Strasse oder Schiene? Doppelinterview über die S9

  14.11.2017 Abstimmungen, Baselbiet, Bezirk Sissach, Politik, Verkehr

Zweifellos: Das «Läufelfingerli» bewegt – und zwar nicht nur die Passagiere von A nach B, sondern auch die Gemüter. Das belegt auch folgende Szene: Während die «Volksstimme» mit Saskia Schenker und Jürg Degen (SP) auf einer Fahrt mit der S9 von Sissach nach Olten und zurück über die ÖV-Abstimmungsvorlage vom 26. November diskutiert, werden sie mehrfach unterbrochen. So mahnt etwa ein Mann auf Höhe Läufelfingen, dass der Zug viel umweltfreundlicher sei: «Wir müssen an unsere Enkel und Urenkel denken.» In Sissach meldet eine Frau Bedenken an, ob die Busse ausreichend Kapazität bieten würden, um alle Schüler aus dem Homburgertal nach Sissach transportieren zu können.

Sagt das Baselbieter Stimmvolk am 26. November Ja, wird der achte Generelle Leistungsauftrag (GLA), der das ÖV-Gesamtangebot im Kanton festlegt, umgesetzt. Das würde unter anderem bedeuten, dass das «Läufelfingerli» ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 eingestellt wird. Dafür würde der Busbetrieb im Homburgertal ausgebaut und es gäbe eine direkte Linie zwischen Sissach und Olten. Gemäss Abstimmungsbüchlein sollen dadurch jährlich 840\'000 Franken gespart werden. Baudirektorin Sabine Pegoraro korrigierte diese Zahl an einer Medienkonferenz auf 1,24 Millionen Franken pro Jahr. In den 840\'000 Franken seien die Kosten für die Infrastruktur noch nicht berücksichtigt (die «Volksstimme» berichtete).

Sagt eine Mehrheit der Stimmbürger am Sonntag in einer Woche jedoch Nein, ist der achte GLA 2018 und 2019 wie geplant in Kraft gesetzt. Für die Jahre 2020 und 2021 müsste aber eine neue Vorlage erarbeitet werden. Dem Willen der Abstimmenden entsprechend, würde das «Läufelfingerli» dann weiterbetrieben, was aber auch in einer anderen als der heutigen Form passieren könnte.

Während Jürg Degen die Bahn verteidigt, findet die vom Kanton vorgeschlagene Bus-Lösung bei Saskia Schenker Anklang. Die Art, wie die beiden Itinger argumentieren, verdeutlicht die Haltungen, wie sie auch in den öffentlichen Diskussionen auszumachen sind: Da ist die 37-jährige Schenker, die sich nüchtern und sachlich auf Zahlen und die Vernunft beruft. Auf der anderen Seite sitzt der 30 Jahre ältere Degen, der sich emotionsgeladen auch für den ausser-ökonomischen Wert der Bahn stark macht.

Das Doppelinterview am Dienstag in der «Volksstimme».


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