Zwei Berufe, eine Leidenschaft
07.10.2025 NiederdorfHeinz Rütti malt seit 50 Jahren
Permanentes Dazulernen und das Erkennen von Chancen begleiten Heinz Rütti durch sein Leben als Maler. Selbst von einem Fälscher hat er einiges gelernt. Diese Woche zeigt der 66-jährige Kunstmaler in Niederdorf einen Querschnitt durch ...
Heinz Rütti malt seit 50 Jahren
Permanentes Dazulernen und das Erkennen von Chancen begleiten Heinz Rütti durch sein Leben als Maler. Selbst von einem Fälscher hat er einiges gelernt. Diese Woche zeigt der 66-jährige Kunstmaler in Niederdorf einen Querschnitt durch sein Schaffen.
Brigitte Keller
Das Motiv, das Heinz Rütti als Titelbild für seine Einladungskarte zur aktuellen Bilderausstellung im Allzweckraum des neuen Schulhauses Niederdorf gewählt hat, trägt den Titel «Stiller Moment, Seerosenteich». Unweigerlich hat man Assoziationen zu den bekannten Bildern von Claude Monet. Seine Bilder seien keine Kopien, erzählt Rütti, aber inspirieren lassen habe er sich dafür schon vom bekannten französischen Maler. Claude Monets Bild «Impression, Sonnenaufgang», eine Hafenansicht von Le Havre, war es, die in den 1860er-Jahren der Bewegung «Impressionismus» den Namen gab.
Bevor Rütti damit begann, auch halbabstrakte Bilder zu malen, malte er vorwiegend realistische Landschaftsbilder. Ganz zu Beginn seiner Karriere stand eine Lehre in einem Malergeschäft. Von seinem Lehrmeister habe er damals sehr viel lernen können, insbesondere über das Mischen von Farben, ausserdem spezielle Techniken, wie beispielsweise das Vergolden und Malen von Ornamenten und Schriften. Sogar Bilder zum Restaurieren seien dem versierten Lehrmeister anvertraut worden. «Irgendwann hat es mich dann auch gepackt», erzählt Rütti, und er habe sich in der Papeterie Lüdi, wo er auf dem Weg in die Gewerbeschule immer vorbeikam, die ersten Ölfarben und Leinwände gekauft und losgelegt.
Bald danach stand der junge Kunstmaler an einen Punkt, wo er nicht mehr weitergekommen sei. «Damals gab es ja noch kein Internet oder Youtube-Tutorials», sagt er mit einem Augenzwinkern. Der Zufall wollte es aber, dass er bei einem Ausflug nach Gelterkinden Landschaftsbilder von Walter Buess in den dortigen Schaufenstern entdeckte. «Die gefielen mir so gut, dass ich ihn gleich darauf angerufen habe», erzählt Rütti. Der junge Maler durfte sich mit ein paar Bildern «bewerben» und wurde dann von Buess unterrichtet.
Chance gepackt
Das ist mittlerweile mehr als vier Jahrzehnte her. Bereits mit knapp über zwanzig Jahren liess sich Rütti zur ersten Ausstellung überreden – und verkaufte sämtliche Bilder. «Andere gingen in diesem Alter auf Weltreise, ich gönnte mir ein Jahr Auszeit, um zu malen», erzählt er. Es folgten Aufenthalte in Amsterdam, Venedig, Paris.
Einem glücklichen Umstand war es zu verdanken, dass er vom Aarauer Galeristen Beat Bianchi entdeckt und gefördert wurde. Dieser wiederum empfahl den jungen Künstler dem Galeristen Paul Lüdi in Basel, und schon bald waren die Landschaftsbilder des in Oberdorf geborenen jungen Mannes in zwei Galerien vertreten und er konnte mit der Malerei seinen Lebensunterhalt bestreiten. Damals habe Hochkonjunktur geherrscht, heute sei es bedeutend schwieriger geworden, eine Galerie zu finden, sagt Rütti dazu.
Seit 25 Jahren malt er nunmehr in seinem Atelier in der «Bärenmatte» in Hölstein und wohnt beinahe ebenso lange in Niederdorf. Eines Tages sah er in einer Fernsehdokumentation einen Bericht über den deutschen Bilderfälscher Wolfgang Lämmle. Dieser hatte zu jenem Zeitpunkt eine Haftstrafe abgesessen und gab in der Sendung Auskunft über seine Beweggründe. Dessen Talent beeindruckte nicht nur Heinz Rütti, sondern auch den Galeristen in Aarau. Als Rütti das nächste Mal in der Galerie zu Besuch kam, standen da mehrere Bilder von Lämmle. Rütti lernte Lämmle persönlich kennen und liess sich bald darauf von diesem in dessen neuer Heimat Frankreich weiterbilden. Neben vielem anderen habe er auch Dinge gelernt, die man nicht tun sollte, sprich, das Fälschen von Bildern.
Über all die Jahre habe er immer auch weiterhin für einen befreundeten Maler, den er seit seiner Lehrzeit kannte und der sich kurz darauf selbstständig gemacht hatte, kleinere Einsätze auf Baustellen geleistet. Das kam ihm zugute, als es Tiefschläge zu verkraften gab. Einerseits waren da die Einschränkungen während Corona, die keine Ausstellungen mehr zuliessen, oder allerhöchstens unter sehr erschwerten Bedingungen. Andererseits verstarben innert kurzer Zeit beide langjährigen Galeristen. Damit brachen die Verkäufe und damit Rüttis Einnahmen weg.
Einmal malen, immer malen
Die Zeit von Corona war aber auch die Zeit, die viele zum Renovieren nutzten. Dies kam Heinz Rütti zugute, da befreundete Maler sehr froh um sein Angebot waren, in seinem ursprünglich gelernten Beruf einzuspringen. Und so kam es, dass der Kunstmaler nochmals für vier Jahre, bis zur Pensionierung vor einem Jahr, auf Baustellen anzutreffen war. Zum Bildermalen sei er während dieser Zeit kaum gekommen.
Seit Anfang 2025 hat Heinz Rütti wieder Zeit und Musse zum Malen von Bildern. Aktuell widmet er sich vorwiegend Kompositionen von halbabstrakten Bildern. Darauf zu sehen sind beispielsweise Landschaften und Gebäude, die alle in der Realität existieren. Bei der Ausarbeitung lässt er sich aber von Erinnerungen und Gefühlen leiten. Zu jedem Bild gibt es eine spannende Geschichte, die der Künstler auf Nachfrage gerne erzählt.
Die aktuelle Ausstellung von Heinz Rütti findet im Allzweckraum der Gemeinde Niederdorf im neuen Schulhaus an der Kilchmattstrasse statt und zeigt einen Querschnitt durch sein Schaffen. Sie dauert noch bis zum 12. Oktober. Der Künstler ist jeweils während der Öffnungszeiten persönlich anwesend.