«Wir wollen unsere Dienstleistungen bündeln»
18.12.2025 BaselbietPro Senectute baut in Liestal eine Anlaufstelle für Beratung und Aktivität im Alter
Pro Senectute beider Basel plant ein Zentrum im Liestaler Schild-Areal, das Hilfsmittelausstellung, Kursräume, Bewegung und Sozialberatung verbindet. Geschäftsleiter Michael Harr ...
Pro Senectute baut in Liestal eine Anlaufstelle für Beratung und Aktivität im Alter
Pro Senectute beider Basel plant ein Zentrum im Liestaler Schild-Areal, das Hilfsmittelausstellung, Kursräume, Bewegung und Sozialberatung verbindet. Geschäftsleiter Michael Harr erklärt, wie der neue Treffpunkt den Alltag älterer Menschen erleichtern soll.
Sander van Riemsdijk
Herr Harr, warum braucht es ein neues innovatives Zentrum in Liestal?
Michael Harr: Der demografische Wandel ist längst Realität, doch vielerorts fehlen geeignete Orte, die älteren Menschen umfassende Unterstützung bieten. Wir betreiben bereits heute ein Hilfsmittelangebot in Liestal. Allerdings fehlt bislang die Möglichkeit, Hilfsmittel vor Ort umfassend anzuschauen, auszuprobieren und in Ruhe miteinander zu vergleichen. Mit der geplanten Hilfsmittelausstellung möchten wir älteren Menschen und Menschen mit Behinderung aus der gesamten Nordwestschweiz sowie ihren Angehörigen eine Plattform dafür bieten. Dort können sie verschiedene Hilfsmittel kennenlernen, die ihre Lebensqualität im Alltag verbessern. Und das ohne Kaufdruck.
Das Schild-Areal ist für einen solchen Bau durch seine zentrale Lage attraktiv.
Mit dem neuen, barrierefreien Zentrum wollen wir unsere Dienstleistungen in Liestal im Sinne von Synergien an einem Ort bündeln und zugleich durch neue Zusatzangebote erweitern. Der Standort im Schild-Areal ist dafür prädestiniert, da er zentral und gut erreichbar ist. Es wird im Erdgeschoss eines Neubaus mit einer Gesamtfläche von 1100 Quadratmetern eingerichtet. Wir übernehmen das Gebäude im Rohbau und werden, um Mietkosten zu sparen, den Innenausbau selbst durchführen. Ein solches Zentrum mit diesen Dienstleistungen unter einem Dach hat es im Baselbiet bisher nicht gegeben. Dafür werden wir den jetzigen Standort am Bahnhof aufgeben und ihn in das neue Zentrum integrieren.
Mit welchem Ziel?
Ziel des Zentrums ist es, die verschiedenen Angebote über Sozialberatung, Hilfsmittelausstellung, Bildungs- und Bewegungsangebote zu bündeln und zu kombinieren und dadurch an einem Standort die Bedürfnisse älterer Menschen ganzheitlich anzusprechen. Ein zentraler Treffpunkt ermöglicht es älteren Menschen, ihre Aktivitäten bequem und zeitsparend zu koordinieren, anstatt verschiedene Standorte aufzusuchen. Alle Angebote können effizient an einem Ort genutzt werden – ein erheblicher Vorteil, insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Insgesamt schafft ein integriertes Zentrum nicht nur einen Ort der Unterstützung, sondern auch einen aktiven, lebendigen Treffpunkt für ältere Menschen. Es leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Förderung eines gesunden, selbstbestimmten und sozial eingebundenen Lebens im Alter.
Welche zusätzlichen Dienstleistungen kommen neben der Hilfsmittelausstellung dazu?
Wir werden ein Kurszentrum mit Räumen aufbauen, in denen beispielsweise Sprachen gelernt werden können oder ältere Menschen sich mit der Digitalisierung auseinandersetzen. Unter qualifizierter Anleitung von Fachpersonen wollen wir sie fit machen im Umgang mit Smartphone und Computer. Zudem entsteht ein grosser Bewegungsraum, in dem Yoga, Sturzprävention und andere Angebote zur Erhaltung der Beweglichkeit stattfinden. Mit diesen Dienstleistungen fördern wir nicht nur die Lebensqualität, sondern auch den sozialen Zusammenhalt.
Das Zentrum ist nicht nur innovativ, sondern auch integrativ. Wie wirkt sich dies im Alltag aus?
Wir beziehen das direkte Umfeld der älteren Menschen in die Betreuung ein. Wir informieren sie über die Aktivitäten und Hilfsmittel, die wir anbieten. Gleichzeitig ist das Zentrum auch eine unabhängige Beratungsstelle für kostenlose, fachlich fundierte Sozialberatung sowie für administrative Dienstleistungen wie Steuererklärungen, Treuhandmandate oder Beistandschaften. Wichtig ist, dass Menschen nicht von Stelle zu Stelle geschickt werden, sondern an einem Ort bekommen, was sie brauchen.
Einsamkeit im Alter wird zunehmend zu einem gesellschaftlichen Problem. Welchen Beitrag leistet Ihr Zentrum dagegen?
Unsere Kurse sollen dazu beitragen, dass man auch in hohem Alter Neues lernen kann und dass man dabei anderen Menschen begegnet. Ein Kaffee-Bereich wird zusätzlich Raum für Austausch bieten. So entsteht ein Ort, an dem man nicht nur etwas für sich tut, sondern auch andere trifft.
Wie wird das Projekt finanziert?
Die Kosten für das ganze Projekt sind auf 2,3 Millionen Franken veranschlagt. Rund 700 000 Franken werden wir selber einsetzen können, müssen aber noch 1,6 Millionen Franken mit Drittmitteln finanzieren. Dafür stellen wir momentan Gesuche an Stiftungen und suchen noch anderweitig Unterstützung bei Privatpersonen und Unternehmen. Wir möchten den Ausbau des Zentrums selbst finanzieren, um die Betriebskosten langfristig auf ein Minimum zu beschränken. Das neue Zentrum ist auch ein Bekenntnis zum Kanton. Unser Engagement und die grosse Investition sollen ein Signal an die Politik sein. Im Januar kommenden Jahres übernehmen wir den Rohbau, im August 2026 wollen wir eröffnen. Der Treffpunkt wird fünf Tage pro Woche während der üblichen Geschäftszeiten offen sein.
Pro Senectute beider Basel
svr. Pro Senectute beider Basel unterstützt seit mehr als 100 Jahren ältere Menschen dabei, ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. Rund 30 000 Personen aus der Region nutzen die Dienstleistungen und Angebote der Organisation. Pro Senectute beider Basel verwirklicht auch Projekte in den Bereichen Freizeit und Mobilität zugunsten älterer Menschen in der Region Basel. Die Stiftung finanziert sich zu einem wesentlichen Teil über Spenden und Legate und untersteht der Stiftungsaufsicht beider Basel.


