«Wir wollen zeigen, was wir können»
20.11.2025 Bezirk LiestalDer Frauenchor «femtastix» verbindet Freundschaft und Freude am Singen
Mit Leidenschaft und in wechselnder Formation singen 25 Frauen A-cappella-Songs von Pop bis Rock. Die meisten ihrer Auftritte finden in geschlossener Gesellschaft statt. An ihrem Konzert vom Samstag zeigen ...
Der Frauenchor «femtastix» verbindet Freundschaft und Freude am Singen
Mit Leidenschaft und in wechselnder Formation singen 25 Frauen A-cappella-Songs von Pop bis Rock. Die meisten ihrer Auftritte finden in geschlossener Gesellschaft statt. An ihrem Konzert vom Samstag zeigen sie ihr Können einem breiteren Publikum.
Marianne Ingold
Kurz vor 10 Uhr am Samstagmorgen treffen sie im Liestaler Pflegezentrum Brunnmatt ein. Die einen haben einen Kaffee oder ein Sandwich mitgebracht, die anderen nehmen noch einen Schluck aus der Wasserflasche, denn die nächsten Stunden werden anstrengend: «Wenn man nicht gefrühstückt hat, merkt man das», sagt Sekundarlehrerin und Vereinsmitglied Fabienne Ruppen. Bis alle da sind, wird noch etwas geplaudert, dann geht es los: Langsam Ab- und wieder Aufrollen, Arme strecken, tief atmen.
Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Pilates-Stunde, sind die Aufwärmübungen des Frauenchors «femtastix», der unter der Leitung von Karin Hauswirth jeden zweiten Samstag probt. Das mache allen viel Spass, sagt Ruppen. «Doch die Proben brauchen Energie, vor allem jetzt vor unserem Konzert mit dem Beatboxer. Er hat ein Mikrofon mit Verstärkung und wir nicht. Da müssen wir schon etwas geben, um daneben zu bestehen.»
Vereinspräsidentin Selina Stauber, von Beruf Anwältin, ergänzt: «Wir erwarten, dass unsere Mitglieder in jede Probe kommen.» Auch das Üben zu Hause gehört dazu: «Wir machen Aufnahmen der einzelnen Stimmen und laden sie hoch, damit alle Zugriff darauf haben», sagt Fabienne Ruppen.
«Femtastix» ist aus dem früheren Waldenburger Kinder- und Jugendchor «Voices of Joy» hervorgegangen. Einige langjährige Mitglieder wollten gerne weitermachen und gründeten im Jahr 2018 den A-cappella-Frauen-
chor. «A cappella bedeutet ohne Begleitung, ohne Verstärkung, ohne Musikinstrumente», erklärt Selina Stauber. «Wir machen alles mit unseren Stimmen, teilweise auch mit Bodypercussion.» Dabei werden mit dem eigenen Körper rhythmische Klänge erzeugt, zum Beispiel mit Fingerschnipsen, Klatschen, Klopfen oder Stampfen.
Kritische Grösse erreicht
Für a cappella sprachen einerseits praktische Gründe, da bei der Chorgründung keine Instrumentalbegleitung verfügbar war. Es sei zu dieser Zeit aber auch ein Trend gewesen: «Die Pitch-Perfect-Filme über einen A-cappella-Frauenchor in den USA waren ein grosser Hype. Es gab viele Songs und Arrangements, die wir cool fanden», erzählt Fabienne Ruppen. Nicht zuletzt reizte die neue Herausforderung: «Ein Begleitinstrument bietet immer einen Rahmen und stützt die Singstimmen», so Ruppen. «Bei a cappella dagegen wirkt sich jeder schiefe Ton direkt auf den ganzen Chor aus.» Das gelte auch für den Rhythmus: «Man muss sehr gut auf die Dirigentin schauen», betont Selina Stauber.
Seit der Gründung ist «femtastix» auf 25 Mitglieder im Alter zwischen 27 und 42 Jahren angewachsen, die alle aus dem eigenen Netzwerk kommen. Weiter wachsen will der Chor nicht. «Wenn er zu gross ist, wird es mit a cappella schnell einmal ungenau», meint Fabienne Ruppen. Austritte gibt es praktisch keine, obwohl einige Mitglieder inzwischen nicht mehr in der Region wohnen. Manche würden aus beruflichen oder privaten Gründen eine Weile pausieren, kämen dann aber wieder zurück, sagt Vereinspräsidentin Stauber.
Denn neben der Freude am Singen spielt bei «femtastix» die Zusammengehörigkeit eine grosse Rolle. Sie geht weit über den Chor hinaus: «Wir sind alles Freundinnen und pflegen teilweise enge Freundschaften. Manche gehen auch zusammen in die Ferien.» Chorleiterin und Dirigentin Karin Hauswirth beschreibt die «femtastix»-Mitglieder als «Frauen mit einem grossen Herz und starken sozialen Werten, die füreinander und miteinander wirken – und das mit grossem Engagement.» Hauswirth, die bereits den Vorgängerchor «Voices of Joy» geleitet hatte, empfindet es als «ein Geschenk und eine grosse Bereicherung», mit ihnen zu arbeiten.
Speziell an «femtastix» ist der regelmässige Wechsel der Singstimmen. «Wir haben keine fixen Register. Niemand singt ausschliesslich Alt oder Sopran, sondern die Stimmen werden
bei jedem Lied neu verteilt», erläutert Selina Stauber. Bei a cappella hätten die tieferen Stimmen oft relativ monotone Melodien. Das werde mit der Zeit langweilig. «Wir wollten, dass alle Freude haben. Deshalb wechseln wir.» Das mache die Proben und das Singen spannend, findet Fabienne Ruppen, sei aber auch eine zusätzliche Herausforderung: «Wir müssen uns nicht nur die Songs merken, sondern bei jedem auch das Register und die Position. Das erfordert hohe Konzentration.»
Erst das zweite Konzert
Übermorgen Samstag tritt «femtastix» in der Aula Frenke in Liestal auf. Es ist das zweite eigene Konzert nach dem Jubiläumskonzert zum fünfjährigen Bestehen des Chors 2023. Seit der Gründung sei der Chor in der komfortablen Situation gewesen, zahlreiche Konzertanfragen für Geschäftsanlässe oder private Veranstaltungen zu erhalten, erzählt Präsidentin Selina Stauber: «Dazu können wir aber nicht unser eigenes Publikum mitbringen. Deshalb wollten wir selber etwas machen, um einem breiteren Kreis zu zeigen, was wir können.»
Für das diesjährige Konzert hat sich der Frauenchor etwas Besonderes einfallen lassen und tritt zusammen mit Beatboxer Denis Marian auf. Der Profimusiker und dreifache Schweizer Meister im Beatboxen verwandelt Lippen, Zunge und Rachen virtuos zum Schlagzeug. «Das kann niemand von uns», sagt Selina Stauber, «und es ergibt eine ganz tolle Kombination.» Fabienne Ruppen ergänzt: «Wir haben bereits ein abwechslungsreiches Repertoire von Pop über Gospel bis Rock, doch der Beatboxer ist noch das Tüpfelchen auf dem i.»
Informationen und Ticketvorverkauf: www.femtastix.ch

