Xundheit!
05.09.2025 PersönlichDas «weltbeste» Gesundheitssystem sollen wir in der Schweiz haben. So ähnlich lautete unlängst die fette Überschrift in einer bekannten Tageszeitung.
Und weiter ging es mit den Lobpreisungen: Die Schweiz habe ein dichtes Netz von Ärzten und Spitälern. Im ...
Das «weltbeste» Gesundheitssystem sollen wir in der Schweiz haben. So ähnlich lautete unlängst die fette Überschrift in einer bekannten Tageszeitung.
Und weiter ging es mit den Lobpreisungen: Die Schweiz habe ein dichtes Netz von Ärzten und Spitälern. Im Unterschied zu ausländischen Gesundheitsdiensten müssten Patienten in der Schweiz nicht monatelang auf einen Termin warten. Im Weiteren hätten Patienten Anspruch auf eine einwandfreie medizinische Behandlung und eine faire Abrechnung. Aber stimmt das auch wirklich? Ich bezweifle es.
Einer meiner Freunde hatte und hat immer noch Gallensteine. Meist verursachen Gallensteine keinerlei Beschwerden. Je nach Lage und Grösse können sie aber auch äusserst schmerzhafte Koliken auslösen. Seine Frau brachte ihn deshalb in die Notfallstation eines Baselbieter Spitals. Man gab ihm einige Schmerzmittel mit und schickte ihn wieder nach Hause. Offensichtlich hatte der behandelnde Arzt noch nie gehört, dass man von Kolikschmerzen bewusstlos werden kann. Wie aber kommt ein Bewusstloser an die Schmerzmittel?
Eine Freundin musste sich einer Operation am Gehirn unterziehen. «Da müssen Sie ins Spital nach Zürich, dort gibt es die weltbesten Operateure.» Die Chirurgen haben offensichtlich gut operiert, der Rest war unterirdisch schlecht. Als die Freundin erwachte, lag sie in einem uralten Bau. Toilette und Dusche befanden sich auf dem Gang, das Essen war eine einzige Katastrophe.
Dass man in einem Spital grausig bis gruselig isst, dürfte leider zu den Standards des weltbesten Gesundheitssystems gehören.
Ich warte in Liestal auf eine Untersuchung meines LINKEN Beins. Als der Arzt zur Spritze greift und mir diese ins RECHTE Bein injizieren will, kommt eine Hilfsschwester angerannt und brüllt: «Neeeiinnn! Das LINKE Bein.»
Die Situation erinnerte mich an das Versagen eines Arztes im Tessin, der einer Frau versehentlich die gesunde Brust amputierte.
«Das ist doch nicht zu vergleichen», murmelte der Meister der Spritze. «Und immerhin haben wir es gemerkt, bevor wir das Bein …»
Ich musste mich vor einiger Zeit einer nicht ungefährlichen Operation im Gesicht unterziehen. Ich frage den Arzt – es soll sogar ein veritabler Professor gewesen sein – ob er denn persönlich operieren werde. «Natürlich». Natürlich tat er das nicht. Als ich aus der Narkose aufwachte, meinte sein Gehilfe, dass dies seine erste derartige Operation gewesen wäre. Sofort telefonierte er mit seinem Herrn und Meister auf den Malediven, um ihn über seine vermeintlich gute Tat aufzuklären.
Auf der Rechnung war später ersichtlich, dass der Herr Professor selbst operiert hatte. Es handelte sich somit um die erste Fernoperation in der Geschichte der Medizin. Er hatte mich offensichtlich vom Liegestuhl aus operiert. Als ich meine Krankenkasse auf den Fehler aufmerksam machte, zuckte man hörbar mit den Schultern.
«Wir wissen, dass dieser sogenannte Professor immer wieder falsch abrechnet. Da kann man nichts dagegen machen.»
Offenbar ein weiterer Standard des «weltbesten» Gesundheitssystems.
Der Autor, Kolumnist Hanspeter Gsell, lebt seit mehr als 40 Jahren in Sissach.