Zwei Generationen, ein Ziel
03.05.2024 Bezirk Liestal, Energie/Umwelt, Kultur, Bezirk LiestalKlimaseniorin Rosmarie Wydler-Wälti kämpft für den Klimaschutz
Unter dem Titel «Generationensolidarität in Zeiten der Klimakrise» beleuchteten die beiden Referierenden an einem Podium der Juso beider Basel und der SP 60+ in Liestal Engagements von jungen und ...
Klimaseniorin Rosmarie Wydler-Wälti kämpft für den Klimaschutz
Unter dem Titel «Generationensolidarität in Zeiten der Klimakrise» beleuchteten die beiden Referierenden an einem Podium der Juso beider Basel und der SP 60+ in Liestal Engagements von jungen und älteren Klimaaktivisten.
Andreas Bitterlin
Es sei aus aktuellem Anlass: Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, dass die Schweiz ihrer Verpflichtung der Bekämpfung des Klimawandels nicht nachkommt. Dies berichtete Rosmarie Wydler-Wälti, Co-Präsidentin der Klimaseniorinnen, welche die Klage eingereicht haben, an einem Podium in Liestal. Ihre Organisation habe das Urteil fast nicht glauben können. Ihre Gefühlslage: «Ich kam mir vor wie eine Surferin, die mit Glücksgefühlen ohne Bodenberührung auf einer Welle reitet.» Inzwischen sei sie aber an den Strand gespült worden.
Viele ältere Frauen hätten sich mit den Klimaseniorinnen solidarisiert. Negative Reaktionen seien primär von Männern eingetroffen, so beispielsweise der Vorwurf, sie seien «mediengeile alte Frauen». Wydler interpretiert diese Beschimpfung als Neid und Eifersucht der Männer auf den Erfolg der Frauen vor dem Gerichtshof in Strassburg.
Für die Klage mussten die Frauen nachweisen, dass sie überhaupt zu dieser berechtigt sind. Also Betroffene, die besonders stark unter dem Klimawandel leiden. Und es stimmt: Zahlen von Erkrankungen
und Sterblichkeit stützen die Erkenntnis, dass ältere Frauen besonders vulnerabel sind in der Klimakrise. In Strassburg ist zur selben Zeit eine Klage von jungen Portugiesinnen und Portugiesen abgewiesen worden. Wydler: «Wir Klimaseniorinnen haben sie darauf aufmerksam gemacht, dass wir auch für sie gekämpft und juristisch gewonnen haben.»
«Den Jungen fehlt Perspektive»
Nicola Siegrist, Präsident der Juso Schweiz, ging auf die unterschiedlichen Ausgangslagen der älteren und der jungen Generation ein. Gemäss seiner Beurteilung lebten ältere Menschen früher in einer Welt ewigen Wohlstands. Sie profitierten von einer wirtschaftlich erfolgreichen Welt, die sich aber ökologisch in eine falsche Richtung bewegte. Der versprochene Wohlstand zerstreute alle Zweifel. Den jungen Menschen fehle im Gegensatz zu früher ein Versprechen, dass das Leben besser wird. Siegrist: «Den Jungen fehlen Perspektiven.» Einig waren sich die Referierenden, dass keine Generation stolz auf ihren ökologischen Fussabdruck sein kann. Rosmarie Wydler attestierte aber der jungen Generation, dass sie mit
ihren Aktivitäten die weltweite Akzeptanz des notwendigen Klimaschutzes initiiert hat.
Als Beispiel dafür, dass das Zusammenspiel von Jung und Alt funktionieren kann, wurde Corona angeführt. Die vorgezeigte Solidarität biete Grund zur Hoffnungen bei der Klimakrise. Siegrist und Wydler betonten, dass neben der Individualität, beispielsweise der persönlichen Entscheidung, den Zug vor dem Flugzeug zu wählen, auch eine Änderung der Politik und ein grundlegender ökologischer Umbau der Wirtschaft vonnöten seien.
Beim abschliessenden Blick in die nähere Zukunft verwies Nicola Siegrist auf die Juso-Initiative zur Besteuerung von Millionen-Erbinnen und -Erben. Die Reichsten der Schweiz sollen gemäss den Initianten mit einer Nachlass- und Schenkungssteuer mithelfen, die Wirtschaft ökologisch umzubauen. Die Initiative verlangt, Erbschaften und Schenkungen bei Beträgen ab 50 Millionen Franken zu 50 Prozent zu besteuern. Die Initiative, die mit den notwendigen Unterschriften eingereicht worden ist, wird schätzungsweise im Jahr 2026 zur Volksabstimmung gelangen.
Rosmarie Wydler betonte, dass sich die Klimaseniorinnen weiterhin des Themas Klimaschutz annehmen werden und mit ihren Anliegen vor die Bevölkerung treten. Konkrete neue politische Projekte sind zurzeit nicht traktandiert, Wydler sieht es aber als eine wichtige Aufgabe der Klimaseniorinnen, zu kontrollieren, wie die Politik das Urteil von Strassburg umsetzt und wenn nötig darauf Einfluss zu nehmen.