Zwei seltene Vögel beringt
09.11.2023 Bezirk Waldenburg, LauwilUlmetaktion – Vogelschutzverband mit positiver Bilanz
Auch in diesem Herbst wurde die Ulmetaktion ob Lauwil durchgeführt. Der Basellandschaftliche Natur- und Vogelschutzverband konnte neben dem lang ersehnten Steinkauz auch ein Schwarzkehlchen fangen und beringen.
...Ulmetaktion – Vogelschutzverband mit positiver Bilanz
Auch in diesem Herbst wurde die Ulmetaktion ob Lauwil durchgeführt. Der Basellandschaftliche Natur- und Vogelschutzverband konnte neben dem lang ersehnten Steinkauz auch ein Schwarzkehlchen fangen und beringen.
Brigitt Buser
Die diesjährige Ulmetaktion startete am 23. September und dauerte bis am vergangenen Samstag. Während dieser sechs Wochen engagierten sich rund 70 Freiwillige. Sie zählten die Vögel, die über die Ulmethöchi in Richtung Süden zogen und fingen einen Teil davon mit Netzen, um sie zu beringen, wiegen, begutachten, vermessen und wieder freizulassen. Dabei ging erstmals ein Dunkellaubsänger, ein aussergewöhnlicher Irrgast aus Asien, ins Netz (die «Volksstimme» berichtete).
Nun zieht der Organisator, der Basellandschaftliche Natur- und Vogelschutzverband (BNV), Bilanz. In diesem Jahr seien 4800 Vögel beringt worden. «Das sind doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Bemerkenswert ist auch, dass rund 132 000 Ringeltauben an einem Tag gezählt wurden», so Martin Furler, Obmann der Ulmetkommission.
Vögel bleiben länger hier
Neben dem sonnigen und überdurchschnittlich warmen Wetter dürfte auch der häufig herrschende Westwind, der den Vögeln Gegenwind beschert, Grund dafür sein, dass die Fangzahlen heuer in die Höhe schnellten. Ohne Rückenwind fehlt den Vögeln sozusagen der Schwung, um über die Fangnetze zu fliegen.
Auffällig war das Aufkommen von Kohl-, Blau- und Tannenmeisen, die in hoher Zahl beringt werden konnten. Aber auch beim Erlenzeisig war eine markante Einflugsfrequenz zu verzeichnen, wobei zeitweise bis zu 200 Fänglinge pro Tag beringt wurden. Erstaunlich ist, dass dieser in Nordeuropa brütende Vogel bereits ab September in hoher Zahl auftrat. «Gründe für solche Invasionen sind nicht immer restlos bekannt. Die Zusammenhänge von Bruterfolg in den Brutgebieten, Nahrungsangeboten und nicht zuletzt Wetterbedingungen während der Zugzeit sind komplex», sagt Simon Hohl, Co-Präsident des BNV.
Bemerkenswert war, dass auch viele Langstreckenzieher wie Gartenrotschwanz und Klapper-, Dorn- und Gartengrasmücke gefangen wurden. Zum ersten Mal überhaupt wurden alle einheimischen Grasmückenarten in einer Saison beringt. Als Langstreckenzieher überwintern die genannten Arten südlich der Sahara und verlassen ihre Brutgebiete deshalb normalerweise schon im August und September. Die milden Bedingungen haben dieses Jahr wohl dazu beigetragen, dass einzelne Exemplare verspätet den Wegzug angetreten haben.
Höhepunkte waren zweifellos die Fänge eines Steinkauzes und eines Schwarzkehlchens. Bei den beiden Vögeln handelt es sich um Arten, die im Kulturland brüten und deren Populationen im Baselbiet durch gezielte Förderprojekte unterstützt werden. Letztmals wurde vor 47 Jahren ein Steinkauz auf der Ulmethöchi beringt. Nach der ersten Brut seit mehr als 40 Jahren im vergangenen Sommer verdichten sich die Hinweise auf eine Rückkehr der kleinen Eule ins Baselbiet.
Das Schwarzkehlchen seinerseits wurde erst zum dritten Mal überhaupt beringt. Auffallend ist, dass alle Fänge auf die vergangenen 15 Jahre entfallen. Dieses Muster entspricht der Bestandsentwicklung des Schwarzkehlchens, das erst seit zwei Jahrzehnten im Baselbiet und anderen Regionen der Schweiz Fuss fasst. Das Schwarzkehlchen profitiert dabei von Biodiversitätsförderflächen im Ackerland.
Datenreihe von 62 Jahren
Die wenigen Fänge dieser Art auf der Ulmethöchi sind zwar mit Vorsicht zu geniessen. Dennoch passen sie ins Bild, das sich auch aus Kartierungen und Monitoringprogrammen ergibt: Die Förderbemühungen im Kanton tragen Früchte. Neben den Fängen erlauben auch die Zählungen auf der Ulmethöchi verschiedene Rückschlüsse. Aufgrund der milden Bedingungen wurden dieses Mal relativ wenige Greifvögel gezählt. Beispielsweise wurden lediglich 190 Mäusebussarde registriert, während es in anderen Jahren bis zu zehn Mal mehr sein können.
Greifvögel wie der Mäusebussard oder der Rotmilan sind Kurzstreckenzieher. Sie ziehen häufig erst dann weg, wenn sich die Bedingungen verschlechtern. Der milde Oktober gab schlicht keinen Anlass, um gegen Süden zu fliegen. Dies kann sich jedoch bei einem markanten Wetterumbruch schlagartig ändern.
«Sich ändernde klimatische Bedingungen schlagen sich auf Dauer in den Beobachtungs- und Beringungszahlen nieder und zeigen uns daher gewisse Muster auf», sagt Simon Hohl. Um diese Veränderungen dokumentieren zu können, beginne die Ulmetaktion immer in der gleichen Kalenderwoche. Die mittlerweile 62 Jahre andauernde Datenreihe zeige einige Veränderungen auf und sei daher von grossem Wert, auch wenn die Interpretation der Zahlen nicht immer einfach sei.