«Wir zeigen, dass es möglich ist»
17.06.2025 RegionPodiumsgespräch bei den «Business and Professional Women»
Fünf Führungsfrauen aus der Region sprachen am Samstag über ihren Weg an die Spitze, ihre Führungsprinzipien und ihre Work-Life-Balance. Auf dem Podium diskutierten sie unter anderem über ...
Podiumsgespräch bei den «Business and Professional Women»
Fünf Führungsfrauen aus der Region sprachen am Samstag über ihren Weg an die Spitze, ihre Führungsprinzipien und ihre Work-Life-Balance. Auf dem Podium diskutierten sie unter anderem über Löhne, Innovation und Künstliche Intelligenz.
Marianne Ingold
Mit 40 Jahren übernahm Katharina Barmettler-Sutter die Leitung des Familienbetriebs Sutter Begg mit 27 Filialen. Davor hatte die ausgebildete Kauffrau verschiedenste berufliche Erfahrungen in ihren «Lebensrucksack» gepackt. Lebenserfahrung sei in einer solchen Position zentral, betonte sie.
Damaris Buchenhorner führte die Liebe zur Mineralquelle Eptingen. Ihr Mann sei bereit gewesen, den Familienbetrieb zu übernehmen, wenn sie auch mitkäme. Sie ist Marketingchefin und Verwaltungsratspräsidentin, während er 2024 die operative Geschäftsführung abgab und neben der Tätigkeit im Verwaltungsrat die beiden kleinen Kinder betreut. Ohne diesen Support ginge es nicht: «Wir brauchen Männer, die starke Frauen wollen.»
Ständerätin Maya Graf ist am familieneigenen Biobauernhof in Sissach beteiligt. Als Politikerin und Co-Präsidentin von Alliance F, dem grössten Frauendachverband der Schweiz, nutzt sie die parteiübergreifende Zusammenarbeit, um im Parlament Gleichstellung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranzubringen.
Juana Lucia Flores-Candia erhielt vor 22 Jahren in San Diego frühmorgens einen Anruf von Roche mit dem Angebot, in Basel für ein, zwei Jahre ein Forschungsprojekt zu leiten. Heute ist sie immer noch hier und CEO des Start-ups Probando, einer KI-basierten Plattform zur Unterstützung von klinischen Studien.
Auch Regula Berger, CEO der Basler Kantonalbank (BKB), wurde telefonisch kontaktiert, als die Bank 2018 eine Nachfolge für den Leiter Wechsel nach Basel habe sie das «Umwälzen» mitgebracht, erzählte sie. Die Finanzkrise, die sie bei der Zürcher Kantonalbank erlebt hatte, habe sie als Chance gesehen, Neues zu gestalten.
Frauen entwickeln und halten
Andere Frauen zu unterstützen, ist den Führungsfrauen ein Anliegen. Es sei wichtig, die eigene Erfahrung weiterzugeben, sagte Flores-Candia. «Wir sind Vorbilder und zeigen, dass es möglich ist», ergänzte Barmettler-Sutter. Sie erzähle ihren Mitarbeiterinnen von sich selber und gehe auf deren Herausforderungen ein, zum Beispiel mit Teilzeitpensen und speziellen Angeboten für Wiedereinsteigerinnen. Regula Berger macht Mitarbeiterinnen in den Medien sichtbar und legt einen Fokus darauf, gut qualifizierte Frauen in die Bank hineinzubringen, zu entwickeln und zu halten.
In Pharma-Grossunternehmen als Frau ganz nach oben zu kommen, sei noch selten, erläuterte Flores-Candia. Auch die Lohndifferenz sei wesentlich grösser. Bei der BKB als öffentlich-rechtlicher Institution gebe es keine Lohnungleichheit, meinte Regula Berger. Katharina Barmettler-Sutter betonte: «Bei uns ist die Funktion bezahlt, nicht das Geschlecht.» Das sei auch bei «Eptinger» so, sagte Damaris Buchenhorner, worauf Maya Graf fragte: «Haben Sie einmal eine Lohnanalyse gemacht?» Frauen fehlten im Durchschnitt 400 Franken pro Monat. «Sie haben dann weniger Altersrente, obwohl sie gleichwertige Arbeit geleistet haben.» Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten sind verpflichtet, Lohnanalysen durchzuführen. Viele nähmen das aber nicht ernst, monierte Graf: «Dieses Problem müssen wir lösen, sonst gehen der Wirtschaft viele talentierte Frauen verloren, die gebraucht werden.»
KI, Innovation und Gen Z
Einigkeit gab es beim Thema Künstliche Intelligenz: Diese könne Gutes bewirken, wenn man sie richtig und mit Vorsicht anwende. In der Pharmaindustrie lässt sich der Forschungsprozess beschleunigen, im Bankwesen die Produktivität steigern. Bei KMU besteht Potenzial in Verwaltung, Marketing und Vertrieb. «Wichtig ist, dass wir keine Angst haben. Es braucht aber zuerst die natürliche Intelligenz, das kritische Hinterfragen, sonst bringt Künstliche Intelligenz nichts», betonte Buchenhorner.
Um innovativ zu sein, müsse man nicht die KI fragen, meinte Barmettler-Sutter, denn die beziehe sich nur auf Vorhandenes. Sie betrachtet stattdessen ihr Unternehmen durch die Brille einer Kundin, hält immer die Augen offen und geht auf die Bedürfnisse der jungen Generation ein, zum Beispiel mit veganen Produkten, die in den Sozialen Medien Beachtung finden, oder der Umbenennung von «Mäitlibäi» zu «Glücksbringer».
Gesellschaftliche Veränderungen und die Generation Z prägen die Arbeitswelt: In gewissen Funktionen sei Homeoffice heute üblich, sagte Flores-Candia. Die Finanzbranche könne damit qualifizierte Mitarbeitende aus anderen Regionen gewinnen, meinte Berger. Buchenhorner plädierte für unkonventionelles Denken, auch wenn der Spielraum wie in ihrem Unternehmen begrenzt sei. Dann gebe es oft für beide Seiten positive Lösungen.
Als Führungskraft gilt es, auch für sich selbst einen Ausgleich zu finden, sei es beim Sport, in der Natur, mit Freunden, Familie oder Tieren, bei Kundengesprächen oder dem Austausch mit Mitarbeitenden. Wichtig sei ein Partner, der nicht zu Hause warte, betonte Regula Berger.
Zum Talk eingeladen hatte der Club Baselland der «Business and Professional Women» (BPW) . Der Anlass mit über 100 Teilnehmerinnen aus der ganzen Schweiz fand im Rahmen der DV des Dachverbandes BPW Switzerland in Basel statt.