Zollsenkung sorgt für Erleichterung
12.12.2025 Schweiz, BaselbietVier Unternehmen im Kanton haben wegen Trump-Politik Kurzarbeit eingeführt
Die US-Strafzölle auf Schweizer Waren sinken von 39 auf 15 Prozent – rückwirkend ab dem 14. November. Dies ist eine Entlastung für exportierende Betriebe, die teils mit Kurzarbeit auf ...
Vier Unternehmen im Kanton haben wegen Trump-Politik Kurzarbeit eingeführt
Die US-Strafzölle auf Schweizer Waren sinken von 39 auf 15 Prozent – rückwirkend ab dem 14. November. Dies ist eine Entlastung für exportierende Betriebe, die teils mit Kurzarbeit auf die erschwerten Verhältnisse reagierten – auch im Baselbiet.
sda./ch. Die USA begrenzen den pauschalen Zusatzzoll auf aus der Schweiz importierte Waren auf höchstens 15 Prozent. Dies teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Mittwoch mit. Im Gegenzug senkt die Schweiz Importzölle auf bestimmte Fisch- und Landwirtschaftsprodukte aus den USA.
Gewisse Branchen und Waren sind heute von den US-Zusatzzöllen ausgenommen, und das soll weiterhin gelten. Solche Ausnahmen gibt es etwa für Pharmazeutika, bestimmte Chemikalien, Gold und Kaffee. Zusätzlich heben die USA die pauschalen Zusatzzölle für weitere Schweizer Exportprodukte auf. Darunter sind Flugzeuge, bestimmte für die Luftfahrt relevante Teile, Gummiprodukte, Kosmetika und Generika. Die Liste wird im Federal Register der USA veröffentlicht. Die Schweiz will sich laut Seco für weitere Ausnahmen einsetzen. Auf Produkten, die schon vor dem 2. April mit Zöllen von mehr als 15 Prozent belegt waren, werden wieder die ursprünglichen Zölle erhoben.
Zölle senken für US-Waren wird auch die Schweiz. Genannt werden Fisch, Meeresfrüchte sowie bestimmte, agrarpolitisch nicht sensitive Agrarprodukte. Zollfreie, bilaterale Kontingente setzt die Schweiz für Fleisch in Kraft. Sie gelten für 500 Tonnen Rind-, 1000 Tonnen Bison- und 1500 Tonnen Geflügelfleisch im Jahr.
Schweizer Unternehmen haben gemäss Seco im US-Markt nun wieder ähnliche Bedingungen wie die Konkurrenz aus der EU und anderen Ländern, die mit den USA Handel betreiben und eine ähnliche Wirtschaftsstruktur aufweisen würden.
Mit Erleichterung reagiert Economiesuisse auf die Senkung der US-Zölle für die Schweiz. «Dank der US-Zollvereinbarung und der Senkung der Zölle auf 15 Prozent können zahlreiche Arbeitsplätze in der Schweiz gerettet werden», liess der Wirtschaftsdachverband am Mittwochabend verlauten. Für gewisse Firmen seien sie gar existenzbedrohend gewesen.
Kurzarbeit in 4 Baselbieter Firmen
Unter anderem mit Kurzarbeit konnten exportorientierte Firmen die erschwerten Marktbedingungen teilweise abfedern. Im Kanton Baselland haben seit Einführung neuer US-Zölle ab Juli 2025 insgesamt vier Unternehmen für 150 Mitarbeitende Kurzarbeit abgerechnet, die das hauptsächlich mit der Zoll-Last begründen. Dies sagt Roman Zaugg, stellvertretender Leiter des Kantonalen Amts für Industrie, Gewerbe und Arbeit (Kiga), auf Anfrage der «Volksstimme». Sechs weitere Betriebe haben unter Bezugnahme auf die neuen US-Zölle Kurzarbeit vorangemeldet.
Bei einem der Unternehmen, die Kurzarbeit eingeführt haben, handelt es sich um die Tenniker Rego-Fix AG, Herstellerin für Werkzeug-Spannsysteme, mit einem US-Exportanteil von rund einem Drittel ihrer Produktion. Die Massnahme gelte seit dem 1. Dezember zeitlich begrenzt für einzelne Bereiche, wie das Unternehmen auf Anfrage schriftlich mitteilt. Als Grund werden temporäre Produktionsüberkapazitäten genannt, die derzeit im Verhältnis zum Marktbedarf, insbesondere in Europa und den USA, bestehen würden. Nach einer Phase intensiver Produktion und sehr guter Auftragslage in den vergangenen Jahren hätten sich höhere Lagerbestände aufgebaut, die nun angepasst würden.
Das Unternehmen zeigt sich zuversichtlich, dass die weltweite Nachfrage nach seinen Produkten mittelbis langfristig wieder anziehen wird. Die Einführung der Kurzarbeit diene unter anderem dazu, die Arbeitsplätze zu sichern. Die US-Strafzölle bleiben in der Stellungnahme unerwähnt. Auch über die Anzahl Mitarbeitender, die von Kurzarbeit betroffen sind, war gestern von der Rego-Fix noch nichts zu erfahren.
Das Baselbieter Kiga verzeichnet gegenwärtig Voranmeldungen für Kurzarbeit von 29 Unternehmen für 1000 Arbeitnehmende, von denen bereits 11 für 245 Mitarbeitende auch Kurzarbeit abrechnen. Besonders betroffen seien Unternehmen der Branchen Metall-Erzeugnisse, Maschinenbau, Elektrotechnik/Elektronik/ Uhren/Optik. Mit 150 der insgesamt 245 Kurzarbeits-Betroffenen ist der Anteil Mitarbeitender in vom US-Geschäft abhängigen Firmen verhältnismässig hoch, merkt Zaugg an.
Von der am Mittwoch angekündigten Reduktion des US-Exportzolls für Schweizer Waren könne nicht direkt auf eine geringere Beanspruchung von Kurzarbeitsentschädigung geschlossen werden, stellt der stellvertretende Amtsleiter klar. Die auf Kurzarbeit angewiesenen Betriebe befänden sich zum Teil bereits in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld, einzelne hätten schon vorher Kurzarbeit angemeldet: «Die Zölle sind als verstärkendes Element hinzugekommen.» Daher sei es fraglich, ob ein nun sinkender Zoll für eine Firma rasch ausreichend Entlastung bringt, um auf Kurzarbeit verzichten zu können.
Auch wenn die Voranmeldungen ansteigen, befinde sich das Niveau bei der Kurzarbeit im Kanton Baselland aktuell auf einem insgesamt «sehr tiefen Niveau», hält Roman Zaugg fest.
