ausbauen, wie das zum Beispiel in Diegten gut funktioniere, führt Feldmeier aus. Die Möglichkeit des Festnetztelefonats entfalle dann natürlich auch.
Die Bewohner in Häfelfingen telefonieren aber munter mit ihren Handys. Keine Spur von strahlungsfreier Zone. Die moderne Technik und kleine Zusatzkästchen machen das möglich. Aber nur innerhalb der Häuser. Oder so weit das Wlan reicht. Und das tut es nur selten bis in den Garten. Zudem braucht heutzutage jedes Festnetztelefon Strom. Wenn dieser mal grossflächig ausfällt, ist die Notfallfrage noch nicht gänzlich geklärt. Aber, so Feldmeier: «Die Bereitstellung von Handyempfang ist nicht Aufgabe der Gemeinde.» Schliesslich haben die Einwohner vor Jahren den Bau einer Handyantenne in Dorfnähe deutlich abgelehnt.
Neue Busverbindung
Häfelfingens Lage in einem Stumpental am Hang des Wisenbergs bedingt, dass die Gemeindebewohner allein für die Belegung des Verkehrsmittels verantwortlich sind. Ein Minimal-Kostendeckungsgrad von 20 Prozent, damit der Kanton finanziell mitträgt, ist dabei schwerlich zu erreichen. Dennoch versucht man nun zusammen mit dem Quellhotel Bad Ramsach, auf eigene Initiative und Kosten eine Durchgangslinie zu schaffen. Neu werden ab Schulbeginn am 13. August, nach diesen Sommerferien, vier Kurse nach Bad Ramsach verlängert. Der Versuchsbetrieb der Buslinienverlängerung dauert vorerst ein Jahr. Montag bis Freitag bietet die BLT den Busbetrieb über die Linie 109 an, Samstag/Sonntag und während der Schulferien fährt der Shuttlebus vom Quellhotel Bad Ramsach. Die Fahrtzeiten sind im elektronischen BLT-Fahrplan sowie auf www.haefelfingen.ch aufgeführt. Dann steht da noch das Mitfahr-Bänkli. «Dieses wird vereinzelt durchaus genutzt», sagt Feldmeier, «aber schliesslich kennt man sich im Dorf und weiss sich zu organisieren.»
Häfelfingen war vor Jahren auch die erste Gemeinde im Kanton, deren Poststelle geschlossen wurde. Allerdings sei der seither eingeführte Hausdienst der Post praktisch und es könnten nun fast alle Postgeschäfte bequem an der Haustür erledigt werden. «Die Gemeinde setzt alles daran, dass ihr der Stecker nicht ganz gezogen wird», macht Feldmeier deutlich. «Wir suchen laufend nach innovativen und bezahlbaren Lösungen.»